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„Die Waffeln sind fertig, wie sieht es mit dem Shake aus?", äußert sich Brianna hinter mir. Ihre Stimme klingt weit entfernt und ich frage mich, ob sie bereits auf der anderen Seite des Tresens steht.

„Der natürlich auch", säusle ich und öffne die Augen wieder. Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe, wie sie einen Teller auf ihrem linken Unterarm platziert, einen weiteren in die linke Hand nimmt, und schließlich den letzten in die rechte. „Wunderbar. Ich zähle auf dich." Sie zwinkert mir zu und ist schon in der Traube an Menschen verschwunden, um die dampfenden Waffeln loszuwerden.

Ich schütte den Inhalt aus dem Mixer in das Glas, streue den Spekulatius auf die schaumige Köstlichkeit und lade es, zusammen mit einigen Tassen, auf mein Tablett.

Auf schnellem Fuße folge ich meiner Freundin, die bereits alle Teller abgestellt hat und mir nun mit freudigem Lächeln hilft, die Tassen zu verteilen. Nachdem wir die Ware abgestellt haben, wünschen wir unseren Gästen einen guten Appetit und ziehen uns wieder zurück. Die Anwesenden bedanken sich und machen sich gleich über das Essen her. Es ist eine gemischte Gruppe, fünf Personen an der Zahl. Ich schätze sie vom Alter ein wenig jünger als mich selbst ein. Sie wirken zufrieden und glücklich, als sie die ersten Bisse genommen haben und allmählich ihr Gespräch wieder aufleben lassen.

Gemeinsam mit Brie und einem wohligen Gefühl im Magen kehre ich zurück hinter den Tresen, um den Mixer zu säubern und zu prüfen, ob noch genügend Ware in der Vitrine ausliegt.

„Hast du Leah für Sonntagmittag eingeteilt? Ich glaube, dass wir sie brauchen könnten, wenn ich sehe, was bereits an einem Donnerstagnachmittag hier los ist." Meine Freundin wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor sie die Kekse erkennt, die in der Vitrine liegen und die sie erst gestern gebacken hat. Ihr Gesicht hellt sich auf und sie streckt die Hand aus, um sich einen von ihnen zu greifen. Genüsslich verzieht sie das Gesicht, nachdem sie einen Bissen genommen hat.

„Das habe ich. Zwar mit der Option, ihr doch einen freien Tag zu schenken, aber ich glaube auch, dass wir sie brauchen könnten", antworte ich nach einem Moment. Ich umschließe meine Tasse mit den Händen und lehne mich mit der Hüfte an einem Schrank an.

Leah zählt seit Beginn des Jahres zu unserem Team, das durch sie auf die Größe von drei Personen angewachsen ist. Sie macht im kommenden Jahr ihren Abschluss an der örtlichen High School und möchte sich ein wenig Geld für das College hinzuverdienen. Sie macht einen guten Job und ich bin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, wenngleich sie noch immer ein wenig schüchtern im Umgang mit den Kunden ist.

„Ich bin wirklich gespannt, wie die Zahlen in diesem Jahr sein werden. Ich hoffe doch, dass wir die vom letzten noch toppen können." Ein zuversichtliches Grinsen legte sich auf ihre Lippen und ich erwischte mich dabei, wie ich ihre Einstellung teilte. Als wären wir im Begriff, an einem Wettbewerb teilzunehmen, den wir unbedingt gewinnen wollen. Ein Wettbewerb mit uns selbst als Gegner.

Mit der Eröffnung des Cafés hatte ich damals gehofft, meiner verstorbenen Großmutter nahe sein, und sie ehren zu können. Als kurz nach ihrem Tod das Erbe ausgezahlt worden war, hatte ich eine beachtliche Summe zugeschrieben bekommen. Mit dieser aber auch einige alte Dokumente und Briefe. Letztere hatten durchblicken gelassen, dass sie selbst gerne ein Café mit anliegender Backstube besessen hätte, sich nur aufgrund ihres Alters den Stress nicht mehr zugetraut hatte.

Mittlerweile ist das Ganze nicht nur ihr Traum, sondern auch meiner. Ich lebe für die Kunden, die Kreationen und die tägliche Arbeit hier. Ein Leben ohne kann und will ich mir nicht mehr vorstellen. Dabei kommt es mir nur zu gelegen, dass meine teils eigenwilligen Rezepte Anklang in der Bevölkerung finden.

Zimtherzen ₂₀₂₁ | ✓Where stories live. Discover now