Kapitel 3

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Die erste Pause brach an und ich kaufte mir mit dem 5-Euro-Mutti-Geld ein Brötchen am Kiosk. In der Menschenmasse die sich im Forum aufhielt, sah ich mich nach Maike um. Doch bevor ich Maike fand, fand mich jemand anders.
Ein Typ, ich glaube nach Maikes Erzählungen hieß er Bejamin, kam schnurstracks auf zugelaufen.
»Du bist die Neue oder?«, seine Stimme war sehr tief und seine Augenbrauen zog er beim Reden so komisch nach oben.
»Hört sich an wie ein Insekt, 'die Neue'. Aber ja, ich bin 'die Neue'.«, antwortete ich ihm auf seine Frage.
»Benjamin«, stellte er sich mir vor und reichte mir seine Hand und verschwand nach einem kurzen Gespräch wieder.

Ich entschloss mich die letzten paar Minuten der Pause etwas frische Luft zu schnappen. Auf dem Gelände erkannte man deutlich wer zu welcher Kategorie gehörte.
'Die Coolen' standen mit Zigaretten, Hose auf halb 8 und einem lässigen Blick, aufeinandergedrängt und die Typen meistens noch mit ihren Freundinnen, in einer Ecke.
'Die Streber' saßen auf den Bänken neben ein paar Bäumen und klemmten mit voller Konzentration hinter ihren Büchern.
Und dann gab es da noch die mittlere Stufe: 'die Normalos'.
Und zu denen gehörte dann auch wohl ich. Die Normalos die einfach standen wo sie wollten und sich in den Pausen weder mit Büchern noch mit lässigem Aussehen beschäftigten.
Normalos eben.

Ich erblickte Maike, die zusammen mit diesem Felix und diesem Benjamin in einem Kreis stand und ich beschloss einfach diesen kleinen Kreis zu einem Ei zu machen, indem ich mich dazu gesellte. Immerhin, Maike war mir sehr sympathisch gewesen.
»Na schau mal an, die Neue.«, sagte Benjamin als ich dazustoß. Er kassierte ein böses funkeln von mir. Ich hasse diesen 'die Neue'-Spruch. Immerhin hatte ich einen Namen.
»Na, Kleine, lebst du dich schon langsam ein?«, begrüßte Maike mich.
»Es geht schon. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.«, antwortete ich ihr. Felix sagte keinen Ton, er hörte bloß zu und grinste hin und wieder.

Der letzte Gong für diesen Tag ertönte. Uni war zuende, ich hatte überlebt. An der Bahnstation traf ich noch auf Felix. Dieser zog sich soeben ein Bahnticket am Automaten. Und da ich keine Lust hatte am Nachmittag beim Schwarzfahren erwischt zu werden, musste ich dies ebenso noch machen.
»Hi, Felix.«, begrüßte ich ihn und war froh eventuell nicht alleine Bahn fahren zu müssen. Er zuckte zusammen vor Schreck. »Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid.«, ergänzte ich mich.
»Schon okay..«, lachte er und wow, er redete!
»Ehmm...wo musst du hin?«, fuhr ich fort.
»Richtung Dom, die Haltestelle an der Schulzalee.«, ich mochte seine Stimme, sie war irgendwie beruhigend.
»Die Richtung muss ich auch.«, entgegnete ich ihm und lachte.
Wir unterhielten uns noch eine gute Zeit, während ich mir ebenfalls mein Ticket zog und wir in die Bahn stiegen.
An der selben Station ausgestiegen, liefen wir noch die Straße runter zu meinem Haus. Vor meiner Haustür blieben wir stehen.
»Deine Eltern müssen ja ziemlich wir Kohle haben...«, sagte er und musterte das Haus.
»Und du kommst darauf, weil..?«, hakte ich nach.
»Weil dein Haus förmlich danach schreit vor Geldinvestition zu explodieren.«

Ja, das wusste ich selbst.

»Aber das tut ja nichts zur Sache! Also, neues Mädchen Hope, soll ich dich morgen vor der Uni von Zuhause abholen? Ich wohne eh nur ein paar Straßen weiter.«, er zog seine Augenbrauen nach so hoch, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte.
»Ich würde mich freuen..«, ich schenkte ihm noch ein ehrliches Lächeln und verschwand dann hinter der Haustür.

»Wer war das?« fragte meine Mutter interessiert.
»Felix.«, und erst jetzt bemerkte ich, wie ich diesen Namen mochte.
»Und wer ist Felix..?«, der Name an sich reichte ihr wohl nicht.
»Ein Typ mit dem ich durch die Stadt gerannt bin und vor'm Kölner Dom Drogen genommen hab.«, scherzte ich. »Ein Typ aus der Uni, Mum.«

Ich ging die Wendeltreppe rauf zu meinem Reich und stellte meine Schuhe und Tasche in die nächst beste Ecke. Hausaufaben, Bonjour.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt