KAPITEL 09 | WARREN

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Ich kenne eine einzige Person, die Tattoos bei Minderjährigen sticht.

Und das ist Tate Princeton.

Sie arbeitet seit ein paar Wochen mit Kyler zusammen im Josie's und wirkt auf mich genauso draufgängerisch und direkt wie Stacey. Außerdem hat sie einmal beiläufig erwähnt, dass sie all ihre eigenen Tattoos selbst gestochen hat ― bis auf die Ausnahme von einem, aber das wollte sie nicht genauer erläutern. Ich persönlich finde ihre Tattoos ziemlich cool. So cool, dass ich ihr anvertraue Stacey auch eines zu stechen.

Stacey hat sich den ganzen Tag darum bemüht irgendetwas für mich zu tun und ich will das hier jetzt für sie tun. Und dabei vergessen, was letztes Schuljahr mit Kyler und ihr passiert ist. Ich bin keineswegs bereit den beiden zu verzeihen, aber ich finde, dass die Wahrheit um Nova die Stimmung zwischen uns dreien ein wenig aufgelockert hat.

Deshalb bin ich auch mit Stacey im Josie's.

Allein.

Ohne Kyler.

Ein schlechtes Gewissen macht sich in mir breit, weil wir die Berufsaushänge ohne ein Wort zu ihm gemeinsam verlassen haben.

»Wieso genau befinden wir uns in dem Diner, in dem Maya normalerweise immer arbeitet?«, will Stacey neugierig wissen.

Ich zeige auf Tate, die ihr platinblondes Haar gerade zu einem lockeren Zopf bindet und uns noch nicht entdeckt hat. Zwar bin ich mir sicher, dass ihre Schicht noch nicht vorbei ist, aber sie würde ohne den Hauch eines Zögerns mit uns kommen, wenn ich verrate, was wir von ihr wollen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie auf die Arbeit im Diner ihrer Mom pfeift.

»Sie soll mir das Tattoo stechen?«, ruft Stacey ein wenig zu laut, nachdem sie meinem Blick gefolgt ist. »Ich weiß nicht, Warren ...«

»Vertrau mir, Snake.«

Sie grinst. »So langsam gewöhne ich mich an diesen Spitznamen, auch wenn er eine grauenhafte Bedeutung hat.«

»Wer sagt, dass er eine grauenhafte ...?« Ich lasse die Frage in der Luft hängen, weil Stacey ja nicht Bescheid weiß. Nur Porter habe ich einmal davon erzählt, woher der Spitzname eigentlich kommt und warum ich ihn neuerdings verwende.

Vor Stacey werde ich noch den Mund halten müssen.

Grinsend ziehe ich sie zu Tate. »Vertrau dem überaus klugen Warren doch einfach, okay?«

Sie schnaubt amüsiert. »Das würde ich, wenn du nicht in der dritten Person von dir reden würdest.«

Tate hebt überrascht den Kopf, als sie uns entdeckt. Zunächst blickt sie mich ein wenig anzüglich an, aber das ist nichts Neues. Dann starrt sie Stacey an, die sofort errötet, als sie bemerkt, auf welche Weise Tate sie anstarrt.

»Scheiße, seht ihr attraktiv nebeneinander aus«, entfährt es Tate völlig schamlos, während sie um die Theke herumgeht. »Und ich dachte schon Maya und ihr Freund könnte niemand mehr toppen.«

Jetzt grinst Stacey breit. »Maya und Auden sind definitiv unübertreffbar zusammen, glaub mir.«

»Stacey will ein Tattoo«, platzt es aus mir heraus, weil ich es aus irgendeinem Grund kaum erwarten kann. Man könnte meinen, dass ich fast nervöser als Stacey selbst bin. »Hättest du gerade Zeit, Tate?«

»Ich habe verschwitzte Hände, eine dreckige Schürze und Mehl im Gesicht. Aber Zeit habe ich auch, klar.«

»Ich mag sie«, flüstert Stacey, als Tate uns mitteilt, dass sie sich nur schnell umziehen und waschen will. Das Diner ist nicht rappelvoll, aber ich bin mir sicher, dass Tate eigentlich genug zu tun hätte und wir sie gerade vom Arbeiten abhalten.

Die Sex-DeadlineWhere stories live. Discover now