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⋅𖥔⋅

Nolan stellt mir einen Teller mit zwei Brothälften hin und legt den Kopf schräg. Nachdenklich sieht er auf mich herab, während er die Arme locker vor der Brust verschränkt und leise Luft entweichen lässt.

Ich weiß, dass ich einen schrecklichen Eindruck abgeben muss.

Nachdem uns die Feuerwehr über den vermutlichen Schaden unterrichtet hat, hat er mich nach Hause gebracht und dafür gesorgt, dass ich ins Bett gehe. Geschlafen habe ich dabei den Rest der Nacht aber nicht. Vielmehr habe ich die Zeit damit verbracht, immer wieder gegen die Tränen zu verlieren, die sich nicht beruhigen wollten. Ich habe mich schrecklich gefühlt und tue es noch. Zudem habe ich ein schlechtes Gewissen Nolan gegenüber. Seit dem Brand ist er mir nicht von der Seite gewichen, hat mich gehalten und auf mich eingeredet, bis ich es bei Sonnenaufgang nicht mehr in meinem Bett ausgehalten habe.

Es ist erst kurz nach sieben und ich fühle mich erschöpft und ausgelaugt. Mein Schädel erinnert mich schmerzlich daran, in der Nacht kein Auge zugemacht zu haben und meine Glieder sind steif vom Sitzen und Ausharren.

Als mich Nolan in meine Wohnung gebracht hatte, hatte ich es kaum erwarten können, bis es endlich hell wurde und ich mir selbst ein Bild von dem Schaden machen konnte. Jetzt, wo ich mich schon längst aufgerafft und mit der Arbeit hätte beginnen sollen, fühlen sich meine Beine unglaublich schwer an.

„Hast du gestern gehört, was der Feuerwehrmann gesagt hat?" Nolan zieht sich einen Küchenstuhl heran und nimmt gegenüber von mir Platz. Aufmunternd schiebt er mir den Teller ein wenig näher hin, aber ich lehne mich nur zurück und schüttele den Kopf. Über seine Frage und stille Aufforderung.

„Ich glaube es ist besser, dass du nichts gehört hast. In seinen Vermutungen war er sich nämlich nicht sicher, wie hoch der Schaden tatsächlich ist. Vielleicht hat er auch übertrieben", versucht er mich aufzumuntern.

Vorsichtig hebe ich den Blick an und erkenne ein vorsichtiges Lächeln auf seinen Lippen. Wenn man dieses ignoriert, sieht er genauso aus, wie ich mich fühle. Er hat dunkle Ringe unter den Augen und seine Stirn ist vor Sorge verzogen.

„Du musst bestimmt bald zur Arbeit, oder? Ich will dich nicht aufhalten und Schuld daran sein, wenn du zu spät kommst. Wegen mir sollst du dir keinen Ärger einhandeln." Ich stemme mich von meinem Platz nach oben und trage den Teller mit den unangerührten Brothälften zu der Arbeitsplatte.

„Ich gehe mich umziehen, wenn du möchtest, kannst du dir einen Kaffee oder etwas zu essen machen, bevor du gehst." Gerade will ich mich von ihm abwenden und in mein Zimmer gehen, als sich seine warmen Finger um mein Handgelenk schließen und ich inne halte. Ich bin nicht besonders scharf darauf, ins Café zu gehen, aber ich kann es nicht hinauszögern. Ich muss wissen, was alles beschädigt wurde und wie schlimm es mich getroffen hat. Ich kann nicht weiter an den schlimmen Bildern letzter Nacht festhalten und mir nur blind ausmalen, was passiert sein könnte.

„Ich habe Brianna angerufen. Sie hat sich gleich auf den Weg gemacht und wird bald hier sein. Du solltest jetzt nicht alleine sein." Seine Finger streicheln die empfindliche Haut an meinem Handgelenk und ein vertrautes Gefühl überkommt meinen Körper. Ich fange an zu zittern, als die Tränen mir wieder in die Augen schießen.

Ich nicke und schlucke kräftig, um den Kloß in meinem Hals zu vertreiben. „Danke. Nicht nur für den Anruf, sondern besonders dafür, dass du bei mir warst." Inzwischen hat er sich von seinem Stuhl erhoben und sieht nun nicht mehr zu mir herauf, sondern auf mich hinab.

Zimtherzen ₂₀₂₁ | ✓Where stories live. Discover now