Keep On ~ Sasha Sloan

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Macy's pov

(Ich weiß, dass so ein Wechsel der Erzählerperspektive nervig sein kann, aber ich möchte nicht, dass das hier nur Nash's Geschichte ist, auch wenn es hier weiterhin hauptsächlich um ihn gehen wird. Ich habe nur Geschichten für einige Nebencharaktere kreiert und würde die auch gerne zum Teil dieses Buches machen. Falls das den Lesefluss stören sollte, könnt ihr auch nur die Kapitel lesen, in denen es um Nash geht. Ich probiere das Ganze so zu schreiben, dass es dann dennoch Sinn ergibt)

Ich befinde mich auf Jason's Beifahrersitz. Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster. Draußen ist es schon relativ dunkel, sodass jedes Licht sich vom Hintergrund abhebt. Im Hellen kann ein Licht so hell scheinen, wie es will, umgeben von anderen Lichtern, fällt es kaum auf.
Anders ist es jedoch in der Nacht. Wenn Alles drumherum dunkel wird, nimmt man das Leuchten erst richtig wahr und merkt, wie bedeutend es ist.

Doch die Nacht kann nicht nur scheinen lassen, sondern auch verstecken.
Man kann entweder strahlen oder eins mit der Dunkelheit werden.

Ich will beides nicht. Ich will weder komplett ins Nichts abtauchen, noch so auffällig sein, dass mich jeder wahrnimmt. Bei beidem habe ich zu viel Angst.
Wahrscheinlich ist diese Tageszeit einfach nichts mehr für mich.

Ich vergrabe mich in Jasons Pullover, der mir um Längen zu groß ist. Ich kann ohne Probleme meine Hände in den Ärmeln verschwinden lassen und er sitzt so locker, dass man unter diesem unmöglich sehen kann, was sich für eine Figur sich darunter verbirgt. Seit langem habe ich mich nicht mehr so wohl in einem Kleidungsstück gefühlt.

"Macy, wie geht's dir mittlerweile?", erkundigt sich Jason, ohne den Blick von der Straße zu heben. Ich bin froh, dass er so auf das Fahren fokussiert ist. Er nimmt seine Aufgabe meistens ernst und ist stets zuverlässig.. außer was Schulaufgaben angeht. Kein Wunder also, dass ich mich so sicher in seiner Gegenwart fühle.

Das kann ich ansonsten von keinem Jungen behaupten. Nicht einmal von Nash und Eric, obwohl ich weiß, dass ich ihnen womöglich vertrauen sollte. Davon abgesehen dass Nash oft nach Rauch stinkt und das Leben für meinen Geschmack zu sehr auf die leichte Schulter nimmt und Eric sich manchmal wie ein Trottel der Extraklasse verhält, sind beide vollkommen in Ordnung.
Wenn ich mir mehr Mühe geben würde, könnten wir sicher alle gute Freunde werden..

"Alles wieder gut", antworte ich Jason und schiele dabei kurz zu ihm hinüber. Ich kann nicht sagen, ob ich gelogen habe oder nicht. Wahrscheinlich weiß das sogar Jason besser als ich. Er ist ziemlich gut darin, Leute zu lesen und ihnen zu helfen.
Auch wenn ich ihn nur ungerne mit meinen Problemen belaste, bin ich froh so jemanden wie ihn zu haben. Ich kann nicht leugnen, dass er mir schon sehr geholfen hat.

"Hättest du etwas dagegen, wenn ich das Radio anschalte?", frage ich vorsichtig. Ich möchte nicht an das, was passiert ist denken müssen, was ich ohne Ablenkung wahrscheinlich bald tun werde. Ich wüsste gar nicht in welche Richtungen meine Gedanken jetzt alles gehen würden, wenn ich sie nicht Musik überschallen könnte. Wahrscheinlich würde ich wieder anfangen Alles zu überdenken, was passiert ist.
Normalerweise bin ich aber eher weniger jemand, der Musik benutzt, um Ruhe einkehren zu lassen.

Wenn ich zum Beispiel merke, dass ich was Bestimmtes fühle, kenne ich dazu meistens ein passendes Lied. Dann kann ich mir dieses anhören, das Gefühl ausleben und danach geht es mir meist besser.

"Natürlich kannst du das", gibt mir Jason seine Erlaubnis. Sogleich stelle das Radio an und suche nach einem passenden Sender. Ich mache Halt als ich eines meiner Lieblingslieder entdecke.
Es handelt sich dabei um 'Keep On' von Sasha Sloan. Das Lied schafft es fast immer mich zu beruhigen und dafür liebe ich es.

Leise summe ich zu der Melodie mit. Solange ich nich aufhöre zu atmen, ist es auch noch nicht vorbei. Ich muss einfach nur weitermachen.. wenn das bloß so einfach wäre.

Kurz später hält Jason auch schon vor meiner Wohnung. Rasch bedanke ich mich für das Fahren.
Erleichtert schließe ich die Tür hinter mir, als ich drinnen ankomme. Erschöpft lasse ich mich mit dem Rücken an die Tür gelehnt zu Boden sinken. Das war heute ein anstrengender Tag. Den Rest des Wochenendes würde ich am liebsten ganz alleine verbringen-

"Was wird das denn?" Mit einer gehobenen Braue schaut meine große Schwester zu mir herab. Wir wohnen zu zweit hier. Sie beugt sich ein wenig zu mir hinunter und beäugt mich so als wäre etwas komisch an mir. Dabei ist es nun wahrlich nicht das erste Mal, dass ich nach einer Verabredung ausgelaugt bin. Ich hoffe einfach nur, dass sie nichts ahnt. Ich möchte nicht über solche Themen mit meiner Schwester reden. Sie weiß schon jetzt mehr als es mir lieb wäre.

"Das ist aber nicht dein Pulli", bemerkt sie schließlich. Ich seufze. Es war also nur der Pullover, der sie zum Nachdenken brachte.
"Der ist von einem Jungen, nicht? Bestimmt von Jason, oder?", löchert sie mich.
Da ich weiß, dass Ignorieren bei ihr wenig bringt, habe ich keine andere Wahl, als ihr die Fragen zu beantworten.
"Mein eigenes Shirt ist nass geworden.. Deswegen hat er mir seins geliehen", erkläre ich so knapp wie möglich und richte mich auf. Meine Gelenke schmerzen ein wenig. Womöglich bin ich ein wenig kaputt.

"Und läuft da etwas zwischen dir und Jason? Datet ihr?" Meine Schwester, Zeya, ist immer am Liebesleben anderer Leute interessiert. Dieses Verhalten ist also völlig normal bei ihr, auch wenn es vielleicht nicht ihrem Alter entspricht.

"Die einzige Person, die ich jetzt daten möchte ist mein Bett", grummel ich, ziehe die Schuhe aus und watschel in Richtung Badezimmer.

"Naja, dieser Jason sieht eh aus wie ein Assi", redet sie ihn schlecht, was ich wiederum auch nicht in Ordnung finde.
Ich drehe meinen Kopf in Zeya's Richtung.
"Das ist er nicht.. Ich möchte nur einfach niemanden daten.."

"Warum nicht? Du kannst doch nicht alle Jungs unter einem Hut stecken nur wegen damals. Das ist nicht wirklich fair gegenüber den tollen Typen", ergreift meine Schwester wieder das Wort.
Ich spüre wie sich mein Magen verkrampft. Ich weiß, dass sie teilweise recht hat. Ich kann dieses eine Individuum nicht komplett von der ganzen Masse trennen. Ich kann einfach nicht. Ich weiß selber auch, dass das nicht richtig ist.. Ich unterdrücke das Bedürfnis zu weinen. Ich bin mir zwar sicher, dass Zeya das nicht böse meint, aber in mir richtet das dennoch ziemlich viel an.

"Ich bin einfach noch nicht bereit", rechtfertige ich mich und verschwinde ins Bad. Sobald die Tür zu ist, steigen mir die Tränen in die Augen. Es kommt mehr hoch als es sollte.. Die Angst von damals, die Angst von heute, der Frust und das schlechte Gewissen.

"Keep on", murmel ich leise zu mir selbst, während ich unter die Dusche steige und hoffe, dass ich das auch schaffe.

Keep on

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