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Ich räuspere mich und fahre mir mit der Hand durch die Haare. „Also, hast du dir das Ganze ein wenig durch den Kopf gehen gelassen?“, frage ich, um die Spielereien beiseite zu legen und endlich zum eigentlichen Thema zurückzufinden.

Rafael lehnt sich mit der Tasse in seinen Händen nach hinten. Grauer Dampf steigt nach oben und legt sich als dünner Schleier vor sein Gesicht. „Das habe ich“, sagt er schlicht. Ich lege den Kopf schräg, warte darauf, dass er weiter spricht, aber er hält sich an sein Schweigen. Ich verzweifle innerlich.

„Aber du brauchst noch mehr Zeit? Informationen? Kaffee?“ Ich versuche mich an einem kleinen Schmunzeln, aber plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher, wie ich mit der Situation und mit ihm umgehen soll.

„Du willst auch einen Anteil, richtig? Oder möchtest du mir ein Datum geben, bis zu dem ich dir die Summe zurückgezahlt haben soll? Hör zu, ich kann nicht genau sagen..-“ Rafael schüttelt den Kopf und deutet eine verwerfliche Handbewegung an. Ich verstumme.

„Ich will keinen Anteil. Das hier ist dein Leben, nicht meines. Ich habe kaum vor, in das Plätzchen und Zuckergeschäft einzusteigen“, versichert er mir. Mein Herzschlag beruhigt sich wieder. „Ich will dir auch kein Datum nennen, an dem ich das Geld wieder auf meinem Konto sehen möchte. Wenn ich die Reparaturen bezahle, dann mache ich das. Dann möchte ich keine Rückerstattung.“ Hoffnung keimt in mir auf, gepaart mit ängstlicher Skepsis. Ich hatte Brie versichert, dass er eine Gegenleistung verlangen würde. Ich hatte dafür gebetet, sie mit meinem Gewissen vereinbaren zu können.
Die beiden Möglichkeiten die mir am wahrscheinlichsten waren, hat er mir gerade ausgeschlagen.

„Was möchtest du dann?“, hake ich vorsichtig nach. Ich bete zu Gott, dass es nichts Schlimmeres als Anteile sind.

„Ich möchte für die Reparaturen verantwortlich sein. Ich möchte das Unternehmen aussuchen und die Arbeit in Auftrag geben. Ich denke, dass ist auch das Mindeste, das ich verlangen kann.“

Ich blinzle. Einmal. Zweimal. Ich kann nicht glauben, dass ich mich nur auf seine unternehmerische Kenntnis verlassen muss und im Gegenzug meine Existenz retten kann. Auf der anderen Seite... Wer kann mir sagen, dass er diese Kenntnis besitzt?

„Und du suchst die Geräte und die Farben aus, richtig?“, frage ich scheu nach. In meinem Kopf beginnt es bereits zu rattern und ich überlege, welche Dinge ich unbedingt benötige, und worüber ich mit ihm verhandeln muss. Ein Kopfschütteln seinerseits lässt mich die Pläne schnell wieder verwerfen. Klarer werden meine Gedanken dadurch jedoch nicht.

„Ich bin nicht derjenige, der später in der Backstube zurechtkommen muss. Du kannst deine Skizzen oder Ideen weitergeben. Ich möchte nur sicherstellen, dass das angeheuerte Unternehmen seine Arbeit richtig macht. Der Laden soll nicht bereits nächste Woche wegen mangelnder Erfahrung in der Reparatur wieder abbrennen. Dieses Mal dann mit meinem Geld.“ Er macht eine ausschweifende Bewegung, die scheinbar das gesamte Gebäude einschließen soll.

Unangenehme Erinnerungen drängen sich in mein Bewusstsein und ich sehe die Flammen aus jener Nacht vor meinen Augen tanzen. Meine Nase beginnt zu kribbeln, und ich balle die Hände möglichst unauffällig zu Fäusten.

„Warum verlangst du nur das? Keine Anteile, kein Mitbestimmungsrecht, wo du doch eine Menge Geld investieren wirst.“ Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Kann nicht verstehen, wie ihm alles andere so egal sein kann.

Zimtherzen ₂₀₂₁ | ✓Where stories live. Discover now