11 Kapitel

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Die Woche verlief ereignislos, Derek und ich hatten nicht mehr gesprochen und ich ging ihm so gut es eben ging aus dem Weg, ansonsten geschah nichts bedeutendes, bis Freitagabend. Ich wollte gerade das Licht ausmachen, als ich ein silbernes Glühen wahrnahm. Das Amulett. Ich nahm es vom Nachttisch und zögerte kurz. Es hatte seit der Versammlung nicht mehr geleuchtet, vielleicht war es ein Zeichen für das nächste Training? Vielleicht sollte wir heute Nacht wieder auf die Lichtung kommen? Ich beschloss noch ein wenig zu schlafen, bis ich mich auf den Weg machen würde.

Dunkle Schatten umhüllten den Wald und ließen ihn unheimlich wirken. Ich erschauderte unwillkürlich. Was, wenn ich mich getäuscht hatte und ich niemanden auf der Lichtung vorfinden würde? Vorausgesetzt, ich fand sie überhaupt, schließlich lag sie irgendwo in diesem unheimlichen Wald...
"Was ist? Traust du dich nicht hinein?" Fragte mich eine spöttische Stimme und ich wirbelte herum. Derek. Ich Kniff meine Augen zu Schlitzen zusammen und da mir nichts besseres einfiel, Fauchte ich nur:
"Was willst du? "
"Du hast also mitbekommen, dass heute Training ist." Stellte er nur fest.
"Ne, weißt du, ich dachte mir, ich mach mal mitten in der Nacht einen Spaziergang durch diesen gemütlichen Wald." Erwiderte ich ironisch, woraufhin dieser mir nur einen kurzen Blick zuwarf.
"Ich rate dir, dich gut mit mir zustellen, schließlich gehöre ich zu den Trainern." Mit diesen Worten ging er an mir vorbei in den Wald und ich lief ihm hinterher. Froh, nicht umherirren zu müssen ohne einen Schimmer, wo ich mich befand.
"Schön das ihr alle gekommen seit." Tönte die Stimme von Elija über die Lichtung. "Geht jetzt in eure Gruppen zusammen und beginnt." Ich ging zu meiner Gruppe.etwas abseits von der Lichtung in einer großen Sandkuhle.
"Als erstes fangen wir mit dem Element Erde an. Hat einer von euch Erdbändigen gelernt?" Fragte Marko, unser Trainer.
"Ja, Elli und ich." Antwortete Louis.
"Gut. Dann zeigt uns doch mal, wie man Erdbälle wirft. " Er deutete auf einen dicken Baum etwa zehn Meter entfernt, den sie treffen sollten.
"Bitte, was sollen wir machen?!" Fragte Louis irritiert.
"Ihr sollt den Baum dort abschießen." Ungeduldig verschränkte Marko die Arme.
"Das lernt man bei uns noch nicht, das macht man, wenn überhaupt, erst in der Oberstufe. Wir konzentrieren uns eher auf Verteidigung, wenn es um einen Kampf geht."
"Verteidigung ist für Schwächlinge." Erwiderte der Marko abneigend.
"Aber das hätte ich mir ja denken können, dass diese Schule nichts Vernünftiges lehrt." Fügte er noch abschätzig hinzu und wandte sich dann an uns alle. "Wenn ihr das noch nicht könnt, werdet ihr das eben lernen. Konzentriert euch auf eure Magie." Ich schloss die Augen und fühlte Kraft durch meinen Körper strömen. War das etwa die Magie, von der er sprach?
"Jetzt konzentriert euch auf die Erde, taucht tief ein und versucht sie zu 'erforschen', wenn ihr wisst, was ich damit meine..." Fügte er noch etwas abschätzig hinzu, doch ich achtete nicht darauf. Vielmehr konzentrierte ich mich jetzt auf den Boden unter meinen Füßen...und tatsächlich, eine Art von Magie, die ich vorher noch nicht gekannt hatte, durchströmte mich auf einmal und ich spürte die Erde unter mir. Es war trockener Sand. Unter diesem Sand war Erde, feuchte Erde. Ich konnte sogar einige Wurzeln spüren, die sich durch den Boden zogen und ich folgte ihnen, bis ich den Baum fand, zu dem er gehörten. "Wenn ihr es spüren könnt, öffnet eure Augen." Ich öffnete meine Augen und die Magie wurde wieder schwäche. " jetzt konzentriert euch wieder und verformt einen Teil der Erde."
Ich stellte mir vor, wie ich einen Erdklumpen aus dem Boden hob und dieser sich in meine Hände legte. Beim ersten Versuch wirbelte nur etwas Staub auf und ich musste niesen, doch nachdem ich es noch ein paar mal versucht hatte, funktionierte es und ein großer Erdklumpen legte sich in meine Hand. Ich sah mich zu den anderen um. Elli und Louis hatten es auch schon geschafft, klar, es war schließlich ihr Element, doch die anderen beiden hatten es immer noch nicht hinbekommen. " Gut, Emily." Lobte mich Marko und stolz nickte ich.
"Jetzt versucht, den Erdball zu bewegen und durch die Luft fliegen zu lassen." Fuhr er fort, als es auch Jake geschafft hatten. Nur Moritz verzweifelte daran, doch Marko beachtete ihn kaum und musterte ihn nur kurz mit einem Blick, der so viel hieß wie 'was für ein Looser, kann noch nicht mal Erde bewegen. Warum ist ausgerechnet so eine Niete in meiner Gruppe?'
Diesmal dauerte das Üben länger. Anfangs dachte ich noch, das währe so, wie eine Flamme zu bewegen, doch ich merkte schnell, das es ganz anders war.
"Wenn ihr euch sicher im Bewegen der Erde seid, versucht sie zu ' werfen'. Trefft wenn möglich den Baum. "
So schnell schon? Ich schaffte es gerade mal die Erde erzittern zu lassen...

Müde fiel ich ins Bett. Am Ende des Trainings hatte ich es doch noch geschafft, die Erde zu bewegen, doch war mir noch nicht sicher darin, geschweige den sie zu werfen. Marko meinte, nächste Stunde würden wir nochmal Erde üben, danach würden wir zwei Trainingseinheiten mit Wasser durchnehmen. Wasser. Ich erschauderte. Ich hatte dieses Element noch nie so gerne gemocht, ich war früher nur selten schwimmen gegangen und hatte auch nur selten gebadet.Vielleicht hing es ja mit meinem Element zusammen? Überlegte ich kurz, doch da viel mir auf, das das keinen Sinn machte, schließlich war ich ja nur offiziell eine Feuerbändigerin...

Sonnenstrahlen fielen durch das offene Fenster und verschlafen öffnete ich die Augen. Die Sonne schien warm auf mein Gesicht und ich seufzte entspannt. Alles war still und ich war alleine im Schlafraum. Heute war ich zum Glück nicht so müde wie letztes Mal nach dem Training. Moment mal! Die Sonne schien mir auf das Gesicht? Um 7:00 Uhr, wenn ich immer während der Woche aufstand, ging die Sonne gerade mal auf und war nicht mal in der Nähe des Fensters. Erschrocken sah ich auf die Uhr. 12:36 Uhr schon! Scheiße, ich komm vier Stunden zu spät zum Unterricht! Hell wach sprang ich aus dem Bett und machte mich blitzschnell fertig. Als ich angezogen war, wollte ich gerade schon zur Tür heraus rennen und zum Frühstück, als mein Blick an meinem Wecker hängen blieb. Samstag stand dort in leuchtenden Buchstaben unter der Uhrzeit. Ich stöhnte. Echt jetzt? Wir hatten Wochenende. Ich hätte mich also auch ganz gemütlich fertig machen können.
Aber wenn ich jetzt eh schon mal wach war, konnte ich genauso gut auch Frühstücken gehen. Vielleicht traf ich da ja dann auch die anderen, und wenn nicht, dann würde ich sie halt danach suchen gehen. Viel entspannter lief ich zum Speisesaal, der ziemlich leer war. Vereinzelt saßen Schüler an den Tischen und unterhielten sich. War ja auch schon was spät für Frühstück. Ich meine, kurz vor eins? Vielleicht gab es ja schon Mittagessen, überlegte ich hoffnungsvoll und wurde zum Glück nicht enttäuscht. Nachdem ich mir Nudeln, Gulasch und einen Salat geholt hatte, setzte ich mich an einen freien Tisch. Ich genoss die Stille und lehnte mich entspannt zurück. Am Wochenende durften wir machen, was wir wollten, natürlich solange wir auf dem Schulgelände blieben und wir nichts beschädigten.
Ich hatte den ganzen Tag lang nichts zu tun.
Hausaufgaben hatte ich schon erledigt, es standen keine Arbeiten oder Tests an.
" Hey Emily." Ich drehte mich um. Vor mir stand Jake, einer der Jungs aus meiner Geistertrainingsgruppe.
"Hi Jake." Grüßte ich ihn zurück.
" Warum isst du schon so früh zu Mittag?" Fragte er.
"Frühstück, besser gesagt. Ich hab verschlafen." Ich grinste schief.
"Achso."
" Und was machst du hier?" Erwiderte ich seine Frage.
"Ich habe dich hier sitzen sehen und...ich hab noch eine Frage." Ich sah ihn erwartungsvoll an.
"Also...wir haben ja alle ein Zeichen bekommen, dass Training war und wir in den Wald kommen sollten und so. Und...wie hast du das bemerkt?" Fragte er zögernd.
Ich sah ihn überrascht an. Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, wie die anderen Geister ihre Zeichen bekamen.
„Ich habe in den Herbstferien ein Amulett bekommen. Es leuchtet silbern, wenn wir Training haben. Und wie ist es bei dir?"
"Ich habe auch ein Amulett bekommen, das wird allerdings nur warm..."
„Haben das alle bekommen?" Fragte ich überrascht. Ich war davon ausgegangen, das mein Amulett einzigartig war...
"Vielleicht...ich glaube, manche haben auch andere Schmuckstücke bekommen."
"Wieso bist du auf die 'böse Seite' gegangen?" Brach es unwillkürlich aus mir heraus.
Eigentlich wollte ich nicht so direkt fragen, aber es hatte mich beschäftigt. Ich fragte mich auch, warum Moritz, Ellie, Lois und all die anderen, unschuldigen Schüler zu Elija gegangen waren. Vor allem Moritz überraschte mich, er kam immer etwas schwächlich rüber. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Weichei Menschen töten sollte....
" Warum?" Fragte Jake mich mit zusammen gekniffenen Augen.
" Weiß nicht. Hab ich mich einfach gefragt. Auch bei Moritz kann ich mir das nicht vorstellen....."
" Tja, Moritz ist echt voll das Weichei." Er grinste.
"Nicht, dass wir ihn schon lange kennen, aber der erste Eindruck....bin gespannt, wie er die ganzen Leute umbringen möchte." Wir mussten beide grinsen bei der Vorstellung, auch wenn sie ein bisschen hämisch war.
Schließlich waren wir auch keine Killermaschinen.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf die Suche nach meinen Freunden.
Jake musste noch in die Bibliothek um etwas für die Hausaufgaben zu machen.
Ich ging in mein Zimmer und holte meine Jacke, dann lief ich nach draußen.
Der Himmel war wolkenlos und die Sonne schien. Ein ungewöhnlich gutes Wetter für Ende Herbst, stellte ich fest.
Schließlich fand ich, nachdem ich den ganzen Rasen abgelaufen war, alle auf dem Hockeyfeld, wo sie mit noch einigen anderen spielten.
Als sie mich erblickten, rief June zu mir herüber:
"Hey Emily. Willst du mitspielen?"
"Klar, ich komme schon!" Dann lief ich zu dem Feld, nahm mir einen Schläger und das Spiel ging los.

School of Elements I  ~ The forgotten ElementWhere stories live. Discover now