„Was sagt er?" Alucard versteht die Worte nicht. Die Sprache kommt ihm bekannt vor, aber er kann sie nicht verstehen und die Worte somit entziffern. Der Pater hingegen lässt die Bajonette immer weiter sinken und schluckt. Im Gegensatz zu dem Urvampir versteht er die Worte ziemlich gut, nur ist der Inhalt sowas von beschissen. „Er beschwört uns extra einen Dämon aus der Hölle. Und wenn ich es richtig verstehe, wird das einer mit den Seelen aller bisher für Mortem gestorbenen Menschen und Vampire." Der schwarzhaarige sieht zu seinem Mitstreiter. Er hat ja davon gehört, dass man Seelen an Dämonen binden kann. Dachte aber bis jetzt immer, dass das verdammt noch mal eine zahlenmäßige Begrenzung im einstelligen Bereich hätte! Er selbst zählt sich nicht zu dieser Regel, immerhin ist er ein Vampir und kein Dämon auch wenn er als solcher oftmals betitelt wird. „Dämonen können nicht so viele Seelen halten. Das funktioniert nicht." Zumindest hofft Alucard, dass dieser Fakt noch irgendwie stimmt. „Dann sag mir WIESO ER ES GERADE BESCHWÖRT!" Dem Pater reicht es gleich und vielleicht sollte er den verdammten Vampir allein mit dem Ding lassen während er sich das alles nur aus der Ferne ansieht. Das wäre zumindest ein wenig unterhaltsam, bevor er seine Aggressionen ablässt. Beide treten einen Schritt zurück als die Linien des Beschwörungskreis anfangen zu leuchten. Ein grelles, gelbliches Licht welches schon fast in den Augen des Urvampirs sticht. „Sind Dämonen nicht immer rot?", brummt Anderson entgeistert und Alucard sieht zu ihm. „Ist das gerade Demonshaming? Nicht jeder Dämon ist gleich, werter Pater." Wie schön seine Bajonette jetzt in seinem Hals aussehen würden. Aus dem immer heller werdenden Licht wird ein stetes Pulsieren, als würde es Leben. Wie ein Herzschlag, zumindest hat es den Rhythmus davon. Somit lenkt es die Aufmerksamkeit der beiden wieder auf sich. Das Ritual können sie nicht unterbrechen. Der Kreis ist direkt in den Boden eingelassen worden und es gibt keine Gegenstände mit denen man es vielleicht aufhören lassen könnte. Überrascht sieht Alucard, wie sich das Blut ihrer getöteten Feinde wie von Geisterhand zu dem Kreis bewegt. Es zieht das Blut, ohne dass es beschworen ist? Er tritt noch einen Schritt zurück. Das kann nicht gut sein. Das ist alles andere als gut gerade eben! Mit was für einem Mistvieh haben sie es bitte zu tun? Anderson hingegen entfleucht die Sicherheit gerade, die ihm noch gegeben wurde. Wenn sogar der verdammte Vampir zurückweicht, dann liegt schon etwas im Argen. Weißlicher Nebel scheint wie aus dem Nichts zu kommen, bleibt aber in dem Kreis und bewegen sich nicht außerhalb der Linien. Die Nebelsäule baut sich nach oben hin aus, wird dichter und ist innerhalb weniger Sekunden so verdichtet, dass ein Durchsehen nicht mehr möglich ist. Nur hin und wieder ist eine dunkelgraue und schattige Gestalt zu erkennen, die sich langsam aber sicher in dem Nebel aufzubauen scheint. Vielleicht kann Alucard den Aufbau mit einer Kugel verhindern? Ein Schuss wird abgegeben. Die Kugel verschwindet im Nebel, tritt aber nie auf der anderen Seite aus. Hat er getroffen? Wurde die Kugel abgefangen? Was ist damit passiert? „Wir könnten ein minimales Problem haben.", brummt Alucard und starrt weiterhin in die Nebelsäule. Leicht dreht Anderson nur seinen Kopf. „Ach WIRKLICH!"

Das kleine hin und her wird aber unterbrochen als die Stimme des Mannes verstummt ist und nun Stille herrscht. Beide sehen zu dem Ding in dem Beschwörungskreis, welches nun wohl fertig ist. Der Nebel im Kreis scheint keine Form mehr halten zu müssen und verschwindet oder senkt sich nach unten ab. Die Macht, die selbst Alucard fast in die Knie zwingt, ist mächtiger als alles andere was einer der beiden je gespürt hat. Und ja, selbst Anderson spürt den Druck auf ihm lasten. Das Wesen tritt aus dem Kreis hinaus und starrt die Männer mit gelblich glühenden Augen an, die keinerlei Iris besitzen. Der Pater bekreuzigt sich erst einmal, ehe er ein Stoßgebet gen Himmel schickt und stumm um Hilfe und Unterstützung in diesem Kampf bittet. Der Dämon besitzt einen menschenähnlichen Körper, wenn man von einem Kopf, einem Hals, einem Torso, zwei Armen und zwei Beinen ausgeht. Während die Beine in scharfen, klauenartigen Gebilden enden die einem Raptor ähneln und bei jedem Schritt auf dem steinernen Boden klappern, besitzt es unwahrscheinlich lange und vor allem spitze Fingernägel an den Fingern, gegen die wohl jedes Messer ein stumpfer Stock ist. Schätzungsweise 30 Zentimeter reine Schaschlik-Stäbchen hängen an den dürren Fingern herunter und könnten einen gut und gern auch zum Spießchen machen. Kein Geschlechtsmerkmal zeichnet es aus, keine Kleidung ist irgendwo zu sehen. Die Arme und Beine sind dünn, als wäre es stark unterernährt. Der Bauch ist eingefallen wie bei einer vertrockneten Leiche. Das Becken ist deutlichst zu sehen. Es öffnet den Mund und gelbliche Zahnstümpfe sind zu erkennen. Eine lange Zunge, auf die Alucard neidisch sein könnte, kommt zum Vorschein und zuckt herum. Nur einzelne Haarsträhnen sind auf dem sonst kahlen Kopf zu sehen. Die Ohren haben zwar eine normale Größe, sehen aber leicht zerfressen aus und die Nase ist ziemlich ausgeprägt. Was für ein widerwärtiges Wesen wurde ihnen denn bitte hier beschworen? Hat man keinen richtigen Dämon finden können und man musste die Dinge aus der Ersatzteillagerkiste holen? Alucard unterschätzt es nicht, dafür ist die abgestrahlte Macht viel zu groß! Aber vom Aussehen her hätte man sich mehr Mühe geben können. Niemand bewegt sich und niemand sagt etwas. Der Dämon hebt den Kopf und schnell ist für Alucard klar, dass es blind ist. Ein hoher Schrei ertönt, bei dem es dem Urvampir fast die Trommelfelle platzen lässt. Der Dämon geht langsam einen Schritt nach vorn, scheint seine Umgebung riechen zu wollen. Wahrscheinlich nutzt es die lange Zunge wie eine Schlange zur Erkundung des Umfelds und zum Riechen. Anders kann es sich der schwarzhaarige nicht vorstellen. Der Pater weiß nicht, was er davon halten soll. Bewegen? Nicht bewegen? Offensichtlich ist es blind, das kann sogar er erkennen. Aber warum greift es nicht direkt an? Warum ist es im Augenblick noch friedlich und vor allem wie wird der Kampf damit ablaufen? Er weiß es nicht. Er weiß es wirklich nicht. Sicherheitshalber aber tritt er einen Schritt zurück. Urplötzlich reißt der Dämon den Kopf in seine Richtung. Erneut stößt es einen schrillen Schrei aus, der irgendwie etwas menschliches hätte wenn es sich nicht anhören würde als wären hunderte Stimmen übereinander auf eine Tonspur gelegt worden. Keine Sekunde später rast es mit einer ungeheuren Geschwindigkeit auf Anderson zu. Die tödlichen Waffen aka Fingernägel zum zerfetzten bereit. 

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