3. Kapitel

938 23 10
                                    


Eigentlich wollte ich mich zu den Anderen zurück gesellen, aber dann dachte ich mir, dass ich mir lieber eine Pause gönnen wollte, also ging ich ins Gästezimmer und ließ mich auf das weiche Bett sinken.

Nach so einem Tag überrollten mich meine Gedanken immer und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Wenn ich heute abend nachhause komme, erwartet mich meine Mutter dann mit einer Flasche Bier in der Hand? Wird meine Schwester wieder blaue Flecken an den Armen haben, von meinem Vater, der wie immer zu fest zu griff?

Oder würden sie alle zusammen auf der Couch sitzen und Fernseh gucken, so wie wir es früher immer gemacht haben. Mit Chips auf dem Schoß und Cola in den Gläsern. Diese Abende waren immer das Highlight der Woche. Jetzt gab es sowas so gut wie gar nicht mehr in der Familie.

Ohne dass ich es bemerkt hatte, hatte ich angefangen zu weinen. Die Tränen liefen mir über das Gesicht und ich unternahm nichts. Ich wischte sie nicht weg, ich machte keinen Laut, ich lag einfach da und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber schließlich rappelte ich mich auf, ging in das Gästebad und wusch mir das Gesicht, schließlich ging ich wieder runter. Dabei musste ich an Emmas Zimmer vorbei und hörte dabei Chris weinen. Ich wusste nicht wieso, aber ich hielt es für gut, dass er weinte. Er musste Mal seine Emotionen zeigen.

Unten stand Nico und zu meinem Erstaunen tanzte er eng umschlungen mit Anna. Lächelnd ging ich an den beiden vorbei zu Luca und Marcel, die bei Emma und Max und Svenja und Jonas standen.

"Alles okay?" Emma hatte sich zu mir rüber gebeugt. "Ja, alles gut. Hab mir nur den Kopf angestoßen.", grinste ich. Lachend schüttelte Emma den Kopf. Insgeheim schien sie aber zu wissen, dass es mir nicht gut ging, denn sie warf mir immer wieder seltsame und besorgte Blicke zu.

"Und Marcel, machst du jetzt einen auf Cheerleader?", fragte Svenjas Freund Jonas. "Denkst du! Ich hab schon mit Justin gesprochen, ich bin euer Co-Trainer und darf beim Training helfen!", erwiderte Marcel grinsend und schlagartig verging Jonas das Lachen. "Bitte Gott, mach, dass es Marcel bald wieder besser geht, ich will diese Saison noch überleben."

Sofort brach die ganze Gruppe in lautes Gelächter aus. "Hast du eigentlich schon Nico und Anna gesehen?", fragte mich Emma und ich nickte. "Ja, die beiden wären schon ein süßes Paar.", lächelte ich. "Stell dir das mal vor, dein bester Freund und deine gute Freundin!"

"Hey, du bist Sinas beste Freundin und ich bin ein guter Freund von ihr, sie brauch sich das nicht vorstellen, stimmt's Sinamaus.", protestierte Max grinsend und handelte sich einen Schlag von Emma ein.

"Oh man. Ich gehe mir noch was zu trinken holen. Möchte noch jemand was?", fragte ich in die Runde, bekam aber keine Antwort, da Marcel gerade angeregt mit Jonas über irgendwas diskutierte und Luca und Svenja auf der Toilette waren. Max und Emma waren gerade nicht ansprechbar, da sie sich gegenseitig an den Lippen hingen.

Also ging ich einfach los und holte mir ein Bier. Auf dem Weg zum Fass begegnete ich noch ein paar Freunden aus dem Verein, die mir gratulierten oder mir anerkennend auf die Schulter klopften. Unser Verein war schon was besonderes.

Ich schenkte mir ein wenig Bier in den Plastikbecher und nahm einen großen Schluck daraus, während ich die anderen beobachtete, die lachten, tanzten und einfach glücklich aussahen, aber ich wusste, dass das bei einigen nur eine Fassade ist, dass es ihnen eigentlich so geht wie mir.

Seufzend ließ ich mich auf die Bierbank sinken, die ganz verlassen da rum stand. In dem Moment vibrierte mein Handy. Ich fischte es aus meiner Tasche. Es war eine unbekannte Nummer.

Hi, Sina! War echt cool, dich heute kennen zu lernen, hoffe, wir können das wiederholen :) - Phillip

Sofort breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Hey! Na klar können wir das wiederholen :) Sag einfach Bescheid, wann du Zeit hast :)

Freistoß für mein HerzWhere stories live. Discover now