#10 Go, go, going crazy

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Genervt kam Linda Summers Zuhause an. So würde sie das alte Backsteingebäude aber niemals nennen, obwohl sie hier lebte, seit sie 7 Jahre alt war.

"Na, wie war dein Tag so, Liebes?", fragte eine schlanke, junge Frau und sah die 16-Jährige liebevoll an. "Wie immer!", antwortete sie barsch und verschwand in ihrem Zimmer. Mit einem lauten Knall der Tür machte sie ihr klar, dass sie keine Lust auf weitere Gespräche hatte.

Ein ebenso junger Mann trat neben die enttäuschte Frau und legte ihr einen Arm um die Taille. "Mach dir nichts draus", sprach er sanft zu ihr, "Es wird wieder besser". Seufzend drehte sie sich zu ihm. "Ja vielleicht, aber wann... das ist so anstrengend", sie machte eine kurze Pause, "Wir hatten noch nie lange Phasen mit gutem Verhältnis. Ständig kippt ihre Laune und dann habe ich das Gefühl, sie würde lieber alleine leben wollen, als uns zu akzeptieren. Ich hatte anfangs Hoffnung, sie würde uns schnell als eine Familie sehen, aber manchmal scheint es, als würde sie es immer noch nicht tun. Und das Drama seit sie 7 Jahre alt war... seit wir sie bekommen haben". "Hab Geduld", flüsterte Marc und schloss seine Frau in die Arme.

Wütend schleuderte die 16-Jährige ihre Schultasche in eine Ecke und fuhr sich durch die Haare. Schnellen Schrittes durchquerte sie den Raum, schob einen großen Spiegel zur Seite und betrat das Nebenzimmer dahinter. Flink streifte sie sich Handschuhe über und drosch auf den Boxsack in der Mitte der Kammer ein. Immer wieder trafen ihre Fäuste auf das feste Material.

Erst nachdem sich ihre Finger bereits eine Weile stechend bemerkbar gemacht haben hörte sie auf und streifte sich die Boxhandschuhe ab. Ihre Hand Knöchel waren rot angelaufen und brannten, aber der Schmerz störte sie nicht. Im Gegenteil, es baute ihre Wut ab. Schwer atmend strich sie sich eine verschwitzte Strähne aus der Stirn.

Sie trank einen Schluck aus ihrer Wasserfalsche, die sie am Vormittag in der Schule angefangen hatte und widmete sich dann einem kleinen Laufband an der Seite. Langsam setzte sie es in Bewegung und erhöhte zügig das Tempo, denn es gab nur eins, was in solchen Gefühlsausbrüchen half: Sport.

Eine ganze Weile später lag Linda ausgepowert und verschwitzt am Boden. Hochgerechnet verbrachte sie mehr Zeit in dieser Abstellkammer als in ihrem eigentlichen Zimmer. Der Spiegel vor der Tür verhinderte irgendwelche Kommentare und Fragen von Besuchern. Für die wirkte Linda nur wie eine ganz normale heranwachsende Frau.

Erst beim Abendessen sah das Paar Linda wieder. Und dabei blieb es auch, denn das einzige, was die Schülerin fragte war: "Ist das Geld schon da?". "Nein, aber ich bin mir sicher, es wird bald überwiesen", antwortete Veronica. "Kann dieses Mädchen eigentlich irgendwas?". Aufgebracht stand Linda auf, wobei ihr Stuhl nach hinten kippte und laut krachend auf dem Boden aufkam. Die junge Frau zuckte zusammen und wenig später waren sie und Marc die einzigen im Raum.

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Bisher habe ich ja schon ein bisschen was aus Claires Leben und Blakes Gedankenwelt beschrieben, dass ich mich nun entschieden habe, auch etwas von Linda preiszugeben.

Doch was bewegt die 16-Jährige dazu, so kalt und abweisend zu sein? Und was hat es mit den ganzen Gefühlsausbrüchen auf sich? Hat es vielleicht etwas damit zutun, dass Veronica und Mark sie erst bekamen, als sie 7 Jahre alt war?

Das erfahrt ihr im Verlauf der Geschichte 😜

Danke fürs lesen ❤️

I love you | SchülerxLehrerWhere stories live. Discover now