KAPITEL 05 | KYLER

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»Also gut, erste Frage: Hast du Probleme dich zu beherrschen, wenn dich jemand provoziert oder schlimmstenfalls angreift?«

Perplex blinzele ich. »Normalerweise nicht.«

»Mhm. Ich tue jetzt einfach so, als hättest du mir ein glattes Nein ins Gesicht geschrien. Zweite Frage: Hast du irgendwelche Vorerkrankungen oder Allergien?«

Ich schüttele langsam den Kopf, während ich mich im Josie's umsehe und dabei unbehaglich die Schultern nach oben ziehe. Das Diner ist rappelvoll und Maya rennt von einem Tisch zum nächsten, während ihr rotes Haar um ihre Schultern flattert. Auden ist ebenfalls hier, sitzt an einem der vielen Tische und schreibt etwas in sein Notizbuch, wobei er eigentlich die ganze Zeit nur Maya anstarrt. Sie bemerkt es natürlich und wirft ihm einen ziemlich gestressten Blick zu, den er mit einem leichten Lächeln quittiert.

»Okay, eine letzte Frage noch.« Das Mädchen, das mich einweisen soll, grinst. »Hast du Läuse?«

Als Antwort kratze ich mich am Kopf, woraufhin sie hoffentlich ›Nein‹ auf ihrem Klemmbrett ankreuzt. Jetzt, wo sie mich nicht mehr mit Fragen durchlöchert, betrachte ich sie genauer. Der Name TATE steht in Großbuchstaben auf ihrem Namensschildchen, das in ihrer Kellner-Uniform klemmt.

Tate sieht aus wie achtzehn oder neunzehn und hat diese Art von Aussehen, das man auch unter hundert Menschen sofort wiedererkennen würde. Ihre Haare sind in einem Rosé-Ton gefärbt, der zu ihrer hellen Haut und den vereinzelten Sommersprossen in ihrem Gesicht passt. Ein Piercing steckt in ihrer linken Augenbraue und sie besitzt unzählige kleine Tattoos auf ihren Armen, die alle so aussehen, als hätten sie irgendeine Bedeutung für sie.

»Dann führe ich dich mal herum, Neuling.« Ihre riesigen, grauen Augen fixieren mich, während sie um die Theke herum geht. »Es wäre vorteilhaft, wenn ich deinen Namen weiß, denn deine Begrüßung war wortwörtlich: Hallo, ich brauche dringend einen Job. Du hast Glück, dass ich so ein weiches Herz habe, weil meine Mom dich so ganz sicher nicht eingestellt hätte.«

Ihre Mom besitzt also dieses Diner und heißt mit Sicherheit Josie. Ist vermerkt. »Ich bin Kyler Dubois und ―«

»Und Franzose«, stellt sie bei meinem Nachnamen fest. »Hoffentlich wirkt sich dein französischer Einfluss gut auf meine kanadischen Wurzeln aus.«

Ich weiß nicht so ganz, was ich darauf erwidern soll.

»Bist du volljährig?«, fragt sie mich, als sie mir eine Kellner-Uniform zuwirft und vorausgeht.

»Ja, aber das wüsstest du, wenn du mir wichtigere Fragen gestellt hättest, als die mit den Läusen.« Grinsend folge ich ihr in einen Raum, der offensichtlich nur für Mitarbeiter ist. Mir ist bewusst, dass ich vielleicht nicht so neugierig sein sollte, aber mich würden da auch ein paar Dinge über sie interessieren. »Also, Tate, deine Mom besitzt dieses Restaurant, in dem eine Freundin von mir seit fast zwei Jahren arbeitet. Hast du vor es zu übernehmen?«

Sie schnaubt, während sie mir die Lebensmittelvorräte zeigt. »Lieber würde ich abgeschnittene Haare essen, die beim Friseur auf dem Boden liegen.«

»Répugnant«, sage ich mit verzogenem Gesicht, als sie in den nächsten Raum geht. »Wie ist dein Nachname?«

»Princeton«, antwortet sie. »Wenn du genauso interessiert an den Wünschen der Kunden bist wie an mir, dann habe ich einen neuen Lieblingsmitarbeiter, der mir meine Arbeit abnehmen wird.«

»Ich will als Kochgehilfe arbeiten«, wiederhole ich heute schon zum zweiten Mal. »Zufällig koche ich sogar ziemlich gut. Mein Essen ist wie ein Orgasmus im Mund.«

Sie bleibt an einer Tür stehen und dreht sich neugierig zu mir um. »Du könntest überall kochen und Mundorgasmen verteilen. Warum im Diner meiner Mom?«

Die Sex-DeadlineWhere stories live. Discover now