16. Die Dunkelheit im Innern

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Ich antwortete nicht, sondern hielt meinen Blick stur auf den Boden gerichtet.

"Natürlich. Seit wir ein kleines Mädchen waren, haben wir davon geträumt eines Tages wie er zu sein. Eine Heldin. Aber das geht nicht, wenn du Blut an den Händen hast. Jedenfalls ist das die naive Vorstellung eines Kindes. Nicht einmal Daddy ist so unschuldig wie er behauptet. Hätte er uns sonst verlassen?"

"Er hat uns nicht verlassen", zischte ich und riss den Kopf hoch. "Er hat unzählige Leben gerettet. Er hat sich geopfert, um einen Krieg zu beenden. Er hat nicht einmal von meiner Existenz gewusst!"

"Und du bist dir ganz sicher, dass er den Kampf verpasst hätte, wenn er von uns gewusst hätte?"

Erneut schwieg ich. Natürlich wusste ich, dass Steve den Krieg um jeden Preis beendet hätte, und er hatte den höchsten Preis dafür zahlen wollen - sein Leben. Es aus einer anderen Perspektive zu betrachten, aus der meines Alter Egos, war schmerzhaft.

"Auch heute hat er dich verwundet und ungeschützt in Sams Haus zurückgelassen, während er sich Hals über Kopf in die nächste gefährliche Situation wirft. Du stehst ganz oben auf der Hitliste des gefährlichsten Auftragskillers und dennoch hat er dir den Rücken zugekehrt."

"So war das nicht und das weißt du! Er tut das alles, um HYDRA zu stürzen, damit die Welt wieder ein sicherer Ort sein kann."

"Da hast du es doch. Er tut es für das Allgemeinwohl, nicht für dich. Er will einen alten Feind besiegen. Und zu diesem Feind zählt zufälligerweise auch unser bester Freund, der Winter Soldier, der uns kaltblütig ermorden würde."

"Aber doch nur, weil er sich nicht erinnert!", bestritt ich, konnte jedoch nichts gegen die aufkommenden Tränen unternehmen. "Sie haben Winter das Gedächtnis gelöscht. Sie haben ihn seiner Erinnerung beraubt. Das ist nicht seine Schuld. Er hat es sich nicht ausgesucht, die Marionette für HYDRA zu spielen!"

"Wofür kämpfst du dann noch? Du hast es versucht und bist gescheitert, wieder und wieder. Zu viele Jahre sind verstrichen. Beim nächsten Versuch seine Erinnerungen zurückzuholen, könntest du sterben, Vivi. Willst du dein Leben wirklich auf diese Weise vergeuden?"

Langsam aber sicher verlor ich die Geduld. Ich packte die andere Viviana am Kragen und stieß sie gegen die Wand. "SEI STILL!"

Sie lachte erfreut. "Da bist du ja! Endlich zeigst du deine wahren Farben, Vivi."

Augenblicklich ließ ich von ihr ab, taumelte rückwärts bis meine Waden gegen das Bett stießen und sank auf den Boden, wo ich mit dem Rück gegen den Bettrahmen lehnte und mir die Haare raufte.

"Dein Vater würde dich für den Krieg verlassen, ohne den er nicht leben kann. Winter würde dich töten ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, weil du ihm nichts bedeutest. Auch Natasha würde dich zurücklassen. Natasha verkörpert all das, was du nie sein wolltest und wovor du dich fürchtest. Sie ist eine Lügnerin und eine Mörderin. An ihren Händen klebt das Blut unzähliger Opfer. Nun vollbringt sie ihre Morde unter dem Denkmal der Justiz."

"Natasha hat in der Vergangenheit zwar Schuld auf sich geladen, aber sie ist keine Mörderin", widersprach ich und schüttelte hastig den Kopf. "Sie bekämpft die Bösen. Sie macht ihre Fehler wieder gut."

"Du kennst sie kaum. Fakt ist, du kennst kaum jemanden. Und der Person, die du zu kennen glaubst, kannst du nicht einmal mehr dein Leben anvertrauen."

"Bitte, hör auf", schluchzte ich. Ich zog meine Hände aus den Haaren, um mein Gesicht hinter ihnen zu verbergen. "Wieso tust du das?"

Ihre Schritte kamen näher. Eine Hand fuhr durch mein Haar, strich mir über den Rücken und blieb letztlich auf meiner Schulter liegen. "Der Schmerz, den du so verzweifelt zu unterdrücken versuchst, soll dir die Augen öffnen, Vivi. Du sollst dein wahres Potenzial erkennen. Du sollst deine Glaubenssätze überarbeiten, damit du deine wahre Größe erreichen kannst", erklärte sie.

𝐓𝐇𝐄 𝐏𝐑𝐈𝐙𝐄 𝐎𝐅 𝐅𝐑𝐄𝐄𝐃𝐎𝐌 | 𝗠𝗮𝗿𝘃𝗲𝗹Where stories live. Discover now