Cloud 9 ~ Beach Bunny

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Jasons Pov

"Oh Junge, warum sagst du denn nichts?", tadelt der Fremde und beäugt mich von oben bis unten. "Du siehst nicht sonderlich gut aus- und damit meine ich nicht deinen nicht vorhandenen Modegeschmack."

Ich verdrehe die Augen. Wer auch immer dieser Kerl ist, er sollte echt mal lernen, wie man sich höflich verhält. Mich persönlich juckt sowas zwar mittlerweile nicht mehr, aber ich weiß, dass es Leute gibt, bei denen ein falsches Wort sehr viel Negatives hervorrufen kann.
Ein Wort kann das Fass zum Überlaufen bringen, ein Wort kann eine Person innerlich zerbrechen lassen.
Ein einzelnes Wort kann so viel Macht haben. Wir alle haben schon am eigenen Leibe erleben können, was Wörter mit uns gemacht haben und trotzdem denken so Wenige nach, bevor sie den Mund öffnen.

Apropos Nachdenken- das sollte ich mit solchen Kopfschmerzen besser nicht machen. In diesem Augenblick ist wirklich alles unangenehm.
Das Licht ist überall viel grell, die leisesten Geräusche sind zu laut und die gewöhnlichsten Gerüche nimmt meine Nase als störend wahr. Ich wünschte wirklich, ich hätte gerade keine Sinne. Dann würde endlich Ruhe einkehren.

"Kannst du mir eben deine Kontaktdaten geben und mich dann bitte in Ruhe lassen?", frage ich ihn. Ich schaue erst zu ihm und dann zur Tür. Alles was ich will und brauche ist ein wenig Ruhe, bevor ich Aliya abholen muss. Ich habe heute noch so viel zu tun und vor der Arbeit drücken kann ich mich auch nicht. Meine kleine Schwester braucht jemanden, der sich um sie kümmert und wenn ich es nicht tun würde, würde es ganz bestimmt niemand machen.
Ich kann mich nur jetzt erholen. Später habe ich keine Zeit mehr dazu.

"Tut mir leid, aber mein moralischer Kompass sagt mir, dass ich keine Person alleine lassen soll, auf dessen Stirn ich ein Spiegelei braten könnte", behauptet der Kerl und entfernt sich von der Tür.
Das war's dann wohl mit meinem Plan, mich zu erholen...

"Aber dein moralischer Kompass erlaubt dir, in einer fremden Wohnung ein Nickerchen zu machen und dich dann wie ein Arsch zu verhalten? Junge, dein moralischer Kompass ist Bullshit!", probiere ich mit Nachdruck in der Stimme zu sagen, klinge aber letztendlich mehr erschöpft als alles Andere.
So wird er mich bestimmt nicht sonderlich ernst nehmen können.

Er seufzt und wendet seine dunklen Augen von mir ab.
"Ich heiße Elijah Walston, bin 20 Jahre alt und deine Mutter hat meine Mutter auf Whatsapp. Reicht das an Informationen?"
Ich nicke, was bei mir schon leichten Schwindel erzeugt.

"Na komm leg dich hin. Ich mache dir einen Tee, Jason." Trotz dass er um Einiges freundlicher redet als vorhin, betont er meinen Namen so als wäre dieser etwas Widerliches.
"Wehe du machst irgendwas unordentlich", knurre ich nicht sonderlich begeistert von der Idee und lege mich wirklich auf das Sofa. Würde es mir nicht so mies gehen, hätte ich diesen Kerl längst aus der Bude gejagt.

Ein paar Minuten später kommt er wirklich mit einer heißen Tasse Tee an und stellt sie auf den kleinen Couchtisch. Erst begutachte ich den Tee, bei dem es sich scheinbar um Fencheltee handelt, dann wandert mein Blick hoch zu Elijah. Er schenkt mir ein Lächeln.
Ich kann gar nicht anders als seine Lippen anzustarren. Aus irgendeinem Grund wirken sie so weich. Wahrscheinlich benutzt er täglich mehrmals Labello oder so.

Ohne jegliche Vorwarnung kommt seine Hand auf mich zu. Reflexartig blocke ich sie ab, sodass sie nicht zu nah an mein Gesicht kommt.
Es ist irgendwie lustig, dass mich meine Instinkte selbst im diesem Zustand nicht im Stich lassen.

"Ich wollte doch nur nachfühlen, wie warm deine Stirn ist. Mehr nicht", lacht der Typ. Ich denke nicht großartig darüber nach und lasse ihn gewähren.
Kurz später fühle ich auch schon etwas Kaltes auf meinem Kopf.
"Wozu habe ich den Wasserkocher angemacht? Ich hätte die Tasse einfach nur auf dich stellen müssen, Hottie", witzelt er. Seine Hand bewegt sich von meiner Stirn aus zu meinen Haaren hin.
Ehe ich mich versehe wuschelt er mir schon durch die Haare. Ungewollt lächle ich ein wenig. Ich liebe es, wenn Leute das bei mir machen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich nie Haargel benutze.

Eine gute halbe Stunde später befinden wir uns beide noch am selben Fleck. Den Tee habe ich mittlerweile leer getrunken. Viel besser geht es mir allerdings nicht.
Auch wenn Elijah immer noch an meinen Haaren spielt, haben wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Seit einer Weile läuft auch im Hintergrund leise der Musikkanal auf dem Fernseher. Bei dem derzeitigen Lied handelt es sich um Cloud 9. Das Misikvideo wirkt ein wenig merkwürdig, dennoch ist es nicht sonderlich störend.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass mir Elijah's Gesellschaft gefällt. Ich kann selber nicht einmal sagen warum. Vielleicht mag ich ja nicht einmal ihn, sondern nur den Fakt, dass ich nicht nur auf mich gestellt bin und alles alleine erledigen muss- unabhängig davon wie schlecht es mir geht.

Dann klingelt auch schon der Wecker auf meinem Handy, der mich daran erinnern soll, dass ich Aliya abholen muss.
Stöhnend richte ich mich auf.

"Hmh, was hast du vor?", will der immer noch irgendwie Unbekannte von mir wissen. Er sieht ziemlich verwirrt aus. Ich nehme an, dass er erwartet hat, dass wir hier den ganzen Tag so verharren können.
"Ich muss meine kleine Schwester vom Kindergarten abholen", erkläre ich und laufe im Richtung Tür. Nach so langem Liegen fühlt sich Laufen nahezu falsch an.

"Jay, du bist krank. Sollen das halt heute mal deine Eltern machen. So fährst du auf jeden Fall nirgendwo hin", mischt Elijah sich ein. Es ist offensichtlich, dass er keine Ahnung hat, wie das hier läuft. Davon einmal abgesehen habe ich nun wohl einen neuen Spitznamen.

"Meine Eltern machen nichts.. ", sage ich nur und hoffe, dass das Erklärung genug ist. Ich möchte nicht jetzt meine halbe Lebensgeschichte erzählen.
Ich warte Elijah's Reaktion ab.
Ein wenig verwirrt schaut er drein, nickt aber dann verstehend.

"Mein Auto steht hier noch in der Nähe rum. Wie wär's ich fahre dich zum Kindergarten und bringe dich wieder hier her, kriege aber dafür deine Nummer?", schlägt er vor. Auch wenn er ziemlich lässig spricht, erkenne ich an seiner Körperhaltung, dass er ein wenig nervös ist.
Innerlich grinse ich.

" Deal, aber warum zur Hölle möchtest du die Telefonnummer von einem Jason, der in der Zukunft bestimmt Müllmann wird?"
Diesen Kommentar konnte ich mir beim besten Willen nicht verkneifen. Manchmal muss man Menschen einfach ein wenig necken.
"Oder weißt du etwa von meiner Geheimidentität als Drogendealer?"

Ich bin ca eine Stunde zu spät dran, aber hey, zumindest gibt es ein Kapitel hehe...

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