Adoptiert

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Zum Abendessen gibt es einfach nur eine Brotzeit, das warme Essen gibt es mittags. Während sich Alucard relativ gut mit Benny versteht und die irgendwie immer etwas zu bereden haben, ist Alexander wohl mehr der Elterntyp. Auch hat er die Geduld mit der Sprachbarriere und Nici geht mit ihrer Mutter schlussendlich raus auf die Terrasse. Petra zündet sich eine Zigarette an und nickt ihrer Tochter zu. „Bisher schlagen sie sich gut und selbst Benny scheint sie zu mögen. Du weißt was das bedeutet." Nici kichert und setzt sich auf die Bank. „Die beiden behalten, das würde ich aber auch wenn Benny sie nicht mögen würde. Ich... würde sogar für die beiden über seine Menschenkenntnis trampeln." Auch wenn ihr Bruder schon immer recht hatte was dieses Gespür angeht. Mochte er jemanden nicht, hatte diese Person Dreck am Stecken. Er hat das teils Jahre im Voraus gespürt, was jeden bis jetzt immer noch fasziniert. „Wie läuft es sonst in der Arbeit?" Die beiden einzigen Frauen unterhalten sich draußen in aller Ruhe und Alucard wird runter in den Keller geführt. Ganz links ist das Abteil für die Heizung, dann kommt der Werkzeugkeller, ein Vorratsabteil und ganz rechts ist das größte Abteil, jenes auch für Benny. „Wahrscheinlich willst du was über meine Schwester erfahren, oder?" Der blondhaarige Junge sieht zu Alucard, der ihn kurz mustert bevor ein Mundwinkel hoch geht. „Anscheinend ist man in dieser Familie im generellen schnell von Begriff." Benny schnaubt und setzt sich auf einen Sessel, während Alucard stehen bleibt. „Ich kann dir nur den Tipp geben, dass du bei ihr aufpassen solltest. Wie viel weißt du wirklich von ihr? Wie viel hat sie dir oder euch aus ihrer Kindheit erzählt?" Skeptisch kneift der Urvampir seine Augen zusammen. Was meint er? „Hat sie erzählt wie sehr sie von allen ignoriert wurde? Wie sie ausgenutzt wurde? Meine Fresse... die hing bei mir und meinem Kumpel rum, weil sie selbst keine Freunde hatte! Denk daran, dass sie n paar Jahre älter ist als ich." Interessant zu wissen. Langsam setzt sich Alucard neben ihn auf einen zweiten Sessel und lehnt sich nach hinten. „Sie achtet auf die anderen, aber selten auf sich. Da müsst ihr aufpassen. Sie ist ein people-pleaser deswegen. Man ey, Nici wird mich dafür hassen, aber was solls. Um sich die Leute nah zu halten die sie will oder braucht, macht sie alles. Sie gibt alles was sie hat und sie macht alles so, dass sie sie halten kann. Manipulation inklusive. Sie merkt das schon gar nicht mehr! Sie macht das nicht mit Absicht, aber es läuft einfach ab. Hat sie schon erwähnt dass sie die Leute analysiert wie das fucking FBI?" Ein nicken des schwarzhaarigen. „Das... hat sie schon gesagt, ja." Benny schnaubt und schaltet seine Konsole an. „Rate mal woher das kommt. Sie schaut so nach ob man ihr schaden kann oder wo die Schwachstellen ihres Gegenübers liegen um sie im Ernstfall sofort ausnutzen zu können. Behalt das mal im Auge." Das sind Neuigkeiten, die er nicht wirklich von ihrem kleinen Bruder haben möchte. Von jemandem, der das schon seit Jahren weiß und sich das alles schon lange angesehen hat. Abwehrmechanismen, die sich wohl bei ihr über die Jahre hinweg entwickelt haben. Nützlich und doch verdammt gefährlich, wenn man in ihr Radar rutscht. „Danke. Ich hol dich nachher zum Trinken." Alucard steht auf, während Benny sich räuspert. Dadurch bleibt der Urvampir stehen und sieht ihn noch einmal an. „Aber verdammte scheiße ist sie verknallt in euch beide. Sie hat eine Ausnahmegruppe. Ihre Familie und ihr gehört dazu." Das ist aufmunternd.

„Nein, das hat sie nicht!" Anderson legt sich eine Hand auf den Mund und Nici das Kissen auf das Gesicht. Ihre Mutter und sie sind wieder zurück in das Wohnzimmer und damit begann der Anfang vom Ende. Die Kindergeschichten. „Du hast mir nie gesagt, dass du eine Discoqueen warst!" Die Geschichte? Als sie mit dem Fußballteam einen mehrtägigen Ausflug gemacht hatte, waren sie in einem Camp welches abends eine Kinderdisko hatte. Nicole war damals um einiges extrovertierter und hatte ihren Spaß auf der Tanzfläche. Als die Trainer das Team wieder zusammengetrommelt und eingesammelt haben um zurück in die Hütte zu gehen, haben sie sie halt vergessen. Ihr als kleiner 6-Jähriger Pimpf ist das nicht aufgefallen und erst zwei Stunden später wurde sie von der Kinderdisko abgeholt und zurückgebracht, weil erst dann auffiel dass sie nicht da war. Man hatte sie schon überall gesucht und schlussendlich dann auch gefunden. „Ich will nicht darüber reden, klar?" Ihre Mutter lacht leise und ihr Vater grinst breit. Beide sind sie stolz, dass sie ihre Tochter ein wenig in Verlegenheit bringen konnten. „Und wie stolz du warst, Nici! Du hast davon gar nicht mehr aufgehört zu reden!" Thomas lacht nun auch ein wenig und sieht zu Alucard, der nun in das Wohnzimmer kommt. „Genau richtig! Setz dich und hör zu!" Petra sieht ihn höchst amüsiert an und sein Blick geht ein wenig irritiert zu Nici, deren Scham er spüren kann. „Nein, am besten du gehst wieder runter und lässt dir hier nicht den Kopf waschen. Das ist-" „Wunderbar faszinierend. Wusstest du, dass unser kleiner Engel schon als Kind ziemlich abenteuerlustig war? Besonders in der Kinderdisko?", unterbricht Alexander und bekommt dafür einen warnenden Blick von Nicole, den er aber komplett ignoriert. „Oh? Kindergeschichten? Ich bin ganz Ohr!" Der schwarzhaarige setzt sich ebenfalls auf die Couch und Nici weiß nicht, ob das nicht doch so eine beschissene Idee war. Eigentlich dachte sie ja, dass ihre Eltern das mit der Sprachbarriere einfach so hinnehmen. Aber dass sie GOOGLE ÜBERSETZER hernehmen stand NICHT auf dem BESCHISSENEN Plan! Hoffentlich ist es bald vorbei. Eigentlich war ihre Kindheit relativ langweilig und solche Momente selten, aber wer weiß an was sie sich nicht erinnert, ihre Eltern aber schon? „Uh! Lasst uns nicht die Italienerin im Urlaub vergessen!", meint ihre Mutter und Nici seufzt. Das hatte sie auch schon vergessen. Ihr Vater lacht kurz und fängt dann an mit seinem Englisch zu sprechen, welches für einen Drittklässler hier gerade noch so angebracht wäre. Aber hey! Wenigstens probiert er es und die Dinger die er nicht weiß, die googelt er einfach.

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