KAPITEL 03 | KYLER

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»Mon dieu, ich kann kaum glauben, dass meine kleinen Jungs ab heute im Abschlussjahr sind.« Moms Augen füllen sich mit Tränen, die sofort über ihre Wangen laufen. »Gerade eben kamt ihr noch glatzköpfig aus meinem Bauch heraus und habt geschrien wie am Spieß ...«

»Mom«, presst Daniel hervor, dem es wohl deutlich unangenehm ist am Frühstückstisch über unsere haarlosen Köpfe von damals nachzudenken. »Wir sollten losgehen, sonst kommen wir noch zu spät.«

Doch sie ist natürlich noch lange nicht fertig. »Wisst ihr, wie schwierig es war euch beiden gleichzeitig die Windeln zu wechseln? Oder nachts, wenn einer von euch aufgewacht ist, hat der andere gleich mitgeschrien, obwohl es gar keinen Grund dafür gab. Ihr seid viel zu schnell groß geworden. Wie richtige Männer sitzt ihr hier vor mir und fresst mir die Haare vom Kopf.«

Ich kneife die Augen zusammen und schiebe den leeren Frühstücksteller von mir weg. »Am besten, wir fahren los, bevor du genauso glatzköpfig wirst wie wir damals.«

Natürlich besteht Mom noch darauf Daniel und mich einmal fest zu drücken, bis wir glauben, wir würden unseren ersten Schultag nicht mehr überleben, weil wir bis dahin erstickt sind. Auden kommt nichtsahnend in die Küche und wird sofort mit in die Umarmung hineingezogen, woraufhin es noch unangenehmer wird.

Verwirrt sieht er mich an, aber ich schüttle nur den Kopf, um ihm mitzuteilen, dass er erst gar nicht nachfragen soll, was hier los ist. Erst in seinem Auto traut er sich zu sprechen. »Ihr hattet früher eine Glatze?«

Er hat das ganze Gespräch also mitgehört.

»Lass uns das einfach vergessen«, wirft Daniel sofort ein. »Ich liebe Mom ja wirklich, aber das war zu viel des Guten.«

Auden schweigt und ich weiß genau was er denkt, weshalb ich Daniel einen warnenden Blick zuwerfe. Natürlich hat sich Mom total peinlich benommen, aber mir ist es lieber, wenn sie mich in unangenehme Situationen bringt, anstatt sich den ganzen Tag Alkohol in den Rachen zu kippen und sich nicht um mich zu kümmern. Wie Audens Mom.

Daniel ist natürlich sofort still.

Die Stimmung ist nicht total ruiniert, weil Auden keineswegs eingeschnappt, sondern eher nachdenklich wirkt. Als Daniel jedoch das Radio einschaltet und einen französischen Sender anmacht, muss sogar Auden kopfschüttelnd lächeln. »Enfin arrivé, il y a assez d'affaires á faire«, singt Daniel lauthals mit und stupst mich daraufhin an.

Nur um Auden aufzuheitern, mache ich tatsächlich den Mund auf und singe weiter. »Le temps de commencer, le temps de recracher

Wir warten gespannt darauf, dass nun Auden singt, aber er schüttelt bloß den Kopf, als er auf dem Parkplatz vor der Millbrook Highschool parkt. »Nur über meine Leiche werde ich jetzt singen. Autant que je t'aime.«

Daniel scheint es nicht schlimm zu finden, denn er erspäht Abraham nur ein paar Meter von uns entfernt. Schnell steigt er aus, während ich ihm nachsehe und gar nicht bemerke, dass auch Maya bereits hier ist. Sie umarmt Auden sofort, während er über ihr sattes, rotes Haar streicht und sie gleich darauf küsst.

Manchmal ist es wirklich schwierig Freunde zu haben, die alle glücklich vergeben sind.

Als hätte ich meinen Gedanken laut ausgesprochen, taucht Lowen neben mir auf und hakt sich bei mir unter. Ihr langes, hellbraunes Haar flattert im Wind und ihre großen Augen sehen zu mir auf. »Du siehst heute aber heiß aus.«

»Ich trage dieselbe Schuluniform wie alle anderen auch«, gebe ich zurück.

»Dann siehst du eben heißer aus.« Sie kichert, als hätte sie etwas Lustiges gesagt. »Wie auch immer, ich hatte gehofft, dass du nicht zu eifersüchtig wirst, wenn ich mir diesen Paxton Carver jetzt gleich schnappe.«

Die Sex-DeadlineWhere stories live. Discover now