Ich bin hier(JeanMarco)

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Verkrampft läuft der Junge durch die zerstörten Straßen. Überall liegen riesige Steinbrocken, Teile von Hauswänden und tote Körper. Leichen. Jede Menge. Auf einem Haufen, einzeln, oder gar nur Teile von ihnen. Der Junge drückt sich sein um den Kopf gebundenes Tuch noch mehr ins Gesicht. 

Schrecklich, denkt er sich, als einen Arm sieht, der unter einem Felsbrocken rausguckt. Schrecklich. 

Vorsichtig läuft er voran. Die Angst, dass er ein bekanntes Gesicht sehen könnte, breitet sich in seinem ganzen Körper aus. Er bleibt kurz stehen, um zu Atem zu kommen und sich zu beruhigen. Er darf jetzt nicht ausrasten. Es ist nicht das erste Mal, dass sowas passiert, und wird auch nicht das letzte Mal sein. Jean fährt sich durch braunen Haare und schließt für einen Moment die Augen. 

Plötzlich wird er zur Seite geschubst, er kommt stolpernd zum stehen.

"Steh nicht im Weg rum, Kadett!", ruft ihm ein blondhaariger Mann, welcher ihn angerempelt hat, entgegen und rennt weiter. 

Seufzend richtet sich Jean wieder auf und reibt sich über die Augen. Nur ein Gedanke beruhigt ihn. Der Gedanke, dass Marco und er bald zusammen innerhalb der Mauer Sina als Militärpolizisten arbeiten werden, in Sicherheit und ganz weit weg von den Titanen. Wieder fällt ihm das Gespräch in den Sinn, welches Marco und er in dem Lagerraum geführt haben, kurz vor der riskanten Operation, um Gas für ihre 3D Manöver Apparate zu bekommen. 

Du bist schwach. Deswegen verstehst du auch andere. Du würdest einen guten Anführer abgeben, hat Marco gesagt und ihn süß angelächelt. Jean's Herz flattert immer noch, wenn er daran denkt, wie niedlich Marco doch ist. Er findet, dass auch dieser einen guter Anführer sein würde, allein wegen seiner Gabe, immer einen kühlen Kopf zu bewahren und Menschen beruhigen und motivieren zu können.

Jean bemerkt selber gar nicht, wie er anfängt zu lächeln, während er an den Jungen mit den Sommersprossen denkt. In letzter Zeit glaubt er immer mehr, dass er mehr als einfach nur freundschaftliche Gefühle für den Schwarzhaarigen entwickelt hat. 

Ja, wir werden in  die Militärpolizei gehen und ein  glückliches Leben führen, denkt sich der Braunhaarige und läuft weiter, von dem glücklichen Gedanken angetrieben.

Während er weiterläuft versucht er so gut es geht, dass viele Blut nicht zu betrachten und nur auf die Gesichter der Toten zu achten. Öfters mal sieht er Leute, die Verletzte auf Tragen wegbringen oder die Leichen mit weißen Decken zu decken. Er schluckt. Wie gerne er weggehen würde, doch bevor er sich sichergeht, dass hier keine bekannte Gesichter liegen, geht er nicht weg.

Jean biegt um die Ecke und stolpert fast in einen Leichenhaufen. Er muss würgen, doch versucht dieser Reiz zu unterdrücken. Stolpernd umrundet er diesen und geht weiter. 

Plötzlich erstarrt er. Sein Herz hört für einen Moment auf zu schlagen, sein Atem kommt aus dem Rhythmus. Nein...

"Sir? Kennen sie diese Person?", fragt ihn eine Frau, doch er achtet nicht auf sie und geht näher zu der Leiche. Seine Augen fangen an zu tränen, als er im Kopf das halb abgebissene Gesicht zusammenpuzzelt.

"Sir?"

Es kann nicht sein, nein, ich kann es nicht glauben. 

"Hallo? Alles ok?", sie klopft mit dem Stift auf die kleine Holztafel, auf welcher ein Blatt Papier liegt.

"E-er..."

Jean stoppt wieder und sein Blick wandert über die Leiche. Und doch, das ist er. Die schwarzen Haare, die blassen Sommersprossen, die braune Jacke. Es ist er.

"Sorry, ich muss den Namen wissen, wenn du ihn kennst. Somit wissen wir, wer verstorben ist und können die Verbreitung der Bakterien, welche entstehen könnten, einschränken. Also, weißt du den Namen?", meint die Frau ungeduldig.

Jean schluckt.

"Marco. Marco Bodt..."

Die Frau nickt dankbar und geht, lässt den erstarrten Jean alleine. 

Vorsichtig geht er auf die Leiche seiner Freundes hin. Und vor kurzem erst hast du mir Mut gemacht...

Kraftlos fällt Jean auf die Knie. 

Marco...


Nach Luft schnappend fährt Jean hoch. Es ist noch dunkel, bestimmt kurz nach Mitternacht, der Vollmond scheint rein und beleuchtet das Jungszimmer des Aufklärungstrupps. Er wischt sich über die nasse Stirn und schlägt die Decke weg. Seine Haare sind durcheinander, als der Junge atemlos auf seinem Bett sitzt und versucht, sich zu beruhigen. Es ist alles gut, alles gut.

Er spürt, wie irgendwas seine Wange runterfließt. Tränen...?

Er wischt sie weg und schnieft. Sein Herz klopft immer noch wie verrückt, als der Junge die Beine aus dem Bett baumeln lässt und sein Oberteil richtet, welches komplett verrutscht ist. Nach einem tiefen Atemzug stellt sich Jean hin, schwankt jedoch, weswegen er sich an dem Bettgestell abstützt. Er hört Reiner auf dem Bett über ihm schnarchen, weswegen er schnaubt. 

Langsam tapst er vor zu dem Bett gegenüber. Die Decke liegt halb auf dem Boden, die Füße liegen frei, ein schwarzer Haarschopf ist zu sehen. Erleichtert richtet Jean die Decke und legt sich unter sie. Vorsichtig legt er die Arme um den Jungen mit den Sommersprossen. Dieser seufzt im Schlaf und wacht auf. Müde dreht er sich um und blinzelt, als er Jean erblickt.

"Jean? Alles ok?", fragt er ihn mit verschlafener Stimme und reibt sich über die Augen, während Jean sich, immer noch etwas durch den Wind, an seine Brust kuschelt.

"Ja. Nur ein schlechter Traum.", murmelt dieser.

Der Schwarzhaarige seufzt und legt die Arme um seinen Freund.

"Alles gut, ich bin hier. Ich passe auf dich auf. Schlaf."

Jean nickt und schließt die Augen.

"Gute Nacht, Marco."

Marco gibt ihm einen Kuss auf die Stirn und legt seinen Kopf auf den von Jean.

"Gute Nacht."





Ja, der Text, wo Jean mit der Frau redet ist nicht komplett richtig, ich weiß. Ich war zu faul, um mir nochmal die Folge anzugucken. Außerdem wollte ich mir die Tränen ersparen:)

Hoffe es hat euch gefallen lul.

Ciao:D

Anime One-ShotsWhere stories live. Discover now