Zu später Stund'

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Nicole reißt die Augen auf. Es ist dunkel. Ihr Herz rast und sie kann sich nicht bewegen. Ihr Atem geht so schnell, als habe sie gerade erst einen Marathon hinter sich gebracht. Sie hat Albträume und ist schon mehrere Male aufgewacht. Bis jetzt konnte sie aber immer wieder einschlafen, aber jetzt reicht es wirklich. Sie macht sich so viele Sorgen wegen dem Mist, dass sie immer wieder Träume von ihrem eigenen Tod hat. Möglichkeiten, wie der Pater und auch Alucard sterben könnten. Angeblich sollen sie ja nicht so leicht zu töten sein, aber sie verlässt sich kaum auf andere Aussagen. Langsam steht sie auf und nimmt ihr Handy von dem Nachttisch welches neben dem Bett steht, ehe sie sich da ihre Taschenlampe anmacht und somit den Lichtschalter finden kann. Seufzend geht sie wieder zurück zum Bett und setzt sich drauf. Sie würde ja gern wieder schlafen, kann es aber nicht wirklich. Vereinzelte Bilder sind in ihrem Kopf noch vorhanden, die so etwas wie Ruhe nicht mehr wirklich zulassen. Leise macht sie ihre eigene Musik an, um ein wenig herunter zu kommen und öffnet die Jalousie an einem der Fenster, um nach draußen sehen zu können. Schlussendlich macht sie sogar das Fenster auf. Vielleicht hilft ja frische Luft? Nici setzt sich auf das Fensterbrett und starrt nach draußen. Das Zimmer liegt im ersten Stock und sie könnte locker raus klettern und auch wieder rein, das wäre kein Problem. Aber hier fühlt sie sich einigermaßen sicher und kann sich vielleicht wieder entspannen. Da draußen weiß sie nicht wie sie mit möglichen Gefahren umgehen soll. Das hier ist wie ein Barriere. Ein Schutz, der ihr eben die Sicherheit bietet, welche sie gerade braucht. Alucard hingegen findet es nicht so amüsant, wie die braunhaarige sich einfach so jeglicher Gefahr darbietet. Ein Scharfschütze könnte sie einfach so treffen. Sie ist sich der Gefahr gar nicht bewusst, in der sie stecken könnte. Neben dem Fenster taucht der schwarzhaarige aus dem Schatten auf und lehnt sich an die Außenseite des Gebäudes. „Sollten Menschen um diese Uhrzeit nicht schlafen?" Zwar kann sich Nicole den überraschten Aufschrei verkneifen, kippt aber durch das Zusammenzucken nach vorn vom Fensterbrett runter. Instinktiv streckt der Urvampir einen Arm aus und kann sie so vor dem Boden bewahren. Schnell schiebt er sie wieder zurück auf das Brett und schnaubt. „Mir vor die Füße fallen zu wollen ist zwar eine nette Geste, aber nicht ganz notwendig." Alucard beobachtet, wie die junge Frau sich wieder richtig hinsetzt und tief durchatmen muss. Hat er sie so erschreckt? Bisher kam keine Antwort von ihr, was ihn so ein wenig verwundert. Normalerweise ist sie die Person, die zu allem einen dummen Kommentar hat! Aber jetzt ist sie still. Ein kurzer Blick in ihre Gedanken reicht aus um zu wissen, dass sie nicht freiwillig wach ist. Auch sieht er die Bilder und schnaubt. „Wir sind fast unsterblich, Kiddo. Bei mir braucht es so oder so noch einmal länger, also entspann dich."

Sich zu entspannen wäre jetzt wirklich toll. „Trotzdem habe ich Angst." Wieso sollte sie jetzt Angst haben? „Der Pater und ich beschützen dich schon. Hast du so wenig vertrauen in uns?" Nici sieht ihm in die roten Augen, welche leicht glimmen. „Ich- Ich weiß es nicht. Es will ja immer noch nicht so ganz in meinen Kopf, dass du ein Vampir sein sollst!" Der schwarzhaarige zieht entgeistert eine Augenbraue hoch und stellt sich vor sie. „Was. Soll ich vor deinen Augen jemanden aussaugen? Soll ich dich beißen? Was für Beweise willst du noch?" Das weiß sie ja selbst nicht einmal, das ist ja das Problem! Mit einer entgeisterten Miene holt er eine seiner Pistolen raus, entsichert sie und hält sie ihr hin. „Erschieß mich. Eine Kugel in die Stirn und ich werde dir zeigen wie sehr du mir und meinen Fähigkeiten vertrauen kannst und solltest wenn du überleben willst." Die Augen sind groß, während sie die Waffe betrachtet und dann zu Alucard sieht, der aber die Ruhe selbst zu sein scheint. „Ich werde dich nicht erschießen." Die Antwort ist klar und unmissverständlich. „Tu es. Denk nicht darüber nach, sondern tu es einfach. Du musst nur den Abzug drücken, entsichert habe ich sie schon." Auffordernd hält er die Jackal weiterhin in ihre Richtung, ehe sie sie endlich nimmt. Überrascht wie schwer das Ding eigentlich ist, muss sie mit dem Gewicht erst einmal zurechtkommen. „U-Und ich soll einfach-" „Abdrücken." Alucard verschränkt die Arme und wartet ein wenig ungeduldig darauf. Nici sieht die Waffe skeptisch an. Sie sieht riesig in ihren kleinen Händen aus und wiegt auch entsprechend ihrer Größe. Tatsächlich muss sie sich anstrengen, um die Pistole zu heben und braucht beide Hände dafür. „Wie schwer ist das Ding?", fragt sie leise und senkt sie wieder, um ein wenig Verschnaufen zu können. „Nicht schwer, vielleicht 16 Kilo." Nicole zieht ihre Augenbrauen hoch und sieht von der Waffe zu Alucard. „16 Kilo? Das ist verdammt viel!" Da merkt man mal wieder, wie sehr sich die persönlichen Meinungen unterscheiden. „Für einen untrainierten Menschen vielleicht. Aber nicht für einen Vampir mit übermenschlicher Stärke.", erwidert er nur und sieht an ihr hoch und runter. Wenn sie ihm jetzt verklickern will dass sie trainiert wäre, dann erschießt er sich selbst. „Was für ein scheiß Fitnessstudio nimmst du bitte her..." Nicole seufzt und sieht wieder auf die Waffe. „Ich kann dich nicht einfach erschießen, man. Das- Das geht gar nicht!" Alucard verdreht die Augen. „Tu es einfach! Würdest du bei einem Feind zögern?" Die braunhaarige sieht sofort auf. „Du bist kein Feind!" Er verzieht das Gesicht. „Ich könnte schnell einer werden." Dagegen kann sie jetzt nicht wirklich etwas sagen. Sie sieht ein, dass sie die Diskussion nicht gewinnen kann und lässt die Schultern hängen. „Also einfach abdrücken." Leicht zögerlich hebt sie die Waffe wieder und zielt damit direkt auf Alucards Kopf. „Fuck man..." Wieder zieht sie die Luft tief ein und stößt sie langsam wieder aus, bevor sie abdrückt.

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