Kapitel 8

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-Anna Snow-

Saskia verschwand in den Umkleidekabinen, und ich blickte ihr verwirrt nach. Was war mit meiner Schülerin los? Wenn es nichts mit dem Besuch im Sekretariat zu tun hatte, womit dann? Ein Gedanke schlich sich in meinen Kopf – der Kuss. Hatte es etwas mit dem Kuss zwischen mir und Nikole zu tun? War Saskia eifersüchtig? Eine leise Hoffnung keimte auf, nur um gleich wieder verdrängt zu werden. Das konnte doch nicht der Grund sein. Oder doch? Sie schien so zornig und traurig zu sein. Vielleicht interpretierte sie zu viel in den Kuss.

In den folgenden Tagen fehlte Saskia krankgemeldet. Zweifel nagten an mir – schwänzte sie nur? Das ganze Drama um einen Kuss nervte mich, sie durfte nicht so reagieren. Sie sollte nicht so eifersüchtig sein, besonders nicht auf mich. Wenn sie zurückkam, musste ich mit ihr reden.

An einem kühlen, bewölkten Morgen eilte ich über den Pausenhof. Saskia war wieder da. Sie betrat das Klassenzimmer, und ich versuchte, meine Notizen für den Unterricht zu tippen. Doch die Klasse verstummte. Warum? Ich blickte auf und sah Saskia, umringt von ihren Mitschülern. Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht, sie war wirklich beliebt. Doch als sie mich ansah, erlosch das Leuchten in ihren Augen. Als sie sich aus den Umarmungen löste und sich setzte, fielen mir ihre Hände auf. Ihre Knöchel waren angeschwollen, Narben zogen sich über ihre Handrücken. Eindeutig vom "Frustboxen". Die Vermutung, dass sie eifersüchtig war, bestätigte sich.

Die Klasse packte ihre Sachen, die Pause begann. Phillipp legte einen Arm um Saskia, und die Eifersucht flammte wieder auf. "Saskia, bitte bleib kurz hier. Wir müssen reden", rief ich ihr nach. Sie stimmte stumm zu, und ich sah Schmerz in ihren Augen aufblitzen. Als sie mir dann von ihrem verstorbenen Vater erzählte, wurde alles klar. Ich fühlte mich machtlos, konnte sie nicht trösten. Ihr Blick fiel auf mich, das Leuchten erlosch. Ein Schatten im Türrahmen ließ mich innehalten. Es war Phillipp. Ich trat zurück, sah, wie er Saskia in den Arm nahm und aus dem Klassenzimmer trug. Sie war nicht eifersüchtig. Ihr Vater war gestorben. Sie tat mir so leid. Und ich hatte Saskia für etwas verantwortlich gemacht, was nicht stimmte. Jetzt konnte ich sie nicht in den Arm nehmen, ihr Trost spenden oder ihr versichern, dass alles gut werden würde. Nur Phillipp konnte das. Ich konnte nur um Saskia kämpfen, denn sie bedeutete mir unendlich viel. Die Klassenfahrt nach Teneriffa rückte näher, und ich fragte mich, was wohl dort passieren würde.

Die Farben Des Herzens Donde viven las historias. Descúbrelo ahora