KAPITEL 07 | WARREN

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Nova schreit laut, während sie ihren kleinen Kopf im Sekundentakt gegen ihre Tür schlägt.

Sie hört nicht auf. Nicht einmal, als Ruby und ich auf sie einreden und ihre Zwillingsschwester bereits laut aufschluchzt, weil Nova immer noch nicht die Tür aufmacht und sich stattdessen weiterhin verletzt. Ich selbst bin ebenfalls den Tränen nahe, da ich mir gar nicht erst ausmalen will, wie schwer sie sich bisher am Kopf verletzt haben muss.

Ich wünschte, Mom und Dad wären hier. Obwohl sie ebenfalls nicht viel tun könnten.

Stacey und Kyler sind dafür auf dem Weg.

Immer wieder lasse ich mir die Worte durch den Kopf gehen und kann kaum glauben, dass sie mir tatsächlich zur Hilfe kommen. Auden und Maya habe ich natürlich vor ihnen angerufen, aber keiner von ihnen ist ans Handy gegangen. Was sie wohl gerade tun?

Nichts Anständiges jedenfalls.

Daniel und Abraham habe ich danach angerufen, aber auch sie haben nicht abgehoben. Porter und Britt sind drei Staaten von mir entfernt und meine Eltern haben sich zum ersten Mal seit zwei Monaten getraut Ruby, Nova und mich allein zu lassen. Ich musste sie fast schon aus dem Haus werfen, damit sie zusammen ausgehen können, ohne sich Sorgen um Nova machen zu müssen.

Kyler und Stacey sind also wirklich meine letzte Hoffnung. An ihren Gesichtern kann ich quasi ablesen, wie froh sie sind, dass es mir gut geht, als ich ihnen die Tür öffne. Erst jetzt fällt mir ein, dass ich ihnen gar nicht die Situation erklärt habe ― trotzdem sind sie gekommen. Und das ist mehr, als ich erwartet habe.

»Habt ihr den Hammer?«, will ich wissen, während ich sie ins Haus lasse.

Kyler hält stirnrunzelnd einen Werkzeugkasten in die Luft, den ich ihm sofort abnehme. Das Geräusch von Novas Kopf wird immer lauter, genauso wie Rubys Schluchzen. Stacey und Kyler hatten keine Ahnung davon, dass ich eine Schwester habe und trotzdem zögert Kyler nicht, sondern nimmt Ruby sofort in den Arm, um sie zu beruhigen.

Stacey schiebt währenddessen die Ärmel ihrer Jacke nach oben, greift nach dem Werkzeugkasten und holt den Hammer heraus. »So, wen soll ich damit zusammenschlagen?«

Mir entfährt ein echtes, kurzes Lachen. »Ist das dein Ernst?«

»Muss ich dich daran erinnern, dass ich diejenige war, die Porters irren Bruder Roamer mit einem Feuerwehrlöscher attackiert hat?«

Nein, das muss sie nicht. Ich war zwar nicht dabei, aber ich weiß von Audens und Kylers Erzählungen, wie spektakulär es gewesen ist. Stacey hat sein Leben damals mit einem Feuerlöscher gerettet, als würde sie so etwas jedes Wochenende tun. »Hinter der Tür ist meine kleine Schwester und kein Einbrecher, deshalb sei vorsichtig, Snake.«

Sie nickt und schwingt den Hammer vorfreudig in der Luft herum.

Ich weiche ihr sofort aus, als sie mich fast am Kopf trifft.

»Ups«, flüstert sie.

»Nova!«, rufe ich, als sie für einen Moment innehält. »Geh von der Tür weg, okay?«

Sie schreit als Antwort laut.

»Geh von der Tür weg«, sage ich bestimmter, eindringlicher.

Dann nicke ich Stacey zu, die viel Schwung holt und die Spitze des Hammers in die Tür rammt. Sie tut es noch einmal, diesmal fester. Das Holz bricht sofort, sodass ich mit einer Hand durch das kleine Loch greifen und die Tür von außen öffnen kann.

Novas Kopf blutet noch stärker, als ich es erwartet habe. Das Rot hat sich in ihrem blonden, langen Haar verklebt und ist an ihrem Ansatz bereits verkrustet. Wie immer sagt ihre Miene nichts über ihren Zustand aus ― sie wirkt fast normal, so als hätte Stacey ihre Tür gerade nicht mit einem Hammer kaputtmachen müssen.

Die Sex-DeadlineWhere stories live. Discover now