KAPITEL 10 | STACEY

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Mayas große blaue Augen sind so weit aufgerissen, dass ich Angst habe, ihre Augäpfel springen mir gleich entgegen. »Du hast dir ein TATTOO STECHEN LASSEN?«

»Schhh«, mache ich nur, während ich mich umsehe. Zwar sind wir die Einzigen, die auf der Tribüne sitzen und dem Basketballteam beim Aufwärmen zuschauen, aber ich will trotzdem auf Nummer sicher gehen.

Meine beste Freundin legt währenddessen angespannt ihr Notizbuch weg, in das sie wahrscheinlich nur Audens Namen mit einem Herz umrandet hineinkritzelt. Tatsächlich habe ich noch nie ein Blick in das Heftchen geworfen, aber ich rechne einfach mal mit hundert Liebesbriefen und Gedichten über Auden. Wundern würde es mich wirklich nicht.

»Du musst mir sagen, wann und wo und von wem du dir das stechen lassen hast, Stace.«

»Es war ein Geschenk von Warren«, erzähle ich und bemühe mich um einen neutralen Gesichtsausdruck.

Anhand dessen, dass Maya wissend grinst, weiß ich, dass ich wohl rot geworden bin.

»Tate hat es mir gestochen und sie hat wirklich großartige Arbeit geleistet. Wahnsinn, wie talentiert sie ist.« Vorsichtig schiebe ich meinen Cheerleader-Rock ein wenig hoch, damit Maya das Tattoo begutachten kann. Eine Folie klebt zwar noch darüber, aber man kann es trotzdem gut erkennen. »Warren ... er hat das Motiv gezeichnet.«

»Warren zeichnet?«

Grinsend nicke ich.

»Wow«, flüstert sie. Dann weicht ihr plötzlich jegliche Farbe aus dem rundlichen Gesicht. »Bitte sag mir, dass das W nicht für Warren steht.«

»Keine Sorge, es steht für ›Windeln‹.«

»Stacey ...«

»Okay, es steht für Warren.«

Maya lehnt sich seufzend zurück und lässt den Blick zu Auden schweifen, anstatt mir eine Standpauke zu halten. Ihre Wangen werden sofort rot, als er ebenfalls zu ihr hochblickt und dabei breit lächelt.

Fast hätte ich die Augen verdreht, weil sie so kitschig süß sind.

Aber ich bin zu überrascht davon, dass Auden kein Problem mehr damit hat sich auf dem Basketballfeld oberkörperfrei in der Sonne zu bewegen. Die Narbe, die er Roamer zu verdanken hat, ist auch noch von meinem Platz aus sichtbar, nicht, dass sie mich oder irgendwen sonst stören würde. Aber ich weiß noch genau, wie oft Auden vor ein paar Monaten versucht hat sie zu verstecken.

Maya muss das wohl bewirkt haben. Ich lächle ebenfalls ein wenig, als ich die beiden weiterhin beobachte und meine beste Freundin sich genau in diesem Moment bei seinem halbnackten Anblick auf die Unterlippe beißt.

»Ist der Sex mit ihm echt so gut?«, frage ich nach.

Natürlich wendet sie mit hochroten Wangen das Gesicht von mir ab. »Du bist unmöglich, Stace.«

»Ich frage doch nur aus reinem Interesse. Immerhin bist du trotz einer Entfernung von hundert Metern angeturnt von ihm.«

»Lass uns das Thema wechseln«, entgegnet sie und zeigt auf die Stelle, an der Tate mir das Tattoo gestochen hat. »Warum genau dachtest du, dass es eine gute Idee ist sich Warrens Anfangsbuchstaben tätowieren zu lassen? In zehn Jahren könntest du es dir ansehen und es so sehr bereuen, dass du es umtätowieren lässt, wodurch es verunstaltet werden könnte. Oder du lässt es ganz entfernen. Das wiederum kostet ziemlich viel Geld und tut noch mehr weh als ein Tattoo.«

Seufzend binde ich meine mittellangen schwarzen Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz. »So akribisch wie du habe ich gar nicht darüber nachgedacht.«

Die Sex-DeadlineWhere stories live. Discover now