Seidiger Stahl

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Pov Sansa
Weiß glitzerte der Schnee im Morgengrauen. Von ihrem Gemach aus blickte Sansa über das verschneite Winterfell. Zwei Wochen waren vergangen, seit Arya Kleinfingers Kehle aufschlitzte. Er war endlich aus ihrem Leben getreten, doch alles wirkte so anders, seit er vor ihren Augen brannte. Die Szenen der Flammen spielten sich immer ab, sobald sie ihre Augen schloss. Seine silberne Brosche war stets in ihrer Nähe.

Traumlos verlief ihre Nacht. Die Sonne erhob sich langsam hinter den fernen, verschneiten Bergen des Ostens. Erfüllt schloss sie ihre blauen Augen, welche von den ersten Morgenstrahlen geblendet wurden. Tief atmete sie ein und aus, bevor sie sich frisch machte und die Gedanken verdrängte.

Sie hatte gerade ihr Gesicht fertig gewaschen, als es an ihrer Tür klopfte. Mit noch feuchten Haarspitzen, welche unabsichtlich das Wasser berührten, eilte sie zu dieser und öffnete sie. Hinter der schweren, alten Holztür trat im Kontrast zu dieser ihre kleine, zerbrechliche Zofe. Wie in den letzten Tagen auch, half diese bei Sansas Morgenroutine. Sobald Sansas Augen auf diese der Blonden trafen, hatte sie alle Erinnerungen welche Kleinfinger betrafen vergessen.

Ein schüchternes Lächeln huschte auf das Gesicht der Kleinen und etwas nervös Strich sie sich durch ihre seidigen Haare. Sansa erwiderte das Lächeln und deutete Cat an herein zu kommen. „Wie war Eure Nacht, my Lady? Haben Sie gut geschlafen?", fragte Cat, während sie die Bettlaken von Sansa ausklopfte und diese dann wieder ordentlich faltete.

„Die Nacht war wie jede andere, doch der Tag ist der, welcher anders wirkt. Jeder vergangene Tag der letzten Zeit ist so anders", entgegnete Sansa während die Sonnenstrahlen ihr Gesicht küssten. Cat grinste etwas, behielt aber ihre Arbeit im Blick. „Erlaubt mir, my Lady. Ist denn 'anders' im Sinne des Guten oder des Schlechten?", fragte die Blonde. Sansa wandte sich vom Fenster ab und ging zurück zum Spiegel um sich ihre Haare zu machen.

„Weder noch", antwortete sie, während die Haarbürste dabei war ihre Haare zu bändigen. Cat eilte sofort zu Sansa und nahm ihr diese ab. Mit einem Lächeln begann sie vorsichtig jede ihrer roten Strähnen zu durchkämmen. „My Lady, falls ich euch weh tue, zu fest ziehe oder dergleichen, lasst es mich wissen", meinte die Zofe, als diese mit der Bürste immer wieder fester ziehen musste und erkennbar nervös wurde.

Man merkte, dass dies nicht Cats Fachgebiet war. Sansa unterdrückte ein aufschreien, sobald die Haarknoten die Bürste nicht hindurchließen. Sie wusste, dass die Zofe für das nicht ausgebildet war, sie wusste, dass das blonde Mädchen für andere Dinge zuständig war, bevor Sansa sie zu ihrer persönlichen Zofe ernannte.

Nach einer Weile des stummen Frisierens fragte die helle Stimme hinter Sansa: „Warum ich, my Lady? Warum haben Sie mich für solche Aufgaben ernannt? Es gibt bestimmt Dutzende hier, die besser geeignet wären als ich"

Sansa wusste, dass Cat Recht hatte. „Gefällt dir deine Arbeit nicht?", fragte Sansa mit einem heimlichen Lächeln. „My Lady, ich erwarte eine Antwort und keine Gegenfrage", hackte Cat ihr nach. Sie klang so entschlossen für einen Moment, nicht wie das schüchterne Mädchen das Sansa glaubte sie zu schein sei. Sofort entschuldigte sich Cat, doch bevor das Gespräch weiterlaufen konnte, klopfte es an der Tür.

Cat huschte zu dieser und öffnete sie, als vor ihr eine launische Arya stand. Die beiden Mädchen blickten sich lange an, zu gerne hätte Sansa gewusst an was sie dachten, doch sobald Arya ihre Schwester erblickte, ließ diese von Cat ab und schritt zu Sansa.

„Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass Jon bald kommen wird. Diese Drachenfrau begleitet ihn und noch ein ganzes Heer an Kriegern. Doch das wird nicht reichen! Der Krieg steht vor der Tür, Sansa. Wir müssen trainieren. Du solltest weniger auf deine Äußerlichkeiten achten und mehr Einsatz zeigen ich-"

„Falls es dir nicht aufgefallen sein mag, Arya Sark, hat die Lady von Winterfell ein ganzes Königreich zu regieren. Die letzten Tage waren schwer für deine Schwester, sie musste wichtige Entscheidungen treffen welche immense Auswirkungen auf die Zukunft haben und dies ganz allein. Von Jon Schnee allein gelassen und mit dem Verlust ihres einstigen Beraters, Lord Baelish bleibt der Lady von Winterfell nur mehr eine Schwester, welche aber lieber mit Schwertern spielt als etwas Einsicht zeigt", unterbrach Cat kalt.

Sansa staunte nicht schlecht. Cat konnte so durchsetzungsfähig sein, wenn sie wollte. Arya starrte drohend zu der Blonden, wobei Cats Augen nur provozierend glitzerten. Sansa fürchtete, dass Arya gleich jemanden umbringen würde, falls dieser Streit eskaliert.

„Jon hat Sansa nicht allein gelassen, er musste fort! Er hatte wichtige Dinge zu erledigen und keine Wahl

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„Jon hat Sansa nicht allein gelassen, er musste fort! Er hatte wichtige Dinge zu erledigen und keine Wahl. Außerdem kann man Kleinfingers Tod nicht als Verlust bezeichnen, sondern eher als Bereicherung... und jetzt bitte noch einmal langsam. Mit Schwertern spielen?? Spielen? Ich spiele nicht, ich kämpfe. Ich-"

„Fortgehen bedeutet allein lassen. Ob es Jon tun musste, oder nicht. Er hat die Lady von Winterfell allein gelassen. Ob Lord Baelishs Tod berechtigt war kann ich nicht beurteilen, ich kannte ihn nicht. Ich bemerkte nur, wie er stets an der Seite meiner Herrin war und ihr versuchte zu helfen wo er konnte. Und die einzigen 'Kampftechniken', welche ich von dir sah waren jene, als du dem Lord die Kehle aufschlitztest. Einen Wehrlosen zu töten würde ich nicht als Kämpfen bezeichnen", spuckte Cat förmlich zu Arya. Diese wurde unruhig. Mit einer drohenden Ruhe in der Stimme entgegnete sie: „Du bettelst förmlich danach. Wenn deine Kampftechniken doch nur so gut wären wie dein Mundwerk, dann..." Cat hob eine Augenbraue und funkelte Arya an.

„... dann was? Würde ich dich besiegen?", kicherte Cat provozierend. Nun hatte Arya endgültig genug, dieses Mal in einem kräftigen Ton: „Du und ich gegeneinander, im Hof, jetzt. Doch ich warne dich, du wirst sterben" Ein breites, tückisches Grinsen zierte das Gesicht der jungen, blonden Frau. „Und wenn ich mich weigere zu sterben...?" Bevor Arya die Kammer verließ, flüsterte diese: „Valar Morghulis" Dann trat sie verärgert nach draußen.

Sansa konnte den Mund nicht mehr schließen. Mit großen Augen starrte sie die unschuldig wirkende Frau an. Nie hätte sie erwartet, welch Wille hinter dieser scheinbar zerbrechlichen Gestalt steckte. Sie war hart wie Stahl. Cat war nicht die Person, für die Sansa sie hielt. Die Rothaarige konnte es nicht glauben. Warum wollte Cat es wagen gegen Arya zu kämpfen? Sie kann kaum wissen, wie gut ihre Schwester mit dem Schwert war. Ihre Zofe würde wegen eines dummen Streites sterben.

Cat wollte gerade Arya hinterher eilen, als Sansa ihr den Weg versperrte. Die Blonde blickte zu ihrer Herrin auf. Sansa wurde unruhig. Ihr Gegenüber meinte es ernst. Sie wollte kämpfen. Flehend begann Sansa:

„Cat, bitte tu das nicht. Du musst das nicht tun, Arya wird dich fertig machen. Sie ist nicht das, für das du sie hältst. Sie mag zwar aussehen, als ob sie ein einfaches Mädchen ist, doch das ist sie nicht. Sie ist stark und begabt und... ich will nicht dass dir etwas passiert. Ich wählte dich als meine Zofe, da du etwas Besonderes an dir hast. Nur in deiner Nähe kann ich von der Vergangenheit loslassen. Ich bitte dich, es war nur ein dummer Streit zwischen euch. Entschuldige dich und-"

„Arya Stark hat Eure Ehre verletzt, my Lady. Sie hat auch die Meine verletzt. Glaubt mir, ich habe keine Wahl... manchmal holt einem die Vergangenheit ein und man muss sich dieser stellen. Ich muss es tun, nicht nur für Euch", unterbrach Cat die verängstigte Rothaarige. Sansa stand noch immer vor der Tür, doch Cat nahm vorsichtig ihre Hände und lächelte ihr zu. Dies beruhigte Sansa etwas und das blonde Mädchen verschwand durch die Tür. Bevor sie aber auf ihr Schicksal zu marschierte, blickte sie noch über ihre Schulter und meinte zu Sansa mit einem Grinsen:

„Und glaubt mir, my Lady. Ich bin auch nicht die, für die Ihr mich hält"

Sterben Um Zu Leben (SansaxPetyr)Where stories live. Discover now