16 Kapitel

19.5K 960 57
                                    

Das Kapitel hat jetzt leider etwas länger gedauert.
Es kann auch wieder etwas dauern, bis ich das Nächste veröffentliche, weil ich nächste Woche auf Klassenfahrt fahre. Viel Spaß beim Lesen.
LaraHockey

---------------

Wir folgten einem kleinen Kiespfad einen Hügel hinauf.
Oben angekommen erstreckte sich vor uns ein großes, wunderschönes Tal.
Unnatürlich saftiges Gras bewucherte die gesamte Senkung und und wurden hin und wieder von Farnbüscheln und bunten Blumen gesäumt.
Die warme Luft roch frisch und so, wie nach einem Regenschauer im Frühling. Die Sonne schien hell aus dem wolkenlosen Himmel hinab.
"Kommst du, Emily?" Derek war ohne, dass ich es bemerkt hatte, schon weiter gelaufen.
Schnell folgte ich ihm.
Das Tal wurde von einem dichten Wald umrahmt.
Dieser Wald war wie ein Dschungel, so, wie ich ihn mir als Kind immer vorgestellt hatte:
Die Bäume wuchsen hoch und die Blätter waren von einem saftigen grün. Hauptsächlich bestanden die Bäume aus dicken, nah an einander wachsenden Palmen. Der Boden wurde überwuchert von dichten Farnbüscheln, Sträuchern und exotisch aussehenden Blumen.
Immer noch wie verzaubert lief ich hinter Derek her und bestaunte diese unwirkliche, aber trotzdem wunderschöne Natur.
Wir hatten nun fast das halbe Tal durchquert, als Derek auf einmal abrupt stehen blieb.
Hätte ich nicht aufgepasst wäre ich promt in ihn hinein gelaufe.
"Was ist?" Fragte ich verwirrt.
"Schau..." Er deutete vor sich.
Fünf riesige Schlösser bauten sich in einigem Abstand majestätisch vor uns auf.
In der Mitte stürzte ein funkelnder Wasserfall in einen klaren See hinab.
Dort, wo er hervorsprang erhob sich der Boden um das Tal zu einem Berg.
"Was....?" Die Frage blieb mir im Hals stecken. Das waren ohne Zweifel die Schlösser der Elemente.
"Das Schloss ganz links, was halb im Wald verborgen liegt ist das Erdschloss. " erklärte mir Derek.
"Das Schloss oben auf diesem Berg ist das, der Luftbändiger, das links direkt am See ist das Wasserschloss. Unterirdisch wurde es bis in diesen See hinein gebaut. Das Schloss ganz links ist das Feuerschloss. Wie du siehst ist es hauptsächlich hinter den Bäumen verborgen, dahinter sind ein paar heiße Quellen. Wegen Feuer und so...du weißt schon..." Er grinste schief.
"Und jetzt kommt dein Schloss. Es ist das, welches auf der rechten Seite des Sees liegt."

Ein wunderschönes weißes Schloss mit einigen ebenfalls weißen Türmen ragte vor uns auf.
Ich bekam vor lauter Staunen meinen Mund nicht mehr zu.
Wahnsinn! Und da drin sollte ich also wohnen?!
"Am Besten gehen wir direkt mal dorthin." Sagte Derek grinsend und sie überquerten endgültig die Wiese, bis sie vor dem Schloss zu stehen kamen.
Derek ging auf die großen, hölzernen Schlosstore zu und klopfte dreimal an die Tür, kurz darauf öffnete sie eine rundliche, etwas faltige Frau mit kurzen, blond gelockten Haaren.
Als sie uns erblickte, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem pausbackigem Gesicht aus.
"Derek, mein Junge!" Rief sie erfreut und und drückte ihn an sich.
"Und...ist das...nein...das kann nicht sein...Emily?" Sie sah mich sichtlich ehrfürchtig an.
Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen. Was sollte ich jetzt sagen? Hallo ich bin Emily? Nein, dass ich Emily hieß wusste sie ja offenbar schon.
Doch ehe ich noch länger darüber nachdenken konnte, drückte sie mich auch schon an ihren üppigen Busen und ich betete, nicht zerquetscht zu werden.
"Emily! Du bist aber groß geworden!" Sie strahlte mich an. " Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein kleines Baby!" Sie strahlte mich an.
Den Satz 'du bist aber groß geworden' konnte ich echt nicht ausstehen.
Immer wenn meine Eltern Freunde oder Bekannte zu Besuch gehabt hatten, wurde mir jedes Mal gesagt, wie groß ich doch geworden war! Ich schluckte ein genervtes Stöhnen hinunter und lächelte stattdessen zurück.
Bei ihrem Strahlen konnte man einfach nicht anders als zurück lächeln. Ich fand sie auf Anhieb sympathisch, trotz des verhassten Satzes eben. Aber sie konnte ja nicht wissen, wie wenig ich diesen Satz ausstehen konnte...
"Das ist Anne." Flüsterte mir Derek nun zu, während wir ihr in das Schloss folgten.
"Sie ist die Haushälterin hier und gehört sozusagen mit zur Familie..."
" Woher kennt ihr euch?" Fragte ich zurück, als ich an die herzliche Umarmung der beiden denken musste.
"Meine Familie wohnt auch hier..und sie hat mich und meine Geschwister groß gezogen..." Sagte er zögernd. Ich wusste gar nicht, dass Derek Geschwister hatte.
"Ihr wohnt hier? Hier im Schloss?" Hieß das, er würde mich, nachdem er mich hier auf der Insel abgeliefert hatte, doch garnicht zurück zur Schule reisen? Erleichterung machte sich unwillkürlich in mir breit. Dann musste ich wenigstens nicht alleine zu meinen Eltern und außerdem kannte ich dann schon jemanden hier.
"Also...nicht direkt hier im Schloss. Aber es gibt ein paar Häuser hier in der Nähe, direkt am Meer, dort wohne ich."
"Cool. Ich dachte hier wohnen nur die Königsfamilien..."
"Meine Familie gehört auch indirekt zur Königsfamilie der Geister... Jede Königsfamilie hat so etwas in der Art wie eine 'Butlerfamilie'. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, aber das ist eben so. Diese 'Butler' erledigen Aufgaben für sie. Damit sie besser in Verbindung mit den jeweiligen Königen stehen, wohnen sie ebenfalls hier auf der Insel."
Ich nickte nur. Also war Derek so etwas wie ein Butler, oder genauer gesagt seine Familie waren Butler.
Irgendwie unterdrückend.
Als wir durch den großen Torbogen traten, standen wir in einem kleinen Schlosshof. Ein steinerner Brunnen stand in der Mitte und in einer Ecke wuchs ein junger Flammenbaum.
Der Rand des Hofes wurde von einem Dach überragt, der von in regelmäßigen Abständen stehenden,weißen, mit Stuck verzierten Säulen gehalten wurde.
Unter dieser Überdachung waren in der Wand dahinter ein paar Boxen aus denen ich Schnauben und Hufgetrappel hören konnte. Pferde!
Anne führte uns über den Schlosshof, auf dem nun ein paar Stallburschen hin und her liefen, und hielt auf der anderen Seite vor einem großen, hölzernen Tor.
"Soll ich dir erstmal dein Zimmer zeigen oder willst du deine Eltern sehen?" Fragte sie an mich gewandt.
Ich zögerte kurz. Die Aussicht, dass meine echten Eltern nur ein paar Wände von mir entfernt waren, ließ mich nervös werden. Wollte ich sie jetzt direkt sehen oder erst in mein Zimmer gehen?
Moment mal...ich hatte ein eigenes Zimmer?? Ich wollte mich gerade darüber freuen, dass meine Eltern extra ein Zimmer für mich frei gemacht hatten, indem ich wohnen konnte, als mir einfiel, dass ich ja ein paar Monate bei ihnen gelebt hatte. Zwar als Baby aber trotzdem...
Wahrscheinlich war mein Zimmer ein einfaches kleines Zimmer mit einem Wickeltisch, einem Babybett und vielleicht noch einem kleinen Schrank...als wenn sie sich die Mühe gemacht hätten, es umzuräumen.
Sie hatten ja nicht mal die Zeit gehabt, sich in den vergangenen vierzehn Jahren bei mir zu melden.
"Ich würde gerne erst meine Eltern sehen." Beschloss ich kurzer Hand.
Anne nickte kurz, sah mich verständnisvoll an und wandte sich dann an Derek.
"War schön, dich nochmal gesehen zu haben. " Sie lächelte ihn an und drückte ihn dann erneut gegen ihre ausladende Oberweite.
"Du kommst gar nicht mit rein?!" Fragte ich ihn bestürzt. Ich hatte mir eingeredet, dass Derek dabei sein würde, wenn ich meine Eltern traf. Dieser Gedanke hatte mich irgendwie beruhigt und mir Mut gegeben, aber wenn er jetzt ging...
"Ja, ich muss nach Hause..."
Er umarmte mich.
"Du schaffst das Emily. Wenn irgendwas ist, ich wohne direkt am Meer im dritten Haus."
"Okay." Mehr brachte ich nicht heraus. Mein Hals war wie zugeschnürt.
Er nickte uns noch einmal zu und ging dann den selben Weg, den wir gekommen waren zurück.
Ich starrte ihm hinterher.
Moment mal....er wohnte direkt am Meer, im dritten Haus. Wir waren auf einer Insel. Da gab es ziemlich viel 'direkt am Meer' und dann auch noch 'drittes Haus'. Wie sollte ich das denn finden?
Auf einmal bekam ich Heimweh.
Ich hatte meine Eltern, die mich aufgezogen haben, so lange nicht mehr gesehen. Auch wenn ich ziemlich enttäuscht von ihnen war, hätte ich vieles gegeben, um jetzt zu ihnen fahren zu können.
"Kommst du, Emily?" Anne hatte die Tür geöffnet und stand nun in einer riesigen Eingangshalle aus Mamor.
Ein dicker, roter Teppich führte zu einer breiten Treppe in die zweite Etage.
Zudem waren an den Seiten noch große Türen, die ebenfalls mit rotem Teppich ausgelegt waren.
Anne führte mich durch eine der Türen. Nun standen wir in einem kleineren Zimmer, ebenfalls aus Mamor und mit viel Stuck ausgekleidet. Statt der einen Wand war ein riesiges Fenster, an deren Seiten dicke, rote Vorhänge hingen und auf der anderen Seite war in die Wand ein Kamin eingehauen. Vor diesem Kamin standen zwei gemütlich aussehende Sessel. Dieses Schloss sah aus wie original aus irgendeinem Mittelalterfilm entsprungen. Bei dem Gedanken huschte ein kleines Lächeln, trotz meiner Trauer, über mein Gesicht.
"Warte doch bitte kurz hier, ja? Ich sage ihnen Bescheid, dass du hier bist. Du kannst dich, bis ich wiederkomme in den Sessel dort setzten." Sagte Anne und verschwand hinter einer hölzernen Tür.
Ich ließ mich in eine der Sessel nieder und sank erstmal ein paar Zentimeter ein. Diese Sessel waren noch weicher, als sie aussahen. Und das sollte was heißen. Ich starrte in das flackernde Feuer vor mir im Kamin.
So wie es aussah mochten meine Eltern Mamor und hölzerne Türen.
Nach ein paar Minuten kam Anne wieder.
"Du kannst jetzt kommen." Schnell stand ich auf und ging zu der Tür.
Ich atmete noch einmal tief durch und trat dann ein.

--------------

Oben auf dem Bild sind die Schlösser und der Wasserfall mit dem See abgebildet.
So sehen sie aus, nur mit einer anderen Umgebung...
Das Schloss links neben dem Wasserfall ist das Schloss der Wasserbändiger. Es ist etwas kleiner, da es unter dem See noch weiter gebaut ist.
Das Schloss dadrunter ist das Erdschloss, links daneben das Feuerschloss, dadrunter das der Geister und daneben das Der Luftbändiger. Auch im Buch ist es auf so einem Berg, allerdings ist es noch etwas größer....

School of Elements I  ~ The forgotten ElementWhere stories live. Discover now