Heilung und ihre Einschränkungen

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Auch wenn Alucard sie gern auf sich liegen hat, er muss etwas los werden. Und dieses etwas landet neben dem vom Pater zugeknotet im Mülleimer des Badezimmers. Der Urvampir sieht immer noch ein wenig erschöpft zu Anderson, der sich durch die Haare streicht. „Was.", brummt der blondhaarige Mann und erwidert den Blick. Die Mundwinkel Alucards gehen leicht hoch. „Hier kann man doch glatt das Paradies sehen und der Sünde verfallen." Alexander will erst etwas dummes erwidern, bevor er lächelnd auf die Seite sieht und nickt. „Das... kann man durchaus." An sich hat er zwar keinen Bruch seines Gelübdes gehabt, aber dennoch eine Sünde begangen. Vorehelichen Sex, wenn man das so streng sehen möchte. „Lasst uns wieder zurück, es scheint Euch kalt zu sein." Alucard sieht kurz runter, ehe er wieder nach oben sieht und schelmisch grinst. „Wenigstens weiß ich jetzt wie du dich die ganze Zeit fühlst.", erwidert Anderson nur und geht zur Badezimmertür. Nici hat sich auf den Bauch gedreht, das Gesicht liegt auf der Matratze. Die Bettdecke ist knapp über ihren Hintern gezogen. „Engel? Was ist los?" Langsam dreht sie ihren Kopf und sieht ihn mit einem dunkelroten Gesicht an. „Viel." Alucard schlendert an dem Geistlichen vorbei zum Bett und setzt sich drauf. Sein Blick vorwurfsvoll. „Erstens spüre ich das was du spürst. Nicht nur wirkt dein verdammter Orgasmus noch extrem nach, danke dafür übrigens, sondern ich spüre die Schmerzen." Die braunen Augen werden kurz groß, ehe sie jedem Blickkontakt ausweicht. „Ich habe gesagt dass wir es nicht tun sollten wenn es dir weh tut, Füchschen. Jetzt hast du dich wieder dazu gezwungen und was ist rausgekommen?" Bevor Anderson etwas sagen kann hebt sie nur kurz die Hand. „Das-" Ein kurzes Räuspern und ein unsicherer Blickkontakt. „Wenn du alles spürst dann hättest du auch spüren müssen, dass es einfach nur am Anfang war, okay? Danach- Shit... Danach wars ja gut." Das letzte zischt sie ein wenig beschämt vor sich hin und legt sich wieder richtig hin. Die beiden Männer sehen sich kurz an und der Pater legt fragend den Kopf schief. „Wir hätten mehr Vorbereitung gebraucht was ihre Lösung für mich anging. Das war so spontan dass sie Schmerzen hat. Somit tuts auch mir weh und scheiße, das erinnert mich an damals. Keine gute Zeit vergewaltigt zu werden." Stille. Sowohl Alexander als auch Nici starren ihn an und wie gern würde sich Alucard wünschen das nicht erwähnt zu haben. Jetzt muss er da durch. Oder sie haben es einfach vergessen? Er sollte auf das unmöglichste hoffen. Vielleicht kann er- „Wer." Überraschenderweise kommt das nicht von Nicole, sondern von Alexander. Dieser starrt ihn an als hätte man seine Familie aufs äußerste beleidigt. „Den bekommt man jetzt nicht mehr und ich war ein Kind." Stumm stellt sich Anderson vor den Vampir und hat die Arme verschränkt. Sein Blick unerbittlich. Alucard hingegen sieht kurz an ihm runter und dann wieder hoch ehe er sich räuspert. „So sehr ich es verstehe sich ein wenig freier bewegen zu wollen, so ist diese ‚Konstellation' gerade ein klein wenig unangenehm."

Schlussendlich muss er es dann doch irgendwie erzählen, denn sonst hätte niemand irgendwie Ruhe gegeben. „Aber es ist eben so, was solls." Nici sieht auf die Seite. Sie fühlt sich schuldig für das, was passiert ist und wozu sie ihn fast gezwungen hat. „Warst du deswegen so dagegen?", fragt sie leise und Alucard sieht zu ihr. „Teils, ja." Die braunhaarige legt den Kopf wieder auf die Matratze und kaut auf ihrer Unterlippe herum. Alexander hatte sich wenigstens schon einmal eine Hose anziehen können und sitzt neben dem schwarzhaarigen auf dem Bett. Besorgt blickt er von Nici zu dem Vampir. Das hat ihre anfängliche Selbstsicherheit wieder komplett zerstört. Unwahrscheinlich empfindlich das Weib, aber er kann sie doch irgendwie verstehen. „Bringt es was wenn ich sage dass es mir leid tut?" Ihre Stimme ist ziemlich leise, doch der Urvampir zieht nur eine Augenbraue hoch. „Bringt es was wenn ich sage dass es nicht deine Schuld war und du dafür nichts kannst?" Das ist dann wohl ein nein. „Aber- Es hat sich zum Ende hin dann doch gut angefühlt, wenn dich das beruhigt." Entgeistert starrt Nici ihn an. „Oh, ja klar. Ich hab so sehr gebettelt dass du etwas tun musstest was du eigentlich nicht wolltest und es für dich ein mehr als traumatisches Erlebnis damals war. Aber es war am Ende gut? Klar macht das alles supi! Du hättest es mir sagen sollen, Alucard. UNS! Wir hätten es vielleicht anders geregelt und ich wäre nicht so drauf und dran gewesen das durchzuziehen und-" Sie verstummt als Alucard sich direkt vor sie legt. Die Füße ragen noch über der Bettkante heraus. „Du hast dir nichts zuschulden kommen lassen, in Ordnung? Im Gegenteil. Mit so etwas kann ich ein paar der Erinnerungen vielleicht überschreiben und es mit etwas positivem Verbinden. Du... Du machst nichts schlimmer, okay? Du hilfst mir damit." Leicht lächelt er und streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich habe ja gesagt, dass wir uns gegenseitig helfen." Anderson legt sich neben den Urvampir und legt ihm eine Hand auf den Rücken während er nickend zu der jungen Frau sieht. „Wir sind ein Team und wir sind ehrlich zueinander. Wenn er sagt dass es so ist, dann ist es auch so. Ich denke mir mal dass Alucard gelernt hat dass Lügen ihn nicht weiterbringt." Ein entgeisterter Blick des schwarzhaarigen. „Ansonsten bin ich einen Kopf kürzer, das ist mir klar.", brummt er und sieht wieder zu Nici. „Siehst du? Wenn sogar der da sagt dass ich nicht lüge, dann solltest du uns beiden vertrauen." Der da? Alexander hört wohl nicht richtig! „Der da hat einen Namen, Blutsauger." Die beiden sehen sich an. „Stellt Euch vor, ich auch." Im nächsten Moment hört man nur das Rascheln von Stoff und Nici hat ihren Kopf zwischen die beiden gestreckt und schmunzelt. „Ich liebe euch, wisst ihr das?" Alucard zieht kurz eine Augenbraue hoch, bevor er ihr einen Kuss auf die Wange gibt und ebenfalls lächelt. „Ich dich auch, Füchschen." Anderson legt seinen Kopf an ihren und schließt die Augen. „Bis das der Tod uns scheidet."

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