Kapitel 12

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Ich tippelte in mein Zimmer und suchte in meinem Schrank nach Klamotten von meinem Vater, die ich damals von ihm geschenkt bekommen hatte. Da gab es einige, doch diese zu finden war nun mal das Problem.
Ich ging Bügel für Bügel durch bis ich ein altes Shirt und eine weinrote Jacke fand, die ihm gehörten.
In einer Ecke fand ich noch eine Hose von ihm. Das sollte genügen.
Ich packte die Klamotten auf einen Haufen und legte sie Felix vor die Badezimmertür.

"Klamotten liegen vor der Tür.", rief ich und verschwand mit meinen frischen Sachen auf dem Arm nach unten.
Da es im Erdgeschoss noch ein 2. Badezimmer und somit auch eine 2. Dusche gab, entschloss ich mich dazu dort zu duschen während Felix sich oben zurecht machte.

Ungeschminkt, mit nassen Haaren und einer bequemen kurzen Hose, einem schlabber T-Shirt und flauschigen Socken an, tapste ich die Wendeltreppe wieder hinauf.
Ja, ich trug dicke Socken im Sommer. Das war eine Angewohnheit.

Die Tür zum Badezimmer stand offen und die feuchte Luft zog durch das gesamte Obergeschoss. Die dreckigen Sachen von Felix lagen verstreut auf dem Boden. Ich hob sie nacheinander auf und suchte in meinem Zimmer nach ihm.
Gesucht, gefunden.
Er saß auf meinem Bett und wartete auf mich.

"Die Sachen stehen dir.", schmeichelte ich ihm.
Das Shirt war ein ticken zu groß, doch die Jacke saß perfekt.

"Kann ich nur zurück geben.", lachte er.

"Naja, ungeschminkt hättest du mich damit schon mal gesehen. Ich hoffe du stirbst nicht an Augenkrebs.", rief ich noch hoch ins Zimmer während ich mich auf dem Weg zur Waschmaschine machte, die unten im Bad stand.

»Felix' Sicht«
Selbst ungeschminkt sah sie wunderschön aus. Sie sah es generell.
Immer wenn ich in ihrer Nähe war, flogen mir Tausende Schmetterlinge durch den Bauch. Als sie mich auf die Wange küsste, schoss es wie ein Blitz durch mich durch.
Ich zweifelte nicht mehr daran, dass ich sie liebte. Ich tat es.
Ob sie jedoch das selbe für mich empfand wusste ich nicht, und nachdem sie mir sagte, dass es keine gute Idee seie sie zu küssen, stiegen Zweifel in mir auf.
Ich war mir bei jedem Male unsicher, was sie sagen oder tun würde, nachdem ich sie auf die Wange küsste.
Ich wollte Klarheit, mehr nicht.

Sie sorgte sich darum, dass meine Klamotten gewaschen wurden, bevor ich wieder nach Hause ging. Sie sorgte sich darum, dass ich keinen Ärger von Zuhause bekam. Sie sorgte sich darum, weshalb ihre Mutter mich vorerst nicht leiden konnte und sie sorgte sich generell um viel.
Und ich, ich machte es mir zur Aufgabe sie zu beschützen und für sie da zu sein.
Und eins wusste ich, wenn ich sie irgendwann meine Freundin nennen durfte, würde ich sie nicht aus dem Auge lassen. Ich würde immer für sie da sein, sie auf Händen tragen, ihr bester Freund seien, ihr Partner, und ihr Beschützer, egal was kommen mochte.

»Hope's Sicht«
Ich stopfte seine Sachen in die Waschmaschine, drehte sie auf die passende Gradzahl und drückte auf "Start".

"Ich bin weg, bis später.", rief meine Mutter mir zu, es folgte ein Knall der Haustür.
In letzter Zeit war sie so geheimnisvoll mit dem was sie tat. Ständig hatte sie Termine, musste länger arbeiten oder verschwand einfach so.

Die, nun gewaschenen, Klamotten stopfte ich in den Trockner und startete auch diesen.
Als diese fertig war stolzierte ich mit ihr nach oben zu Felix.
Ich fand ihn schlafend auf meinem Bett vor, eingekuschelt in der Kapuze der Strickjacke.
Seine Haare lagen platt auf seiner Stirn.
Sanft strich ich ihm ein paar Stränen zur Seite und fuhr mit meiner Hand langsam über seine Wange. Sie war weich, sehr weich.
"Felix...", sagte ich leise und strich erneut immer wieder über die selbe Stelle der Wange. Seine Wangenknochen wurden von den Strahlen der bereits untergehenden Sonne erleuchtet.
"Hey..", sagte ich wieder leise um ihn zu wecken und fuhr ihm durch seine, immernoch nassen, Haare.

Die Ruhe die er ausstrahlte versetzte auch mich in eine Art "Ruhezustand".
Jedoch musste ich ihn auf irgendeine Weise wach bekommen.
Sein Schlaf war echt extrem und ich konnte ihn ja wohl schlecht die Nacht über hier behalten, sonst kam meine Mutter wohl ebenfalls auf schlechte Gedanken.

"Felix, wach werden...", sagte ich diesmal etwas lauter.
Ein leises "Hey..", kam von ihm und er rieb sich müde die Augen.
"Na, gut geschlafen?", fragte ich ihn und zwinkerte.
"Wie lange war ich weg?", erkundigte er sich stutzig.
"So circa eine Stunde...", antwortete ich nachdem ich einen kurzen Blick auf die Uhr warf.
"Deine Sachen liegen dort vorne.", ich deutete auf einen kleinen Hocker vor meinem schminktisch aufdem ich seine Sachen platziert hatte.
"Du bist ein Engel.", flüsterte er, stand auf und lief rüber zum Hocker, während ich mich auf mein Bett setzte und mein Handy in Beschlag nahm.

Im Augenwinkel beobachtete ich ihn jedoch, wie er dort mit nacktem Oberkörper stand und sich sein Shirt überzog und danach seine Hose über seine Boxershort.

Unten an der Haustür hieß es dann wieder Lebewohl sagen.
Wir umarmten uns und der war schon dabei die Straße herab zu laufen, bis ich ein kurzes "Felix, warte!" Rief und ihm hinterher rannte. Und das alles bloß um ihn zum Abschied einen Kuss auf die Wange zu geben, doch da seine Größe die meine um Längen übertraf gestaltete sich dies schwieriger als gedacht. Es endete damit, dass er sich zu mir hinunter beugen musste und ich merkte, wie seine Blicke noch an mir hangen, als ich wieder zur Haustür zurück lief und ihm dann noch kurz zuwinkte, bevor ich die Tür ins Schloss fallen ließ.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt