10 Kapitel

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"Willkommen, Geister!" Schallte die Stimme des Mannes über die Lichtung.
"Ich habe euch hier zusammen gerufen, damit wir uns endlich gemeinsam gegen die schwachen Elemente erheben." Was? 'Ihr Geister'? Und ' gegen die schwachen Elemente erheben'? Was meinte er damit? Was war das hier für eine komische Versammlung? Waren das etwa alles Geister?
Mein Herz beschleunigte seinen Schlag und hektisch sah ich mich um.
Noch schien keiner von ihnen gefährlich.
Hoffentlich bemerkten sie mich auch nicht und gingen nicht auf mich los...
Ich drängte mich durch die Menge, um besser zuhören zu können, bis ich schräg hinter einem braunhaarig Jungen stand.
Ich stutzte kurz. Das konnte nicht sein. War das etwa...? "Derek?" Fragte ich laut.
Er drehte sich zu mir um. "Emily, was machst du denn hier?!" Zischte er erschrocken.
"Das gleiche könnte ich dich fragen. Was ist das hier überhaupt für eine Versammlung?"
"Also...das ist eine Versammlung der Geister." Sagte er zögern.
"Sind das alles Geister? Und was machen wir dann hier?" Fragte ich total verwirrt.
"Ja, das sind alles Geister. Ich auch und da du auch hier bist, gehe ich mal davon aus, dass du ebenfalls einer bist." Er klang bedauernd.
"Was?!" Wollte er mich beleidigen? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein!
Aber eine andere Möglichkeit gab es ja wohl nicht, wenn ich gerade hier war.
Was würde Rose von mir denken? Sie verachtete Geister. Und was würden allgemein alle über mich denken?
Ich gehörte einem verbotenem Element an.
"Wir werden uns gemeinsam erheben..." Der Mann hatte während unseres Gesprächs weiter gesprochen und wurde jetzt unterbrochen von einer schwarzhaarigen Frau, die ich nicht kannte.
"Was, wenn wir uns nicht gegen die anderen Elemente erheben wollen? Was, wenn wir nicht gegen unsere Freunde kämpfen wollen?" Rief sie laut über die Lichtung und alle Blicke wandten sich ihr zu.
"Ach, Klea, schon früher hast du daran gezweifelt, dass wir uns die Macht zurück holen wollen. Und es wird sich nichts vom letzten Mal unterscheiden. Alle die sich widersetzten und nicht mit uns kämpfen, machen sich automatisch zu unseren Feinden und werden, nun ja, beseitigt." Knistern erfüllte die Luft, als er diese Worte aussprach.
Heißt das, entweder man starb oder man kämpfte um die Macht?
"Aber damit alles einwenig beschleunigt wird und meine Reden nicht an  Menschen verschwendet wird, die sowieso nicht bleiben wollen, fordere ich diese nun auf: Geht, wenn ihr nicht mit kämpfen wollt. Lieber ein paar weniger, die kämpfen, als Mitglieder, die unsere Pläne weitergeben." Seine Stimme wurde eiskalt und er fixierte Klea.
Diese erwiderte seinen Blick ohne mit der Wimper zu zucken.
Schließlich ging sie an das andere Ende der Lichtung.
"Alle Geister, die die anderen Elemente nicht zerstören wollen, kommen zu mir, wir werden nicht kämpfen."
Ihre Stimme hallte über die Lichtung und einen Moment lang blieb alles still, bis sich schließlich einige bewegten und sich entweder zu dem Mann, der sich als Elija herausstellte, oder zu der Frau, Kleo, stellten.
Ich packte Derek am Arm.
"Komm. Gehen wir lieber jetzt, als wenn es zu spät ist." Ich wollte ihn schon hinter mir herziehen, als er mich zurück hielt.
"Ich gehe nicht zu Klea." Erwiderte er abneigend.
"Was? Aber dann musst du gegen die Elemente kämpfen!"
"Glaub mir, ich weiß mehr darüber, als du dir vorstellen kannst. Komm mit mir." Er starrte mich mit seinen tiefblauen Augen intensiv an, als ich mich jedoch nicht rührte, wandte er sich ab und ging zu Elija.
Dieser klopfte ihm kurz auf die Schulter und wandte sich dann wieder Klea zu.
Ich zögerte kurz, folgte Derek dann jedoch. Er schien zu wissen, was er tat.
Keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich war ich einfach nur zu überrumpelt davon, dass Derek, Derek! Mir gerade gesagt hatte, dass er kein Problem damit hatte, irgendwelche Leute umzubringen, um an die Macht zu kommen.
Meinte er das wirklich ernst? Wahrscheinlich schon, sonst würde er ja zu Klea gehen. Aber das konnte nicht sein.
Nie im Leben würde er sich gegen Adrian und Tobi wenden. Oder doch? So sicher konnte ich mir da anscheinend nicht mehr sein.
Bis vor einigen Minuten war ich auch noch davon ausgegangen, dass er auf gar keinen Fall ein Geist sei.
So wie ich...
Als ich mich zu ihm stellte, musterte er mich kurz, wandte dann jedoch seine Aufmerksamkeit Elija zu, der zu Klea blickte, ein kleines Lächeln umspielte dabei seine Lippen.
Nur eine handvoll Leute standen bei Klea, bei uns hingegen hatte sich um Elija eine große Menschentraube gebildet.
Wenn es jetzt einen Kampf zwischen den beiden geben würde, Klea würde keine zwei Sekunden standhalten.
Doch ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und verschwand mit ihrer Truppe im Wald.
Elija stellte sich wieder auf den Hügel und erhob die Stimme.
" Meine Lieben Gefolgsleute." 'Gefolgsleute'?? War das sein ernst?
"Nun, da dieser Punkt erledigt ist, bin ich froh, dass ihr euch für mich entschieden habt. Da einige von euch sich nicht mit unserem Element auskennen, werden wir trainieren müssen. Die, die das Training noch benötigen, treten bitte vor."
Ich nahm nervös Dereks Hand.
"Müssen wir jetzt nach vorne gehen?"
"Wenn du das Element noch nicht beherrschst, dann schon."
„Okay." Ich trat nach vorne zu einigen anderen Schülern, ein paar kannte ich vom Sehen her.
Ich blickte mich zu Derek um, der immer noch an derselben Stelle stand wie eben.
Ich sah ihn verwirrt an. Warum kam er denn nicht? Auffordernd winkte ich ihn zu mir, doch er schüttelte nur leicht den Kopf. Konnte er das Element etwa schon beherrschen?
Aber das sollte mich ja eigentlich nicht wundern, schließlich steckte er offensichtlich voller Überraschungen...
"Ich werde euch jedes Mal, wenn wir trainieren werden, bescheid geben. Ich habe schon einige ' Trainer' ausgesucht, die euch lehren werden. Da ich nur solche ausgesucht habe, die ich gut kenne, die ich einschätzten und vertrauen kann, werde ich nicht bei jeder Trainingseinheit dabei sein. Wenn die Trainer sagen, ihr seid soweit zum Angriff, dann wird der Spaß endlich los gehen!" Seine Stimme wurde immer lauter und als er fertig gesprochen hatte, brach ein Tumult aus. Alle riefen begeistert durcheinander, redeten über den Kampf, nur ich stand da und fragte mich, wie man auf eine so dumme Idee kommen konnte und ohne zu zögernd Menschen umbringen wollte.
Als sich alle wieder etwas beruhigt hatten, forderte Elija alle ausgewählten Trainier auf, nach vorne zutreten.
Mir stockte der Atem, als ich sah, wer unter anderem vortrat.
Jessica?? Sie war etwa auch ein Geist?? Sie gehörte zu eine der Letzten, bei der ich das erwartet hätte. Selbstgefällig warf sie ihr langes Haar über die Schulter und stellte sich zu den anderen Trainern.
"Ihr werdet in Fünfergruppen aufgeteilt, jede Gruppe bekommt einen eigenen Lehrer. So geht es schneller." Jetzt sprach er wieder zu uns ‚Schülern'
"Die Gruppen teile ich einfacheitshalber ein. "
Ich kam in eine Gruppe, mit einem anderen Mädchen und drei Jungs. Meine Gruppe hatte als Trainer einen Mann mit einem kurzen Stoppelbart, braunen Haaren und einer Narbe, einmal quer durch das Gesicht. Ich erschauderte. Das sah ja mal widerlich aus. Nun sah ich mir meine Gruppe etwas genauer an. Das Mädchen, vielleicht ein bisschen jünger als ich, hatte dunkelbraune Haare, grüne Augen und hieß Ellie, einer der Jungen hatte schwarze Haare und braune Augen, sein Name war Moritz, ein Junger mit braunen Haaren und grünen Augen, der vom Aussehen her auch die Schwester von Ellie sein könnte, hieß Luis und der letzte Junge hatte dunkelblonde Haare und klare, dunkelblaue Augen und hieß Jake.
"Ich bin von nun an euer Trainer, meine Name ist Marko und ich trage anfangs die Verantwortung für euch, also benehmt euch gefälligst." Begann er ohne den Funken eines Schalks in den Augen.
Moritz lachte, woraufhin dieser ihn anfuhr. " Das sollte kein Witz sein, klar?! Das meine ich todernst. Wer sich nicht benimmt, wird raus geworfen." Wir erstarrten. Okay...wohl etwas gereizt heute.
"Gleich wird mir noch jemand helfen, sie wird euch dann auch noch manchmal mit trainiert, Jessica heißt sie."
Oh nein, bitte sag, dass es nicht die Jessica war. Wenn sie mich trainieren würde, konnte ich direkt nach Hause gehen.
"Fangen wir nun an." Wir begannen jetzt schon, zu trainieren? Elija konnte es offensichtlich nicht erwarten, die Macht zu übernehmen...
Zuerst erklärte er uns alles Mögliche über die Kräfte der Geister.
"Als Geist kann man Gedanken lesen, manchmal sogar beeinflussen. Außerdem kann man alle Elemente gut beherrschen. Das ist unsere wichtigste Waffe, da man logischerweise niemanden mit Gedankenlesen umbringen kann. Somit müsst ihr lernen, wann es am geschicktesten ist, eines der Elemente einzusetzen und vor allem welches."
Nachdem er geendet hatte und uns so grob den Plan gesagt hatten, wie er vorgehen würde und was wir alles lernen würden in der nächsten Zeit, erhob Elija wieder die Stimme.
"Damit ihr wenigstens noch ein bisschen Schlaf bekommt, könnt ihr jetzt alle gehen. Nur die Trainer möchte ich noch einmal sprechen."
Ich sah mich nach Derek um, um mit ihm zusammen zurück zur Schule zu gehen, doch der stand in einem kleinen Grüppchen bei dem Trainern und besprach etwas.
Derek gehörte schon zu den Vertrauensleuten dieses Typs?? Da musste er ihm ja schon öfter mal geholfen haben...
Er war mein bester Freund gewesen, ich hatte manchmal sogar gehofft, dass da auch etwas mehr zwischen uns sein könnte als Freundschaft.
Aber da hatte ich mich wohl in ihm getäuscht.
Traurig ließ ich mich von der Menschenmenge aus dem Wald treiben, bis zu der Wiese, wo sie sich auflöste, und alle in verschiedenen Richtungen liefen.
Keine Ahnung wo die noch hinwollten. Aber ich glaube, das wollte ich auch gar nicht so genau wissen.

School of Elements I  ~ The forgotten ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt