KAPITEL 01 | STACEY

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Ich werde Warren Caster nun offiziell umbringen.

Für diese gedankliche Morddrohung gibt es einen guten Grund. Er hat mich beinahe die ganzen Sommerferien lang gemieden und mich wie Luft behandelt, was ihm offensichtlich ziemlich leichtgefallen ist. Denn er sitzt gerade mit einer Weinflasche in der Hand bei Porter und verzieht sein bescheuert attraktives Gesicht zu einem breiten, typischen Warren-Lächeln, das mir trotz allem unter die Haut geht. Ich selbst habe mir den Kopf darüber zerbrochen, warum er nicht mehr mit mir redet und ihm mit Sicherheit um die hundert Nachrichten geschrieben, von denen keine einzige beantwortet wurde.

Und jetzt ist er hier. Auf Porters zweiter Willkommensparty, ohne dass er mich überhaupt eines Blickes würdigt.

Dummerweise sitzt neben Warren auch Kyler, der wiederum die Person ist, die ich ignoriert habe. Ky sieht mir direkt in die Augen und löst den Blickkontakt auch nicht, als Porter verwirrt an seiner Schulter rüttelt. Natürlich würde ich am liebsten zu ihm gehen, mich mit Ky wieder vertragen und Porter wie immer für diese wahnsinnig große Party loben.

Trotzdem rühre ich mich nicht vom Fleck.

»Worüber streitet ihr denn heute schon wieder?« Maya streicht sich die roten Haare aus dem Gesicht und sieht fragend zu mir hoch. Neben ihr steht natürlich Auden, der ihr auf Partys selten von der Seite weicht und genauso wenig Spaß hier hat wie Maya.

Ich wette, die beiden machen sich in ungefähr zehn Minuten zusammen aus dem Staub.

»Es ist kompliziert«, murmele ich nur.

»Ist es das nicht immer?« Audens Mundwinkel heben sich leicht. »Porter will übrigens mit dir, Warren und Kyler sprechen.«

Maya gibt ein nervöses Lachen von sich. »Hoffentlich plant er keine Verkupplungsaktion.«

Ich ahne Schlimmes.

Obwohl Porter eigentlich gar nicht mehr in Winchester wohnt, verbringt er die ganzen Sommerferien hier. Das Haus, in dem er vorher gelebt hat, steht jedoch keineswegs leer. Auden, dessen Dad letztens Jahr gestorben ist und dessen Mom sich einen Dreck um ihn schert, wohnt jetzt mit Daniel, Ky und deren Mom Lucie Dubois hier, was natürlich sehr großzügig von den Sinclairs war.

Lucie hat heute Nachtschicht, weshalb sie von dieser Party nichts mitbekommt. Ich bezweifle aber auch, dass es sie besonders stören würde, weil Porter dieses Haus nur über seine Leiche dreckig und unordentlich hinterlassen würde.

Wie gesagt leben Auden, Ky und Daniel jetzt alle zusammen hier. Dazu hat Daniel, Kylers Zwillingsbruder, uns allen einen Zumba-Kurs aufgebrummt, der letztendlich nicht ganz so schlimm war, wie wir gedacht haben. Trotzdem hat es all das natürlich noch schwerer gemacht mich von Ky fernzuhalten.

Unsere Freundesgruppe besteht noch gar nicht so lang, wie man denken mag. Genau vor einem Jahr sind wir hier auf Porters erster Willkommensparty alle zusammengekommen. Daniel, Kyler, Abraham, Warren, Porter, Brittany, Auden, Maya und ich. Wir sind keine ultimative Clique, die in der Cafeteria immer zusammen an einem Tisch sitzt und alles andere ausblendet.

Aber irgendwie sind wir in diesem einen Jahr doch unzertrennlich geworden.

Daniel und sein fester Freund Abraham sind wohl die Schlausten und am logischsten Denkenden unter uns. Warren hat ein klitzekleines Weinproblem und erzählt eigentlich nur sehr viel von sich, wenn er über seinen Durst getrunken hat. Maya und Auden sind so kitschig süß zusammen, dass ich in deren Nähe rosa Herzen in der Luft sehen kann, was ebenfalls für Britt und Porter gilt, obwohl ich das nach deren langen Feindschaft nie gedacht hätte.

Und Kyler und ich ... wir waren ebenfalls einmal ein Paar. Aber das ist jetzt genau fünf Monate her.

Brittany Grammer, Porters feste Freundin und ehemalige Erzfeindin, gesellt sich zu uns und legt mir den Arm um die Schulter. Wäre sie nicht ein wenig angetrunken, hätte sie mich wahrscheinlich nicht angefasst, aber ich wimmele sie trotzdem nicht ab, als sie über die Musik hinweg schreit: »Habt ihr Spaß oder habt ihr Spaß?«

Die Sex-DeadlineWhere stories live. Discover now