22 Kapitel

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Das Bild zeigt Elijas Landhaus, das in der Geschichte ist nur etwas größer.
Viel Spaß beim Lesen.
LG LaraHockey

Vorsichtig lief ich einen gewunden Pfad zwischen den Hügeln entlang.
Das Befreiungskommando war vermutlich schon im Landhaus, ich hatte ihnen einige Minuten Vorsprung gelassen, bis ich ihnen schließlich gefolgt war.
Nach einer Weile kam ich zu einem kleinen Wald, der bis zu der Kuppe eines etwas höheren Hügels wuchs.
Sehr gut. Dieser Wald kam mir gerade recht. So konnte ich mir, ohne direkt gesehen zu werden, meine Umgebung anschauen und sehen, wo ich war, und wie ich am Besten zu dem Landhaus gelangte.
Als ich oben ankam, duckte ich mich hinter einen großen Busch mit rosa Blüten.
Vermutlich Oleander.
Als ich hinter dem Busch hervor schaute, stockte mir der Atem.
Vor mir lag ein riesiges Landhaus mit einer Steinmauer umgeben und um dieses Haus erstreckten sich große Olivenbaumplantagen. Das war also Elijas Ferienwohnung. Der musste echt Geld haben, dass er sich so etwas leisten konnte, stellte ich bewundernd fest.
Das Haus sah aus, wie aus dem Bilderbuch, ein typisch italienisches Haus, umgeben von typisch italienischen Olivenbäumen, das einzige was nicht ganz hinein passte und was nicht gerade typisch italienisch war, waren Lichtblitze, die immer wieder aufflammten und ab und zu ein lauter Knall oder ein Donnern.
Eindeutig, das Kommando war schon drinnen und offensichtlich nicht ganz unbemerkt geblieben, wie sie es gehofft hatten.
Aber zum Glück gab es ja mich, ich würde alle retten und sie würden mich alle bewundern und...naja, vielleicht nicht unbedingt. Vermutlich würde ich selber drauf gehen und meine Leiblichen Eltern würden nur den Kopf schütteln und sagen: "Wussten wir's doch."
Also, ich werde mich jetzt durch die Plantagen näher an das Haus heran schleichen.
Dann werde ich schauen, wo alle Leute sind, außerdem werde ich nach June Ausschau halten.
Wenn ich weiß, wo sie ist, werde ich versuchen, zu ihr zu kommen und sie in Sicherheit zu bringen.
Danach werde ich, wenn die anderen immer noch kämpfen, ihnen helfen.
Danach werden wir alle glücklich und zufrieden nach Hause fliegen und ich bekomme keinen Ärger, dass ich geholfen habe, da ich stattdessen alle gerettet habe.
Okay,das letzte konnte ich auch streichen. Ärger würde ich auf jeden Fall bekommen, egal, ob ich alle retten würde oder nicht. Ich atmete noch einmal tief durch und lief dann los.
Schell rannte ich über das struppige Gras. Mein Herz raste. Hier, ohne auch nur ein bisschen Deckung, lang zu laufen war sehr gewagt.
Man würde mich mit einem Blick sehen.
Als ich endlich bei den ersten Plantagenbäumen ankam, drückte ich mich erleichtert hinter einen dicken Olivenbaumstamm und schlich, von Baum zu Baum laufend, näher an das Landhaus heran, bis ich dicht hinter der Mauer, die das Grundstück abgrenzte, hockte.
Puh, das erste hatte ich schon mal ohne Schwierigkeiten geschafft.
Ich wartete noch kurz, bis sich mein Atem etwas beruhigt hatte und mein Herz nicht mehr so raste.
Dann konzentrierte ich mich auf die Menschen in dem riesigen Haus. Vor meinem inneren Auge baute sich das Innere des Landhauses auf.
Eine große Halle, die von Lärm erfüllt war. Einige Geister des Einsatzkommandos kämpften gegen andere Bändiger.
Den einen kannte ich vom sehen her. Er war öfters auf den Versammlungen von Elija gewesen.
Er schleuderte einen gewaltigen Wirbelsturm auf eine Frau des Kommandos, doch anstatt sie umzuwerfen, riss er die halbe Decke mit sich und bekam einen gewaltigen Feuerstoß zurück.
Ich hielt mich nicht länger mit ihnen auf, sondern durchsuchte weiter das Haus.
Alle kämpften in verschiedenen Räumen, oft waren Elijas Leute überlegen.
Ein Schrei lenkte mich ab und zog meine Aufmerksamkeit auf den großen Keller, der unter dem Landhaus lag. Irgendwo in diesem Tunnelgewirr musste June stecken, ich hatte da so ein Gefühl. Sicher sein konnte ich mir natürlich nicht, aber ein Versuch war es wert.
Also öffnete ich wieder meine Augen und sprang ohne weiter darüber nach zudenken über die Mauer.
Als ich bei der Eingangstür ankam, öffnete ich sie einen kleinen Spalt und schlüpfte hindurch.
Ich befand mich in der Eingangshalle, die ich bereits durch mein Inneres Auge gesehen hatte.
Inzwischen waren große Brocken der Decke herunter gekommen und und überall lagen zerstörte Möbel herum.
Elija konnte vergessen, hier demnächst noch mal einen schönen Urlaub verbringen zu können.
Ich ging, an die Wand gedrückt, einmal durch den Raum und steuerte auf die nächst beste Tür zu, als ein Feuerball auf mich zu raste.
Instinktiv duckte ich mich hinter einen Steinbrocken und schoss einen große Welle in die grobe Richtung aus der der Feuerball gekommen war.
Ich hörte ein lautes Stöhnen, die Welle war also angekommen.
Ohne zu zögern sprang aus meine versteck und hechtete zu der einzigen Tür, die aus diesem Horror hinaus führte.
Ich riss sie auf, sprang hindurch und schloss sie genauso schnell wieder hinter mir.
Ich wollte nicht, dass noch mehr Feuerbälle auf mich abgeschossen wurden oder mir jemand folgte.
Ich drehte mich um und schaute einen langen Gang mit vielen Türen entlang.
Das war mal wieder schlau von mir, dachte ich ironisch. Ist zwar ganz toll, wenn ich weiß, wo June ist, allerdings habe ich keine Ahnung, wo die Tür zum Keller ist. Ich stöhnte entnervt. Jetzt konnte ich erstmal stundenlang in dieser blöden Ferienwohnung umherirren.
Ich hörte schnelle Schritte auf mich zu kommen und suchte nach irgendetwas, wohinter ich mich verstecken konnte, doch hier war nichts.
Panisch drehte ich mich mehrmals im Kreis, die Schritte kamen immer näher.
Hier war nichts, wohinter man sich verstecken konnte, ohne direkt gesehen zu werden.
Zu den Türen konnte ich auch nicht, sie waren noch zu weit weg und die Schritte zu nah.
Was sollte ich jetzt machen? Sie würden mich eindeutig sehen, außer sie währen blind oder...moment mal.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Schritte.
Es waren drei Männer, alle Gefolgsleute von Elija.
Ich drang in ihre Köpfe ein, sie kamen in den Gang und...ehe ihre Blicke auf mich fielen, 'radierte' ich mich aus ihren Gedanken, sodass sie mich nicht sahen.
Sie blieben am Anfang des Ganges stehen.
"Kommt weiter. Hier ist niemand. " Sagte einer der drei mit tiefer Stimme.
"Ja, die in der Eingangshalle brauchen Hilfe. dieses Mädchen finden die zwar eh nicht, aber Elija meinte gestern, er wollte, dass wir alle festnehmen." Antwortete ein anderer.
"Ich geh zurück zum Keller und guck, dass keiner reinkommt." Sagte nun der dritte.
Mit einem knappen Nicken trennten sie sich.
Zwei liefen mit polternde Schritten ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen an mir vorbei und zu der Tür, durch die ich vor kurzem erst hereingekommen war.
Der dritte drehte sich um und lief einen anderen Gang entlang.
Ich sprang auf und rannte ihm hinter her.
Das war meine Chance. Mit soviel Glück hatte ich nicht gerechnet.
Also musste ich doch keine Stunden hier herum irren.
Wir liefen eine steile Treppe hinab, mehrere Gänge entlang und hielten schließlich abrupt vor einer metallenen Tür.
Fast wäre ich in den Mann hinein gerannt, doch ich konnte gerade noch stoppen.
Keuchend stand ich nun dicht an der Wand und konzentrierte mich darauf, wieder zu Atem zu kommen.
Dieser Typ hatte ein ganz schönes Tempo drauf gehabt.
Ich wollte mich gerade wieder zu der Tür umdrehen um zu überlegen, wie ich da hinein kommen konnte, ohne, das mich der Mann bemerkte, als mich ein Wasserschwall mit voller Wucht gegen die gegenüberliegende Wand schleuderte.
Ich stieß einen spitzen Schrei aus.
Mein Fuß knackte laut und ein brennender Schmerz schoss durch mein Bein hinaus, als ich unsanft auf dem harten Steinboden aufkam.
Reglos blieb ich am Boden liegen und rang mühsam nach Atem.
Was war das denn gerade gewesen?
Immer noch etwas benommen rappelte ich mich auf und...blickte in zwei tief schwarze, gefährlich funkelnde Augen.
Erschrocken fuhr ich zurück und zuckte zusammen, als ich mit meinem verletzten Fuß auftrat.
" Wie bist du hier her gekommen und was willst du hier?" Fragte der Mann, dem ich vorhin gefolgt war.
Irritiert sah ich ihn an.
Er konnte mich sehen?! Aber.... Oh nein! Jetzt fiel es mir auch ein. Er konnte mich sehen, weil ich, als wir hier gestoppt hatten zu sehr damit beschäftigt war, Luft zu holen und nicht daran gedacht hatte, mich auf ihn zu konzentrieren, damit er mich nicht sah.
Verdammt! Ich war so weit gekommen und jetzt sowas. Nun stand ich hier. Immer noch benommen von dieser Welle, mit einem Fuß, der sich anfühlt, als würde er jeden Moment abfallen und ohne auch nur die kleinste Ahnung, was jetzt zu tun war.
"Was glaubst du wohl, wieso ich hier bin." Erwiderte ich mit überraschend fester Stimme.
"Falls du dieses Mädchen retten möchtest, vergiss es." Mit einer lässigen Handbewegung rollte eine Feuerwand auf mich zu, die mich vermutlich hatte ausschalten sollen, doch ich war vorbereitet.
Ich wischte sie einfach weg und schickte eine Wasserkugel zurück.
Ich keuchte schwer, diese Wasserkugel hatte mich mehr Kraft gekostet, als ich gedacht hätte.
Der Mann sah mich mit großen Augen an, ehe er verschluckt wurde.
Nun schwamm er hilflos darin und ruderte vergeblich mit den Armen.
Er würde da gleich schon von selbst rauskommen...
Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn und öffnete die Tür.
Ein dunkler Gang erstreckte sich vor mir. Schnell schloss ich die Tür hinter mir wieder und stand nun in völliger Dunkelheit.
Ich ließ eine kleine Feuerkugel vor mir her schweben, die meinen Weg wenigstens ein bisschen erhellte.
Ein stetiges Tropfen hallte durch den Gang und der Boden war feucht.
Arme June. Hoffentlich sah ihre Zelle oder wo sie auch immer war, nicht so wie diese Gänge aus...nass und tropfend.
Nach wenigen Minuten zweigte sich der Gang ab.
Wo lang sollte ich jetzt gehen? Ich zögerte, nahm dann aber den rechten, der sich nach ein paar Schritten erneut abzweigte, diesmal gab es drei Möglichkeiten. Ich nahm den mittleren, der sich jedoch als Sackgasse herausstellte.
Also lief ich zurück und nahm den linken. Eine kalte Brise wehte durch den Gang und ich fröstelte.
Ich trat in eine Pfütze und stöhnte entnervt. Ernsthaft? Mein Schuh war nun völlig durchnässt und mir wurde immer kälter, je weiter ich in diese Gänge eindrang. So ging das eine ganze Zeit lang weiter, ich lief die Gänge entlang, kam zu einer Abzweigung, nahm eine der Wege und lief weiter. Ich hatte längst das Zeitgefühl verloren und auch keine Ahnung, wo ich war und wie ich hier wieder herauskommen sollte.
Ich trat auf etwas weiches, glitschiges und sprang mit einem erschrockenen Schrei einen Satz zurück.
Ich wollte lieber gar nicht so genau wissen was das gewesen war...
"Emily?" Hörte ich auf einmal eine leise Stimme aus einer der Gänge.
Ich horchte auf. Woher kam diese Stimme?
Und wieder.
"Emily? Bist du das?" Hallte die Stimme erneut fern an mein Ohr.
Wer war das? Ich rannte einen Gang entlang, von dem ich vermutete, dass die Stimme daher kam.
"Ja, ich bins!" Rief ich zurück.
Das war nicht gerade schlau, denn wenn irgendwer von Elijas Leuten hier unten war, hatte er mich jetzt auf jedenfall, gehört.
Die Stimme kam mir irgendwie vertraut vor, doch sie war zu leise und undeutlich, als das ich sie einordnen konnte.
Ich humpelte weiter durch die Gänge, der Stimme folgend, bis ich ein schwaches Licht am Ende eines der Gänge sah.
Ich lief schneller und blieb schließlich rutschend vor einem kleinen Zimmer stehen.
Ich schaute in den warm erleuchteten Raum.
"June!"

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