XXIV. blasenwelt

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Seine Wohnung war... interessant.

Das einzige, was als Dekoration in dem großen Wohnzimmer mit dem grauen Sofa zählen konnte, waren die vielen Pflanzen auf den Fensterbrettern und die Chemiewälzer auf dem Küchentresen. Mehr nicht. Keine Bilder, nur weiße Wände und quietschende Holzböden.

Der Ausblick zumindest war schön, man schaute hinunter auf einen kleinen Park.

»Und?«, Elias rollte nervös die Ärmel seines Pullovers hoch und beobachtete mich vom Türrahmen aus. Ich wusste, wie er sich fühlte — diese Angst, ich würde gleich umdrehen und weglaufen. Langsam drehte ich mich um die eigene Achse, schaute hinauf zur hohen Decke.

»Sie ist... hübsch.«

»Hübsch? Das klingt, als würdest du sie hassen«, er verzog sein schönes Gesicht und ich machte ein paar Schritte nach hinten, ließ mich auf das weiche Sofa fallen. Hm. Nicht so schlecht.

Ganz anders als mein eigenes vollgerümpeltes Zimmer, so viel... heller und leerer, aber sie passte zu ihm.

»Ich mag sie«, ich grinste breit zu ihm hinauf, meine langen Gelenke über die großen Polster verstreut.

»Ich weiß, sie ist nicht ganz persönlich und so, aber... es ist mein zuhause«, er setzte sich vorsichtig neben mich, sein Blick auf den Park gerichtet. Wohlig seufzend legte ich meinen Kopf in seinen Schoss und lächelte zu ihm hoch. »Ich mag sie, wirklich. Vor allem die ganzen Pflanzen.«

Elias und ich schauten wie aufs Stichwort zum Fensterbrett, die Blätter waren saftig grün und trieben kleine Knospen. »Kannst du vielleicht für eine Weile Karl und Napoleon adoptieren? Würde ihnen wahrscheinlich gut tun.«

Er lachte laut auf und fuhr mit seinen Fingern sanft durch meine dunklen Locken. »Gerne, aber das ist wirklich nicht mein Verdienst hier. Ich bin die meiste Zeit gar nicht zuhause. Macht mein Mitbewohner«, murmelte er konzentriert und ich schloss die Augen müde, brummte missmutig.

»Und wann lerne ich diesen so geheimnisvollen Mitbewohner kennen?«

»Bald, bald, er sollte heute früher von der Arbeit kommen.« Ich schnaubte leise mit geschlossenen Lidern, konnte Elias richtiggehend Grinsen sehen. Seine Nasenspitze streifte meine Stirn neckisch und ich entspannte mich, sank tiefer in das weiche Sofa. »Ist da jemand eifersüchtig?«

Pah. Ich doch nicht. Aber... alleine der Gedanke, dass jede Nacht im Zimmer neben ihm jemand schlief, jeden Morgen zusammen mit ihm frühstückte, ließ mich vor—

»Mhm, hättest du wohl gerne«, murmelte ich müde und zog einen Mundwinkel in die Höhe, während er langsam eine Locke aus meiner Stirn strich, mir einen Kuss auf die Lippen drückte.

Dass ich jemals in meinen Leben jemanden so nah lassen, jemanden so sehr vertrauen würde... das hätte ich nie wirklich erwartet. Nicht einmal Elster durfte—

»Fuck!«

Mit einem Ruck fuhr ich ihn die Höhe und stieß mit Elias an, der jaulend zurück in den Polster sank. »Fuck, sorry, fuck, sie wird mich sowas von umbringen«, murmelte ich gehetzt und zog mein Handy aus der Hosentasche, Elias hielt sich die Nase.

»Was ist jetzt los?«, nuschelte er beleidigt durch seine Hand hindurch — zehn verpasste Anrufe. Ich zog einen Mundwinkel entschuldigend in die Höhe.

»Ich hab vielleicht... Elster vergessen.«

Geplatzt war die warme, weiche Blase, die ich um uns geschlungen hatte, geplatzt war der Schutz, der mich wieder zurückholte, in einen Ort, den ich so schnell nicht wieder besuchen hatte wollen. Scheiße.

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