Der Anfang vom Ende

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„Vampir. Runter von mir." Anderson hat zwar gut geschlafen, aber trotzdem hat er es nicht gern, dass Alucard auf ihm pennt. Dieser hebt nur kurz seinen Kopf, öffnet leicht die Augen und brummt irgendwas vor sich hin, ehe er tatsächlich mit seinem Oberkörper vom Pater runterrutscht, sich umdreht und Nici in den Arm nimmt. Schlussendlich haben sie Alucard zwischen ihnen beiden schlafen lassen, damit er eben wirklich das Gefühl von Zugehörigkeit bekommt. Alexander hat sich nach mehrfachem Bitten von Nicole dazu breitschlagen lassen und auch nach dem emotionalen Ausbruch von gestern wäre es für ihn ein Unding gewesen ihn komplett allein zu lassen. Seufzend setzt sich der Pater auf und reibt sich über die Augen. Wie spät ist es eigentlich? Sein Handy liegt, wie das von Alucard, auf ihrem Schreibtisch da dort die restlichen Steckdosen sind. Es ist ihr Zimmer, also bekommt auch sie den einzigen Ladeplatz direkt am Bett. So leise es geht steht er auf, setzt sich die Brille auf, richtet sich seine im Schlaf verrutschte Kleidung und geht zu seinem Handy. Nichts neues. Sein Blick geht zu den beiden schlafenden und irgendwie muss er Lächeln. Familie. Er selbst hatte seine Familie auch verloren, vielleicht sogar noch ein wenig tragischer als Alucard selbst. Aber im Gegensatz zu ihm hat er seine Trauer in Wut umgewandelt. Wut aufgrund des gewaltsamen Todes seiner Mutter, seines Vaters und seines Bruders. Nur kurz blitzt in seinen Gedanken das Bild einer Kette auf. Als Anhänger eine silberne Glockenblume. Doch schnell ist es wieder vorbei und er steckt das Handy ab, ehe er an die Seite des Bettes geht und sich hinkniet. Handy richtig positionieren und... das Foto ist gemacht. Zufrieden lächelnd steht er wieder auf und steckt das Handy weg. Die beiden schlafen weiterhin, also vielleicht sollte er einfach schon einmal frühstücken gehen. Das Zimmer verlässt er so leise es geht, nachdem er die Schuhe einfach nur hochgehoben und sich den Mantel geschnappt hatte. Erst draußen zieht er das alles an, da es vielleicht sonst zu laut hätte sein können. Das Anwesen ist still, obwohl es schon kurz nach halb neun ist. Aber wenn es ruhig ist, dann ist das nur ein Anzeichen von Sicherheit. „So allein in der Früh?" Überrascht zuckt Alexander zusammen als Alucard plötzlich neben ihm auftaucht und er braucht einen Moment um sich zu beruhigen. „Bis du dagewesen bist, habe ich es noch genossen.", erwidert der Pater, doch der schwarzhaarige lässt ihn nicht allein. „Danke." Er bedankt sich bei IHM? Der Urvampir? Träumt er noch? „Gestern war- Gestern war einfach selbst für mich ein wenig viel und ich hoffe, dass das keine Kreise ziehen wird." Anderson hingegen zieht nur eine Augenbraue hoch. „Gestern? Gestern... Gestern hatten wir eine sehr fragwürdige gemeinsame Zeit und ich habe von meiner Mission und dem Vatikan erzählt. Ich denke, dass du geträumt haben musst." Alucards Mundwinkel gehen hoch, ehe er nickt und ebenfalls nach vorn sieht. „Stimmt. Ich denke, dass ich wirklich nur geträumt habe. Was für eine blühende Fantasie ich doch noch besitze." Somit ist das geklärt und Alex ist noch etwas eingefallen, was er dem Vampir überbringen sollte. „Kein Wort von einer gewissen höhergestellten Zweisamkeit im Vatikan an irgendjemanden. Der Erzbischof persönlich hat darum gebeten und selbst wenn die Lockerung durchgeht, dann haben wir offiziell noch nichts davon gewusst." Der schwarzhaarige neigt verstehend seinen Kopf. Ehrensache.

Irgendwie ist es komisch kalt. Leer. Nici dreht sich auf den Rücken und öffnet verwirrt die Augen. Niemand da. Sie sieht auf beide Seiten und dann im Zimmer, aber bis auf sie ist hier niemand im Raum! Ist was passiert? Werden sie angegriffen? Panisch steht sie auf, mault sich fast und starrt sofort aus dem Fenster, sieht aber nichts. Es ist auch komplett ruhig. Ihr Blick geht zum Schreibtisch. Die Handys sind weg. Auch die Kleidung fehlt. Die beiden werden also höchstwahrscheinlich schon aufgestanden sein. Ein wenig beruhigt sie sich wieder. Man hätte sie aufgeweckt, wenn irgendetwas wäre. Gähnend und sich streckend geht sie auf die andere Seite vom Bett und sieht auf ihr eigenes Handy runter. Eine Nachricht von Alucard. ‚Sind in der Küche, komm mal wieder runter.' Irritiert runzelt sie die Stirn und legt den Kopf schief. Woher weiß er- Dieses komische Band. ‚Bin gleich da. Kannst du mir einen Kaffee machen?' Nach dieser abgeschickten Nachricht geht sie erst einmal aufs Klo und sieht den überquellenden Wäschekorb. Die Erinnerungen von gestern treffen sie hart und mit einem roten Gesicht erledigt sie alles, bevor sie die Hände wäscht und den Korb gleich mitnimmt. Die Waschküche liegt auf dem Weg. Dann wäre das schon einmal erledigt und hoffentlich nimmt niemand diese Waschladung raus. Erst dann geht sie in die Küche und wird dort von einer Tasse Kaffee erwartet, die ihr Alucard entgegen hält. „Danke.", murmelt sie, gibt ihm einen Kuss auf die Stirn und setzt sich einfach an den Tisch. Alexander kommt gerade von einem Telefonat rein und wünscht ihr einen guten Morgen, bevor er ihr einen direkten Kuss gibt und sich ebenfalls hinsetzt. „Gute Neuigkeiten zur Lockerung. Die finale Form ist fertig und bereit zur Ausgabe. Sie suchen sich nur noch den richtigen Termin zur Verkündung aus und dann wird die Welt erst einmal den Atem anhalten." Mit sowas kann man doch den Morgen beginnen, oder nicht? Skeptisch sieht der Pater zu ihr und legt den Kopf leicht schief. „Du wirst aber nicht nur den Kaffee trinken, oder?" Nici sieht in die Tasse, dann wieder hoch. „Wäre was falsch daran?" Ein Klatschen und jeder sieht zu Alucard. Dieser lässt die Hand von seiner Stirn sinken. „Meine Fresse... wie hast du ohne uns eigentlich überlebt?!" Ein schlürfendes Geräusch ist zu hören, als die braunhaarige den Kaffee trinkt und ihm dabei in die Augen sieht. „Eigentlich ganz gut.", meint sie und stellt die Tasse ab. „Die Probleme kamen erst, als sich die Lady gedacht hat mich hier zu involvieren und mir alles scheiß egal war als ihr euch eingekerkert habt weil ich euch liebe. Ich meine... Ich stelle mich locker noch einmal gegen einen Dämon wenn es heißt euch beide zu retten." Wirklich ehrenhaft, aber eben auch komplett irre. Seufzend sieht Anderson zu Alucard. „Weißt du jetzt was ich gestern mit selbstmordgefährdet gemeint habe?" Dieser nickt. Er kann es verstehen!

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