(2) Geronimo ~ Aura Dione

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Nachdem Jason mich bei mir Zuhause abgesetzt hat, warte ich noch kurz bis er weggefahren ist und steige dann in unser Familienauto.
Ich habe ihm nichts von dieser Party erzählt und auch nichts davon, dass ich und Jean schon wieder zeitgleich denselben Song gehört haben. Ich wollte auch nicht, dass er mich direkt zur Location bringt, da ein eigenes Auto für den Rückweg praktisch wäre.

Meinen Eltern sage ich gar nicht erst Bescheid, aber für die ist es auch kein Problem, wenn ich mal für eine Nacht weg bin-
oder mehrere.
Das erste Mal für ein paar Tage verschwunden bin ich mit ca. 14 und selbst da habe ich nicht einmal einen Anruf bekommen.

Jannah wohnt so gut wie neben Jean, weshalb der Weg nicht sonderlich lang mit dem Auto ist.
Selbst im Dunkeln ist es leicht zu erkennen, um welches Haus es sich handeln muss; Alles drumherum ist zugeparkt, das bunte Licht ist durch die Fenster zu erkennen und die Musik ist auch draußen leise zu hören.
Ich bin verwundert, dass eine Party wie diese in so einer Nachbarschaft stattfinden kann.

Das Auto parke ich etwas entfernt auf dem Grünstreifen und laufe das letzte Stück. Je näher ich Jannah's Haus komme, desto mehr kriege ich das Bedürfnis wieder umzukehren. Ich bezweifle, dass es eine gute Idee war, zu kommen.
Jean hat einen Haufen Freunde und ansonsten sind hier keine Freunde von mir. Mit anderen Worten stehe ich dumm da, insofern sie anderweitig beschäftigt ist.
Doch für einen Rückzieher ist es jetzt zu spät.

Vor der offenen Haustür erkenne ich ein paar Leute, die rauchen. Ich weiß zwar nicht wie sie heißen, aber bin mir ziemlich sicher, dass sie in meinem Jahrgang sind. Zumindest kommen mir die Gesichter auf den ersten Blick sehr bekannt vor. Genauer hinsehen, um sie zu identifizieren, möchte ich jedoch nicht. Die sollen nicht denken, dass ich sie anstarre.
Ohne hi zu sagen, laufe ich an ihnen vorbei in das Haus. Direkt nachdem Eingangsbereich befindet sich eine weitere Tür, die allerdings verschlossen ist. Ich drücke die Klinike runter und werde auf einmal von Reizen überflutet. Das Licht wechselt alle paar Sekunden die Farbe und irgendeiner dieser typischen Partysongs dröhnt bedeutend lauter, als ich vermutet habe.
Wie reich sind diese Leute, dass selbst deren Türen schalldämmend sind??
Ich schließe sie so schnell wie möglich wieder hinter mir.

Obwohl der Flur größer als mein Zimmer sein muss, ist hier niemand. Die anschliessenden Räume scheinen dafür den Stimmem nach gut befüllt zu sein.
Ich gehe den Gang entlang, bis ich in einem wirklich gigantischen Zimmer stehe; das Wohnzimmer. Die Couch ist so groß, dass mir kein Raum im unserer Wohnung einfällt, wo wir sie unterbringen könnten.

Hier sind auch die meisten Menschen. Die meisten halten einen Plastikbecher in der Hand, den sie mit einem Edding mit ihrem Namen versehen haben. Ein Großteil der Frauen trägt viel zu viel Make-up. Die meisten Typen haben sich ebenfalls aufgetakelt und ich stehe hier in einem ranzigen grauen Pulli und einer blauen Jeans, die ein kleines Loch am Knie hat.
Am liebsten würde ich alle anderen für das verurteilen, was sie tragen, anstatt mich selbst und vielleicht tue ich das auch gerade.

"Naaash!" Ich spüre wie sich von hinten ein Arm um mich schlingt. Vor Schreck zucke ich kurz zusammen, probiere mir das aber nicht anmerken zu lassen.
"Du bist also doch noch gekommen", höre ich Jeans Stimme. Dann löst sie sich, was mir ermöglicht, mich zu ihr hin zu drehen.

Sie trägt ihre blonden Haare offen und scheint sie zudem gewellt zu haben, da ihre Haare normalerweise glatt sind. Auch sie hat Make-up im Gesicht. Ihre Lippen haben mehr Farbe und bei ihren Augen sind diese schwarzen Striche. Es sieht nicht schlecht aus, nur eben nicht natürlich. Zudem hat sie eine enge Hose und ein schwarzes Top an.
Wie bei den meisten anderen ist auch in ihrem Hand ein Plastikbecher.
Trinkt Jean etwa Alkohol?

"Hi", begrüße ich sie, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.
Sie lächelt mich breit an. So breit habe ich sie noch nie lächeln gesehen. Ich glaube ich habe sie generell noch nie mit starken Gefühlen gesehen. Es lässt sie weniger gefasst wirken.

Deine MusikWhere stories live. Discover now