Ich will es

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Pov Petyr und Sansa

Schweigen. Petyr kniete vor der gebrochenen Frau, welche zu viel verarbeiten musste. Die Augen der beiden waren einander gefesselt, doch die von Petyr strahlten eine verständnisvolle Ruhe aus, wobei jene von Sansa in Tränen versanken. Sie blickte in das Gesicht eines Toten. Ein dunkler Schatten ihrer Vergangenheit, welcher sie heimsuchte.

Sansas Panik konnte Petyr förmlich riechen, weshalb er vorsichtig begann ihr Haar zu streicheln, dann ihre Wange. Er versuchte die Angst zu nehmen, zeigte Sansa, dass er ihr keinen Schaden zufügen wollte. Er schenkte der Rothaarigen ein warmes Lächeln, während er flüsterte: „Würdest du mich dann noch lieben?"

Seine Berührungen zerstörten Sansa. Er machte es nur schlimmer, wie immer. Die Leere in ihr, welche sie verspürte als ihm die Kehle durchschnitten wurde, wurde mit einem Schlag gefüllt, sodass sie drohte daran zu ersticken. Die Minuten der Stille wirkten wie endlose Stunden, in welchen er ihre Seele abtötete. Erneut versuchte er ihren Geist mit Gift zu tränken, doch dieses Mal zuckte Sansa von ihm zurück, entwich seinen kalten Fingern.

Er seufzte. Setzte sich aufrecht hin und beäugte Sansa ein letztes Mal. Ihr Hass auf ihn war niemals gewichen. Er spürte es in seinem Herzen, welches leidvoll in seiner Brust pochte. „Es tut mir Leid, alles", gestand er leise, als er sich schwerfällig erhob. Sansas rote Haare schimmerten in der Dunkelheit, bildeten einen warmen Kontrast zum kühlen Bild. Er holte tief Luft, prägte sich ein letztes Mal die wunderschöne Gestalt Sansas ein, welche getroffen am Boden kauerte.

Dann drehte er sich zum Ausgang hin. Der kalte Luftzug kratzte an seinem Gesicht, der plötzliche Frost ließ seine Glieder zittern. Innerlich fühlte er sich aber befreit, endlich wurde ihm diese schwere Last von der Schulter genommen. Die Last jemand zu sein, der er nicht war. Mit einem Lächeln, welches aber einen traurigen Kern in sich trug begann er aus der Höhle zu klettern. Die bekümmerte Leere, die sein Herz befiel wurde größer, je weiter er sich von der Rothaarigen entfernte.

Er würde sie nie wieder sehen. Er hatte alles versucht sie zu retten, doch er wollte sie zu nichts zwingen, niemals. Sie entschied sich an der Seite ihrer Freunde zu sterben, für ihr Zuhause zu kämpfen. Diese Entscheidung respektierte Petyr und suchte sich geschickt einen sicheren Weg über die Steine, nach draußen. Er wagte es nicht zurückzublicken, das Bild einer toten Sansa würde ihm dann sofort in den Kopf schießen und ihn innerlich zerreißen.

Der Mond leuchtete seinen Weg. Außerhalb der Höhle war es eisig und düster, doch vermutlich lag es daran, dass Sansa aus seinem Leben getreten war. Sobald er seine Augen schloss, erblickte er sie. Sein Herz verlangte nach ihr und mit jedem weiteren Schritt drückte es Petyr zu Boden. Er wollte nicht ein weiteres Mal den Schmerz verspüren jemanden zu verlieren, den selben Schmerz welcher immer in seinem Inneren ruhte, sobald er an Catelyn Stark dachte. Petyr würde es nicht schaffen über Sansas Tod hinweg zu kommen.Er konnte ohne sie nicht leben. Er brauchte sie, genauso wie sie ihn brauchte.

„Liebst du denn mich, Petyr?", rief eine zarte Stimme hinter seinen Rücken. Sofort erstarrte er im weißen Licht des Mondes. Er wagte es, sich umzudrehen und erblickte die junge Frau, entblößt im silbernen Schein, in der felsigen Grotte. Ihre nackte Haut schimmerte blass. Vorsichtig kletterte er in ihre Richtung, von seinem Herz geleitet riss es ihn zurück in die Höhle.

Völlig außer Fassung starrte er auf Sansa, welche enthüllt am kalten Boden saß und zu ihm aufblickte, die Kleidung neben ihr verteilt. Er blieb vor ihr stehen und pflegte den Blickkontakt. Er war überwältigt und schaffte es nicht, nur ein Wort zu sprechen. Minuten der Stille vergingen, während Petyr tatenlos vor der nackten, jungen Frau stand.

„Hast du jemals wahre Gefühle für jemand empfunden, außer dir selbst?", fragte Sansa fordernd. Petyr schluckte, brachte keinen Ton heraus. Langsam kniete er sich zu ihr hin. Zitternd strich er ihr durch das flammende Haar. Seine Hand wanderte über ihre blanke Schulter streichelte diese so vorsichtig, als würde Sansa bei einer zu heftigen Berührung zerbrechen. Sie fixierte nur seine Augen und ignorierte seine Berührungen.

Sterben Um Zu Leben (SansaxPetyr)Where stories live. Discover now