19 Kapitel

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Hier ist endlich mein nächstes Kapitel.
Es ist nicht so lang geworden, wie ich es eigentlich geplant hatte, dafür versuche ich das Nächste länger zu machen.
Viel Spaß beim Lesen.
LaraHockey

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"Wir sind uns noch nicht ganz sicher, aber wir vermuten, dass Elija June entführt hat." Sagte mein Vater und sah mich vorsichtig, wie ich reagieren würde, an.
"Ich weiß." Antwortete ich mit einem Anflug von Langeweile in der Stimme. Eigentlich wollte ich was anderes sagen.
Vielleicht so etwas wie 'Oh nein! Wirklich?' oder 'Was?! Elja?! Was sollen wir jetzt nur tun?' Mit so ein bisschen Drama eben, aber zu spät.
Milli und Ralf sahen mich verwirrt an.
Leise murmelten sie vor sich her:
»Was? Woher weiß sie das? Kam die Vermutung von ihr selber oder...? Was wenn....nein.« Millis Augen weiteten sich kurz.
»Sie wusste es?! Woher? Haben wir je etwas ihr gegenüber erwähnt? Nein, eigentlich nicht....aber....«
Auch er sah mich leicht geschockt und verwirrt an. Jetzt führten sie beide schon Selbstgespräche.
Die ganze Wut, die sich in meinem Innern gesammelt hatte, darüber, dass sie immer so taten, als würde ich nichts hören, kam auf einmal hoch und ich sagte, etwas lauter, als ich eigentlich geplant hatte:
"Denkt ihr irgendwie ich wäre taub oder so?! Hier führen alle Selbstgespräche oder tun so, als wäre ich garnicht da, wenn ich aber in echt neben ihnen stehe!"
Okay, ich musste zugeben, das war etwas übertrieben. Aber sie sollten ruhig wissen, wie mich das aufregte.
"Falls ihr euch jetzt fragt, woher ich das mit eurer tollen Vermutung über Elija weiß, das ist ganz einfach! Ihr habt an meinem ersten Tag auf dieser Insel, schon damit angefangen mit euch selbst zu sprechen, als säße ich keinen Meter von euch entfernt." Fügte ich noch ironisch hinzu.
"Emily? Was hast du noch gehört?" Ralf sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
"Naja, also..." Irgendwie fühlte ich mich auf einmal unwohl unter den Blicken, mit denen die beiden mich bedachten, aber jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen.
"Als Anne mich mal zum Frühstück gebracht hat, hat sie auch die ganze Zeit vor sich her geredet, als ich sie darauf angesprochen habe, was sie denn gesagt habe, wusste sie nicht wovon ich sprach. Hat sie eine psychische Störung oder so, dass sie Selbstgespräche führt oder laut denkt, ohne etwas davon mitzubekommen?" Dieser Gedanke war zwar gerade erst gekommen, doch er machte auf eine unheimliche Weise Sinn.
"Gedanken. Ja. Anne führt keine Selbstgespräche und ist auch nicht verrückt. allerdings könnte es sein, dass es an dir liegt." Sagte Milli langsam.
"An mir?!" Meine Stimme klang schrill.
"Naja...es könnte sein, dass du ihre Gedanken gelesen hast." Schlussfolgerte Milli.
"Wie bitte?" Ich sah sie irritiert an. "Ich hab doch keine Ahnung, wie das geht."
"Erinnerst du dich daran, als wir dir davon erzählt haben, dass hier auf dieser Insel sich die magischen Fähigkeiten eines Bändigers schneller entwickeln? Es könnte sein, dass dein Aufenthalt hier deine Fähigkeiten erweitert hat und du, ohne es zu bemerken, geschweige denn aus eigenem Willen, die Gedanken von manchen hier gelesen oder gehört hast." Sagte Ralf nun ernst.
"Aber..." Ich brach völlig verwirrt ab. Ich hatte ohne es zu bemerkende Gedanken gelesen.
Das machte irgendwie Sinn, warum die Stimmen manchmal so komisch klangen und vor allem, warum alle dachten, ich würde sie nicht hören können.
"Eigentlich muss man sich auf die jeweiligen Gedanken konzentrieren, um sie zu hören oder um entsprechende Bilder zu empfangen." Fing Milli mit ihrer Erklärung an. Man konnte auch Bilder empfangen?
"Bilder empfängst du nur, wenn die Person, deren Gedanken du liest, gerade ein inneres Bild vor Augen hat.
Eigentlich muss man sich auf die Person genau konzentrieren, wenn man die Gedanken lesen möchte. Das ist eigentlich ganz praktisch, so hörst du nicht überall Stimmen, was natürlich sehr laut werden könne oder hast die ganze Zeit Bilder im Kopf, außerdem antwortest du zum Beispiel in der Schule nicht aus Versehen auf Gedanken." Endete Milli.
Schwer ließ ich mich auf einen der Stühle am Esstisch fallen, da ich immer noch gestand hatte.
Ich hatte Gedanken gelesen. Einfach so, ohne es zu bemerken. Die Fähigkeit der Geister wurde mir zunehmend unheimlich. Keine Ahnung was sie sonst noch so konnten. Vielleicht andere Menschen kontrollieren? Oder ihre Gedanken beeinflussen?
So langsam verstand ich die Bändiger, die sich vor Geistern fürchteten. Was ich wahrscheinlich auch tuen würde, wenn ich kein Geist wäre.
"Manchmal kann man sich sogar in Menschen hineinversetzten. Das ist dann so, als wärst du derjenige und nimmst alles um ihn herum war. So kannst du auch Gefühle empfangen." Fügte Ralf noch hinzu.
Das Essen wurde herein gebracht und wir aßen eine Weile schweigend, bis ich schließlich fragte:
"Und was werden wir jetzt gegen Elija tun?"
Milli und Ralf wechselten wieder Blicke, doch ich versuchte mich nicht auf ihre Gedanken zu konzentrieren.
Sie würden es mir jetzt sowieso sagen müssen, zumindest wenn es um June ging.
"Wir werden mit einem GEK, GeisterEinsatzKomando, zu Elijas Landhaus fliegen, wo er sie gefangen hält."
"Und woher wisst ihr, dass sie da ist?" Fragte ich sie.
"Wir haben da so unsere Quellen." Antwortete Milli verschwörerisch. Aha, sie hätten ihre Quellen. Quellen, von denen ich mit Sicherheit nichts Genaueres erfahren sollte, dachte ich bitter.
"Aber was, wenn er June wehtut oder sogar umbringt, wenn ihr kommt?" Fragte ich stattdessen.
"Er wird nichts davon bemerken, wenn er überhaupt in seinem Haus ist. Es sähe ihm ähnlich, einer seiner Gefolgsleute da zulassen, der sich dann um alles kümmern muss." Erklärte mir Milli.
Ich nickte langsam.
"Und wann fliegen wir los?"
"Oh, Emiliy, wir fliegen nirgendwo hin. Du bleibst hier, Milli und ich können dir im Nachhinein berichten, wie es gelaufen ist. In drei Tagen fliegen wir los." Erwiderte Ralf nun mit strenger Stimme.
"Was?! Aber es ist doch meine Freundin, wieso sollte ich dann nicht mit dürfen? Außerdem sollte sie, wenn ihr sie rettet, vielleicht jemanden bekannten sehen, damit sie nicht denkt, dass sie schon wieder entführt wird." Rief ich erneut aufgebracht. Gerade erst hatte ich mich beruhigt. Offenbar konnte ich, wenn meine Eltern mir irgendetwas mitteilten einfach nicht ruhig bleiben.
"Du hast recht. Das Gleiche haben wir auch schon gedacht. Also haben wir beschlossen, Derek mit zunehmen. Natürlich müssen wir ihn noch Fragen." Erwiderte Ralf nun wieder ruhig.
Sie würden Derek mitnehmen?! Warum?! Wieso nicht mich?
"Wir nehmen dich nicht mit, weil du zum einen die Prinzessin bist und zum anderen Derek im Moment noch viel stärker ist als du. Außerdem hat er mehr Erfahrung mit kämpfen und weiß, wie man mit einer Waffe umgehen kann, wenn es überhaupt so weit kommt, wahrscheinlich nutzen wir sowieso eher unsere Magie." Versuchte Milli noch einen Witz, aber ich schaute sie nur ausdruckslos an.
"Aber Derek...." Ist einer der größten Fans von Elija und gehört zu seinen engsten Gefolgsleuten! Wollte ich eigentlich sagen doch brach dann ab.
Das würde Derek nur in Schwierigkeiten bringen und, auch wenn ich liebend gerne mitkommen wollte, konnte ich ihn einfach nicht so in die Pfanne hauen. Ich würde schon einen anderen Weg finden, welcher nicht sein Leben ruinieren würde.
"Emily, wir diskutieren das jetzt nicht mehr. Du kommst nicht mit und damit aus." Beendete Ralf das Gespräch.

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Schnell lief ich den Strand endlang.
Es wehte eine frische Brise und ich zog meine Jacke enger um mich.
Das war das erste Mal seitdem ich hier lebte und es kälter als 25 Grad war.
Gestern Abend war ich, nachdem meine Eltern mir mitgeteilt hatten mich nicht zu Junes Rettung mitnehmen zu wollen, ohne ein weiteres Wort in mein Zimmer gegangen.
Ich wollte so unbedingt mitkommen. June endlich wieder sehen und mich versichern, dass es ihr auch gut ging, außerdem wollte ich Elija noch ein paar Feuerbälle auf den Hals hetzten und ihn danach am liebsten ertränken.
Okay, mir war klar, dass das irgendwie kaltblütig klang, doch ich verspürte so einen Hass auf ihn. Vielleicht ließ ich letzteres auch weg....
Schließlich hatte ich gestern Abend noch einen genialen Einfall gehabt und war nun auf dem Weg, diesen in die Tat umzusetzen.
Schneller als beim letzten Mal fand ich die malerischen Häuser, in denen die Butlerfamilien der Könige wohnten.
Kurz darauf stand ich vor Nr.3 und hob meine Hand zum Klopfen, als mich eine Stimme herumwirbeln ließ.
"Emily? Was machst du hier?" Fragte Derek verwirrt. "Wollten deine Eltern nicht heute was mit dir unternehmen?"
Wollten sie das? Keine Ahnung, jetzt jedenfalls nicht mehr...
"Haben meine Eltern schon mit dir gesprochen?"
"Meinst du wegen June?" Fragt er vorsichtig und ich nickte.
"Sie haben mir gestern Abend noch alles erzählt."
"Ich möchte, dass du mir alles beibringst, was ein Geist können kann. " Sagte ich direkt.
"Möglichst innerhalb der nächsten drei Tage..." Fügte ich noch hinzu.
"Emily, wieso? ...aber..." Er schien zu verstehen.
"Nein, Emily. Du kommst nicht mit auf diese Befreiungsaktion. Auch, wenn du alles mögliche lernst. Deine Eltern lassen dich sowieso nicht."
"Wer hat gesagt, dass ich meine Eltern um Erlaubnis bitte?" Fragte ich und achtete genau auf seine Reaktion.
Er weitete seine Augen.
"Du willst doch nicht....nein Emily, da kannst du dir jemand anderen suchen, der dir hilft. Weißt du, was ich für einen Ärger bekommen würde, wenn rauskommt, dass ich dir geholfen habe?" Sein Stimme wurde lauter und eine Spur von Angst schwang mit.
"Außerdem darfst du aus gutem Grund nicht mitkommen."
"Aber Derek!" Ich hatte damit gerechnet, dass er sich zuerst weigern würde.
"Wenn nicht für June, dann bring mir das eben bei, für dann, wenn ich Elija irgendwann mal alleine gegenüber stehen werde." Sagte ich nun flehentlich.
Ich konzentrierte mich auf seine Gedanken, möglichst so, wie meine Eltern es erklärt hatten.
»Ich kann sie doch nicht auf einen Kampf mit Elija vorbereiten. Sobald ich ihr irgendwas beibringe, fliegt sie soweiso, wie auch immer, hinterher und hilft bei der Befreiung von June. Das ist klar, aber ich will sie da jetzt auch nicht so stehen lassen. Ihr ist das echt wichtig...«
Guter Gedanke, guter Gedanke. Lobte ich Derek innerlich und setzte ein möglichst verzweifeltes Gesicht auf.
"Na gut..." Seufzte er schließlich. " Ich werde dir alles beibringen."
Ich hatte nicht damit gerechnet, ihn so schnell zu überzeugen, aber was solls.
"Dann mal los." Sagte ich und freute mich auf das bevorstehende Training.
"Ich weiß, wo wir hingehen können, ohne, dass uns jemand sieht." Sagte Derek und zusammen liefen den Strand weiter endlang.
Was würde er mir beibringen? Würde ich das bei der Befreiungsaktion anwenden können?
Mir war klar, dass das kein Spiel war und vermutlich auch nicht ganz ungefährlich, doch die Gefahr an dieser Aktion reizte mich und bestärkte meinen Willen nur noch mehr und freudig sah ich dem Abendteuer entgegen.

School of Elements I  ~ The forgotten ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt