Verständnisprobleme

Start from the beginning
                                    

Seufzend macht er das Fenster auf und lässt nicht nur frische Luft rein, sondern auch Licht was sie jetzt nicht so gern hat. Das leise Knurren dringt bis in seine Ohren. Ein Werfuchs. Ein verdammter Werfuchs! „Es muss einen Weg geben. Du bist ein Werfuchs. Du wurdest von dem Mistvieh gebissen, es hat seine Zeit gebraucht bis es sich entwickelt hat und offenbar ist das Zeug so stark, dass nicht einmal mein Blut etwas dagegen tun kann. Aber so wie Werwölfe ihre Stadien haben, hast du sie auch. Du musst irgendwie herausfinden wie du dich wieder zurückwandeln kannst, aber da kann ich dir wirklich nicht helfen." Kopfschüttelnd dreht er sich um und geht schon fast im Kreis vor dem Bett herum. „Wir sollten das erst einmal vor dem Pater geheim halten. Wenn er das herausfindet, dann-" Sein Blick geht zu Nici, die das Handy schon in der Hand hat und aus den noch dunkleren Augen ansieht. Alucard erwidert den Blick für ein paar Sekunden bis er seufzt. „Du rufst ihn gerade an, oder?" Sie nickt und bevor er bei ihr ist, hebt Anderson schon ab. „Mein Engel? Was ist los? Du rufst nie freiwillig an!" Ja, sie hat immer noch ein Problem mit dem Telefonieren und würde lieber von der Klippe springen als selbst jemanden anzurufen, aber das hat gerade nichts mit der Sache zu tun! „Wir haben hier ein KLEINES Problem!" Alexander, der am anderen Ende der Leitung ist, zieht seine Augenbrauen hoch, ehe er die Stirn runzelt. „Baskerville? Bist du das mit Nicis Handy? Sei ein braver Höllenhund und gib es ihr zurück." Ein wenig beleidigt klappt ihr Unterkiefer nach unten und sie spürt, wie sich etwas an ihren Kopf anlegt. „Du hast jetzt Ohren, gewöhn dich dran. Jetzt gib mir das Handy und ich kläre das." Alucards Stimme? Jetzt ist er wirklich ein wenig verwirrt. „Hallo und Willkommen im Zirkus Hellsing. Wir haben ein menschengroßes und fellversehenes Problem. Code Fuchs." Code Fuchs? Ist der Blutsauger an eine verdorbene Konserve geraten oder warum denkt der jetzt dass Alexander etwas damit anfangen kann? „Hat dir der letzte Gegner doch die letzte Hirnzelle weggeballert?" Während Alucard aber alles erzählt, sieht Pater Anderson immer geschockter nach vorn. Sein Engel wurde... was? „Wir können sagen, dass sie fuchsiziert wurde.", schließt der Urvampir die Erklärung und kurz herrscht Stille. Das muss Anderson erst einmal verarbeiten. „Also war das am Anfang nicht Baskerville?" Ein verneinendes Brummen, gefolgt von einem kurzen Knurren und leisem Bellen. „Sei nicht so eingeschnappt. Jeder hätte euch beide da verwechselt.", gibt Alucard von sich und sieht zu Nici, die ihre Arme verschränkt hat und auf die Seite sieht. „Ein Fuchs klingt anders als ein Höllenhund." Tief zieht Alucard die Luft ein und stößt sie wieder aus. „Zum letzten Mal. Ich kann nicht verstehen was du sagst! Du hörst dich an wie ein Chihuahua auf Crack, okay?" Wie bitte? Sie hört sich an wie ein- Langsam lässt Nici ihren Kopf sinken, während sie auf die Bettdecke sieht und ein leises Winseln von sich gibt. Die Ohren gehen nur leicht nach hinten. Der schwarzhaarige hingegen schluckt kurz. „Vampir! Noch anwesend?" Nur kurz nickt er bevor ihm einfällt, dass er das nicht sehen kann. „Das ist ein fucking neues Level an Niedlichkeit.", flüstert der Urvampir und das wiederum stachelt die Neugierde Alexanders an. Er kann sich nämlich im Augenblick nichts unter einem Werfuchs vorstellen.

Also wenn er hier im Waisenhaus tot aufgefunden wird, liegt es an den Bildern die ihm der Vampir von Nicoles Zustand geschickt hat. Das mit der Niedlichkeit war eine verdammte Untertreibung. Die großen Ohren an dem Kopf, die schwarzen Knopfaugen, die kleine Schnauze und der puffige Schweif... Das Fell muss ja richtig weich sein und er hat den Drang jetzt einfach zu Hellsing zu fliegen und zu knuddeln. Das Einzige was Nici bis jetzt zum Knuddeln hat ist ihr eigener Schweif, den sie schlussendlich auch entdeckt hat. Sie hat noch keine Ahnung wie sie ihn bewusst einsetzen muss, aber das bekommt sie schon noch hin! Irgendwie. Irgendwann. „Ich muss mit dir per Telepathie reden, wenn ich irgendwas von dir verstehen soll bis du das alles rausgefunden hast!" Alucard sieht auf sie hinunter und wartet darauf, dass sie ihm telepathisch antwortet. „Jeder wird normal mit dir reden, weil du das ja anscheinend verstehst. Aber wir verstehen DICH nicht und das ist im Moment so ein ganz kleines Hindernis." „Kleines Hindernis am Arsch... Kann ich wenigstens was normales Essen? Ich habe Hunger!" Und sie fühlt sich schon um einiges ausgeruhter. Frischer! Außerdem hat sie wieder durgeschlafen bis man sie geweckt hat. „Telepathie." Nici schnaubt entgeistert. Das ist als würde man gedanklich jemanden anrufen, nicht besser als ein normaler Anruf! „Wir werden der Lady außerdem davon erzählen. Sofort!" Das Gejaule ignoriert er einfach. Nicht einmal Baskerville ist so schlimm damit und den kennt er schon ziemlich lange. „Wenn du nicht damit einverstanden bist, dann sag es mir per Telepathie, oder halt die Klappe und komm mit. Whatsapp oder SMS wird nicht für immer reichen, falls dir das gerade eingefallen sein sollte. Ich halte für dich einen Kanal offen." Mit diesen Worten geht er zur Tür, macht sie auf und sieht zurück. Unsicher sieht sie auf ihre Beine. Auch diese haben sich ein wenig verformt und haben sich eben an die Hinterbeine eines Fuchses angepasst. Gleiche Bauweise, nur für ihr Körpergewicht ausgelegt und hoffentlich ermöglicht es einen aufrechten Gang. Hilfesuchend blickt sie zu Alucard, der aber nur in der offenen Tür wartet. Vorsichtig rutscht Nici zur Bettkante. Schuhe passen ihr keine mehr so wirklich, zumindest in der Form. Die Kleidung sitzt aber überraschend gut und im Gegensatz zu Hans damals scheint sie nicht extrem an Größe und Muskelkraft zu gewinnen als eh schon vorhanden war. Obwohl... von beidem ist eh nicht viel da, vielleicht steht das ja in Korrelation? Aufgrund des leicht veränderten Bewegungsapparates steht Nici nur langsam auf und bewegt sich auch erst einmal nicht. Sie hat ein dreiviertel Jahr gebraucht bis sie mit ihren normalen Beinen laufen konnte und kann es teilweise jetzt, 26 Jahre später, immer noch nicht! Wie soll sie das andere jetzt innerhalb weniger Sekunden lernen? Wie machen das bitte die Tierbabys? Wie können sie so schnell auf ihren Beinen stehen? „Sag mir nicht, dass du nicht laufen kannst." Die junge Frau starrt ihn finster an. „Welch wunderbare Neuigkeit! Der werte Herr hat seine FUCKING AUGEN BENUTZT!" Alucard, der sich wieder nur Gejaule und Bellen anhören darf, seufzt. „Ich denke mir mal das, egal was du gesagt hast, nicht wirklich nett war. Jetzt komm." Als Zeichen des guten Willens streckt er ihr sogar die Hand entgegen, an der sie sich sofort fest hält und somit ihre ersten Schritte geht.

VUSWhere stories live. Discover now