PROLOG | STACEY

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»Die Sex-Deadline«
von Stacey Jean Brenton

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Meine beste Freundin Maya Edwards sagt immer: Wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, dann schreib es auf. In unseren Köpfen erscheint alles immer so wirr und zusammenhanglos, aber sobald es auf dem Papier steht, herrscht sofort Ordnung.

Ich glaube nicht, dass mir das hier helfen wird, aber ich bin extrem verzweifelt. So verzweifelt, dass ich sogar riskiere, jemand könnte diesen schrecklich dahingekritzelten Text lesen.

Alles fing vor fast zwei Jahren an, kurz vor meinem Junior Year an der Millbrook Highschool. Hätte ich Maya damals nicht gezwungen zu dieser Party zu gehen, wäre heute vieles anders. Ich bereue es nur deswegen nicht, weil sie sonst nicht mit Auden Villeneuve zusammen wäre und die beiden jetzt nicht das süßeste Paar an der Millbrook abgeben würden. Witzig ist auch, dass sie davor durch genau diese Party in einem Liebesdreieck mit Auden und seinem besten Freund Porter Sinclair gelandet ist und ein ganzes Schuljahr gebraucht hat, um sich für einen der beiden zu entscheiden.

Nicht witzig ist, dass ich ebenfalls in einem Liebesdreieck gelandet bin.

Und anders als Maya habe ich ganze zwei Jahre gebraucht, um mich zu entscheiden.

Eigentlich hat alles mit einem Spiel angefangen. Damals hieß es noch ›Die Kuss-Deadline‹, als ich Warren und Kyler kennengelernt habe, heute heißt es ›Die Sex-Deadline‹. Man kann es sich wie ein Update von Candy Crush vorstellen: Man hat eigentlich keine Lust die neuen Level zu spielen, aber man tut es letztendlich trotzdem.

Jedenfalls sagt das Porter immer, der sich beide Spiele ausgedacht hat und deshalb ein riesiger Grund dafür ist, warum ich gerade so verzweifelt bin. Hätte er mich nicht dazu überredet kurz vor meinem Senior Year bei der Sex-Deadline mitzumachen, wäre vieles nicht passiert. Ich hätte weder Warren noch Kyler so nah an mich herangelassen und würde jetzt nicht nach all den Hürden und vielen Blamagen überlegen nach Australien auszuwandern und den Aborigines beizutreten.

Wie auch immer — ich schweife zu sehr ab.

Es ist schwierig zu erklären, warum ich es überhaupt so weit habe kommen lassen. In Warren war ich schon verliebt, bevor ich Kyler überhaupt kannte. Und in Kyler war ich wiederum verliebt, bevor ich meine Gefühle irgendwie stoppen konnte. Es macht mir Angst, was ich für die beiden tun würde — für zwei Idioten, mit denen ich manchmal besser streiten, als ein normales Gespräch führen kann.

Wenn ich Kyler Dubois beschreiben müsste, wäre meine Antwort: französischer Sexgott. Gleichzeitig ist es auch so einfach mich mit ihm zu unterhalten, wenn wir uns nicht gerade in die Haare kriegen, dass ich in seiner Nähe an niemand anderen als an ihn denke.

Warren ist wiederum verdammt klug, wahnsinnig geheimnisvoll und ein richtiger Familienmensch. Er ist jemand, in den man sich fast schon verlieben muss, ohne es dabei richtig zu bemerken. Es passiert einfach, auch wenn es in manchen Momenten mehr wehgetan hat, als ich für möglich gehalten habe.

Natürlich habe ich nicht einfach mit beiden geschlafen. Das hätte ich ihnen nicht antun können. Außerdem ging es bei meiner Entscheidung sowieso nicht darum, wer von ihnen besser im Bett ist und mich mehr beeindrucken kann. Es ging darum, mit wem von ihnen ich lieber zusammen bin.

Ein sehr weiser Mensch hat einmal gesagt: Küsse sind wie das Trinkgeld der Liebe.

Genauso sehe ich es mit dem Sex. Die Erfahrung ist definitiv wunderschön und bringt zwei Menschen auf eine besondere Art und Weise näher zusammen, aber es kann nicht der einzige Grund sein, warum man mit einer Person in einer Beziehung ist. Ich musste mir bei Warren und Kyler also die Frage stellen, mit wem ich zehn Jahre verbringen und auf den Sex verzichten könnte, wenn es darauf ankam.

Erst dann fiel mir die Entscheidung plötzlich leicht. Doch bevor ich auch nur ein Wort zu dieser Person sagen konnte, wurde sie mir viel zu schnell aus dem Leben gerissen.

Und zurück blieb nur noch ich und mein gebrochenes Herz.

Wie immer.

P. S.: Dieser Text sollte nicht ganz so dramatisch werden. Das ist eher Mayas Ding.

P. P. S.: Ist es überhaupt erlaubt in einen Aufsatz ›P. S.‹ zu schreiben?

Die Sex-DeadlineWhere stories live. Discover now