#24 etwas Anderes

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Linda beließ es erstmal dabei, doch während der ersten zwei Stunden schweifte Claire immer wieder ab. Doch dieser verträumte Gesichtsausdruck dabei bereitete ihrer besten Freundin dann doch Sorgen. Claire selbst bekam davon nichts mit. Für sie war alles ganz normal. Sie bekam genauso viel mit wie sonst auch... nämlich gar nichts.

Erst am nächsten Tag in der Mittagspause sprachen die beiden darüber. Mit ner Packung Gummibärchen und Chips saßen sie vor ihrem Klassenraum. „Kenne ich ihn?", fragte Linda und biss ein widerspenstiges Zuckerbärchen entzwei. Irritiert sah Claire sie an. „Deine neuste Ablenkung im Unterricht". „Dein Traumprinz", ergänzte sie übertrieben, nachdem die 15-Jährige weiterhin dumm aus der Wäsche schaute. „Es gibt keinen". Genervt sah Linda sie an. „Lüg nicht!", meinte sie nur, „Ist er älter oder jünger?". Claire hatte eigentlich keine Lust auf dieses Ratespiel. „Oha guck dir das mal an. Eine Schnecke in Zeitlupe", sie deutete übertrieben demonstrativ auf ihr Handy. „Glaub ja nicht, dass du mir mit sowas davonkommen kannst".

Claire war fürs erste erleichtert. Sie wusste zwar, dass Linda sie nochmal darauf ansprechen wird, aber bis dahin hat sie bestimmt aussagekräftigere Gegenargumente.

-am Abend-

Stickige Luft, eng zusammengepresste Körper, laute Musik und eine Jugendliche hinter der Bar, welche all das schon lange gewohnt ist. Gelangweilt sah sie zu, wie die Leute begeistert feierten und wunderte sich echt, dass sie an sowas noch Spaß haben. „Bietest du auch etwas Anderes an als Alkohol?", fragte ein Mann plötzlich. „Oh tut mir leid ich war in Gedanken", sie wandte sich ihm zu und nahm wieder ihre mehr oder weniger professionelle Form an, „Klar wir haben auch Softdrinks, oder einfache Getränke wie Wasser oder Saft". „Nein", seine Stimme klang rau und dominant, „Ich meine etwas Anderes". Claire schluckte, als sie seinen Blick nun endlich durchschaute. „Ähm, tut mir leid, aber ich stehe nur hinter der Bar", leicht nervös rückte sie ihre Kleidung zurecht. „Es würde niemand bemerken. Alle sind beschäftigt", raunte er ihr zu. „Nein", sie versuchte fest zu klingen, aber dennoch nicht unhöflich. „Vertrau mir Süße", bohrte er weiter. „Nein, ich habe wirklich kein Interesse", sie schluckte und betete, dass er ging. „Du änderst deine Meinung bestimmt noch", damit wurden ihre Gebete erhört. Er schlug einmal mit der flachen Hand auf den Tresen und verschwand in der tanzenden Menge. Sie entspannte sich langsam wieder und wischte über die Theke. Wobei sie sich aber immer wieder umguckte. Der letzte Satz hat sie dann doch verunsichert.

Ihre Schicht war beendet. Gähnend lief Claire auf die Straße und blieb einen Moment stehen, um die frische Morgenluft zu genießen. Es roch nach Regen und der Wind pfiff durch die Bäume. Sie schwang ihre Tasche über die Schulter und wollte schnellen Schrittes unter dem Licht der Straßenlaterne nach Hause gehen, als sich diese verdunkelte. Der Grund waren vier ältere Männer, die sich ihr in den Weg stellten. Claire bekam Panik und lief schnell etwas nach hinten, als sie jedoch schon an der Schulter gepackt wurde. „Na erinnerst du dich an mich?", fragte dieser jemand. Im Gegensatz zu ihm hatte sie aber nicht so viel Alkohol im Blut und ihr war dementsprechend noch alles klar. Doch als sie dann an eine Wand gedrückt wurde wünschte sie, sie hätte doch mehr getrunken.

Claire schlug um sich und wehrte sich, was nur bedingt funktionierte. Selbst musste sie im Gegenzug aber auch einiges einkassieren, als sich die Griffe, die sie fixierten verfestigten. Sie zerrten an ihr und die 15-Jährige kniff die Augen zusammen, um nicht auch noch loszuheulen. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Langsam wurde sie zu Boden gedrückt, aber es wurde wieder heller. Sie spürte ihre Handgelenke zwar noch nicht richtig, aber sie konnte ihre Arme langsam um ihren Körper ziehen. „Claire, Claire, oh Gott", hörte sie eine Stimme. „Geh weg", schrie sie immer noch panisch und zitterte. „Ich bin's doch... Jackson". Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und auch als sie ihren Chef erkannte wich sie zurück, als er ihr seine Hand hinhielt. „Es tut mir so leid, wie... warum... kanntest du die Kerle?". Sie schüttelte den Kopf. „Komm lieber erstmal mit rein", bat er sie und das für seine Verhältnisse echt freundlich.

Claire setzte sich auf einen Sessel, welchen Jackson ihr herschob. Er wickelte sie in eine Decke ein, denn auch wenn ihr nicht kalt war, zitterte die 15-Jährige immer noch. Außerdem bot es ihr gewissen Schutz, in den sie sich auch sofort festkrallte. Der sonst so schroffe Chef brachte ihr zudem auch noch ein Wasser, welches sie ebenfalls dankend annahm. Zum Glück sind die letzten Menschen bereits aus der Bar verschwunden, da Claire erst bei Ladenschluss ging. Es war nur Glück, dass ihr Chef an diesem Abend noch schnell ein paar Rechnungen abheften musste.

Sie blieb die ganze Nacht in diesem Sessel sitzen. Zwischendurch meinte sie kurz einzunicken, nahm es aber bewusst nicht wahr.

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Es tut mir selbst leid, dass Claire sowas passiert ist, aber es ist leider ein Stück weit wichtig. Auch tut es mir leid, wenn es etwas unrealistisch ist, aber ich spreche (zum Glück) in diesem Kapitel nicht aus Erfahrung.

Again ein Tag Verspätung tut mir leid...

Danke fürs Lesen ❤

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