Kapitel 44

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Die Albträume in dieser Nacht ließen nicht auf sich warten, immer wieder wachte ich schweißgebadet auf. Nach dem dritten Aufwachen stand ich auf. Es würde sich nichts mehr bringen, zu schlafen.

Müde ging ich mit Pfeil und Bogen los. Ich versuchte möglichst, nicht an die Albträume zu denken. Heute war Tag 12, vier Tribute lebten noch.

Wenn ich Glück hatte, würde mich ein stärkeres Tribut finden und töten. Ich wollte diese Spiele nicht gewinnen, aber ich hatte Will ein Versprechen gegeben, und ich breche nie Versprechen.

Die Sonne ging auf und ich senkte meinen Blick auf den Sand, um nicht geblendet zu werden. Mit gesenktem Kopf ging ich voran, ich spürte, wie sich ein Sonnenbrand auf meinem Nacken bildete. Ich legte meine Hand auf meinen Nacken, als plötzlich die Hymne des Kapitols ertönte.

Eine weibliche Stimme ertönte. ,,Meine lieben Tribute, eure Zeit in der Arena neigt sich dem Ende zu. 20 Tribute sind bereits von uns gegangen. Weil ihr euch bis jetzt so wacker geschlagen habt, gebe ich, die oberste Spielmacherin der 76. Hungerspiele, euch einen Tipp. Diejenigen, die in der Wüste sind, sollten schleunigst wieder zum Wald zurück. Möge das Glück stets mit euch sein!".

Wie erstarrt blieb ich stehen. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich laufen muss. Zögerlich sah ich in den Himmel. Es war fast Mittag, die Sonne musste also im Süden stehen. Ich beschloss, nach Norden zu gehen.

Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, in welche Richtung ich gegangen war, als ich den Wald verließ, aber Norden hörte sich gut an.

Ohne direkten Zusammenhang musste ich plötzlich an Nikas denken. Wir hatten uns nicht lange gekannt, und trotzdem hat mich sein Tod beinahe am Härtesten getroffen. Ich mochte ihn. Ich habe ihn extrem gerne gemocht, als hätten wir uns schon seit Jahren gekannt.

Ich glaubte nicht an Liebe auf den ersten Blick oder die einzig wahre Liebe, meine Gefühle spielten in letzter Zeit jedoch so verrückt, dass ich schon wieder daran zweifelte, was ich glaubte zu wissen.

Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Über diesen Satz sollte man nicht zu lang nachdenken, irgendwann ist es nur mehr komplette Verwirrung.

Während ich so vor mich hin grübelte, merkte ich nicht, wie ich mich dem Wald näherte. Erst als ein der Sand Steinen wich, sah ich auf und bemerkte, dass ich den Wald erreicht hatte. Ich hatte perfektes Timing, die Sonne ging schon langsam unter.

Das Einzige zwischen mir und dem Wald war der Bach. Das Wasser war extrem verlockend, und nachdem ich mich kurz umgeschaut hatte, sprang ich hinein. Das kühle Wasser tat gut auf meiner verschwitzten Haut und endlich konnte ich den Sand aus meinen Haaren bekommen. Lange konnte ich mir diesen Luxus allerdings nicht gönnen. Tropfend stieg ich aus dem Wasser.

Ich erinnerte mich an die unterirdische Höhle, in der ich früher geschlafen hatte. Ich suchte nach ihr, immer wieder stolperte ich über Steine. Die Müdigkeit holte mich langsam.

Zum Glück fand ich den Eingang bald und rutschte rein. Mein Bogen passte beinahe nicht durch die Öffnung, aber irgendwie klappte es dann doch.

Erschöpft legte ich mich hin. Meine Muskeln schmerzten. Schlafen wollte ich auf keinen Fall. Ich hatte zu sehr Angst vor den Albträumen. Ich versuchte, mir einzureden, nicht müde zu sein, aber ich schaffte es nicht lange und schlief ein.

Abrupt schreckte ich hoch. Mein Körper war mit Schweiß bedeckt, aber ich wusste nicht mehr, was ich geträumt hatte. Ich konnte mich nur an Schreie erinnern. Als ich Schreie hörte, dachte ich zuerst, dass ich noch träumte. Doch das tat ich nicht, dazu war es viel zu realistisch.

Dead AirWhere stories live. Discover now