a c h t

139 18 3
                                    

⋅𖥔⋅

Wenige Zeit später finde ich mich auf dem weichen Teppich in meinem Wohnzimmer wieder. Mit dem Rücken lehne ich an dem Sessel, auf dem ich bei dem Gespräch mit Brie noch gesessen habe. Irgendwie hat es mich aber auf den Boden gezogen, während meine Freunde gegenüber von mir auf der Couch sitzen. Mein Körper ist eingewickelt in eine große Decke und ich bin froh, dass er so vor meinen Freunden abgeschirmt wird. Das Zittern meiner Glieder habe ich nämlich noch nicht im Griff.

Ich wiege mich hin und her, während ich den Worten von Brianna lausche, die gerade Nolan über die Ergebnisse dieses Tages aufklärt. Auch das Gespräch mit meinen Eltern erwähnt sie kurzz und mein Blick gleitet automatisch zu meinem Handy, das nach wie vor ausgeschaltet auf dem Wohnzimmertisch liegt. Zwei Mal haben meine Eltern noch versucht, mich auf dem Festnetz zu erreichen. Aber seit einer Viertelstunde steht das Telefon still. Ich glaube, dass sie es für diesen Tag aufgegeben haben. Und ich bin dankbar darum.

Leise seufze ich und bette meinen Kopf auf meinen Knien. Es fällt mir mittlerweile erstaunlich leicht, die Worte meiner Mutter von mir zu schieben und mich gedanklich auf die finanzielle Problemlösung einzustellen. Vermutlich ist es traurig, aber ich bin gewohnt, dass sie in diesem Ton mit mir spricht. Jetzt hilft mir diese Tatsache dabei, mich zu konzentrieren. Bries Worte hatten zudem eine beruhigende Wirkung auf mich gehabt, die sich gefestigt hat, nachdem ich mir im Bad Zeit für mich genommen hatte.

„Hör zu, Corinn. Ich habe in den letzten Jahren jeden Monat einen bestimmten Betrag auf ein Konto einbezahlt. Ich kann dir das Geld leihen. Es ist mit Sicherheit nicht die ganze Summe, aber es könnte eine kleine Anzahlung sein. Und den Rest können wir vielleicht durch weitere Spenden zusammenkratzen. Dein Café ist beliebt. Ich bin mir sicher, dass die Leute dich unterstützen würden.“ Nolan rutscht auf dem Sofa nach vorne und stützt die Unterarme auf den Oberschenkeln ab.

Entschlossen schüttele ich den Kopf. „Das kann und will ich nicht annehmen, Nolan. Das weißt du auch“, erinnere ich ihn sanft. Es ehrt ihn, dass er seine Notreserven mir übertragen möchte, aber ich möchte nicht das Geld verwenden, dass er sich über die Jahre hin mühsam zusammengespart hat. Als Erzieher verdient er sich selbst keine goldene Nase und ich weiß, dass ihm die Miete seiner Wohnung schon einen Großteil seines monatlichen Gehalts kostet. Weder möchte ich mich die nächsten Jahre nur noch von Wasser und Brot ernähren, noch möchte ich diesen Zustand für ihn.

„Ich möchte mit meinen Geldsorgen auch nicht groß an die Öffentlichkeit. Ich brauche keine Almosen von den Menschen“, schiebe ich hinterher.

Vielleicht sollte ich unseren Traum für ein paar Jahre an den Nagel hängen. Ich könnte mich nach einem Käufer für die Immobilie umsehen, hoffentlich ein wenig dafür einsacken und die nächsten Jahre damit verbringen, einen anderen Job auszuüben. Wenn ich es richtig anstelle, ein wenig kürzer trete und das Geld auf die Seite lege, kann ich in einigen Jahren vielleicht darüber nachdenken, mich erneut an diesen Traum heranzuwagen.

Ich seufze erneut und mein Blick fällt auf Brie. Wenn ich verkaufe, was passiert dann mit ihr?

Meine Freundin erwidert meinen Blick voller Sorge, ohne dabei zu wissen, dass ich gerade nicht an das Café, sondern primär an sie denke. Sie hat keine andere Anstellung als die in meinem Café, und trotz dass es nicht die gewinnbringende Arbeitsstelle war, hat sie niemals vermuten lassen, dass es ihr zu wenig wäre. Im Gegenteil. Ihr scheint das Geld nicht wichtig zu sein, sondern unsere Kundschaft, die Gebäcke, und das Arbeiten mit mir.

Zimtherzen ₂₀₂₁ | ✓Where stories live. Discover now