#70 He's the missing last piece~~

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Natürlich war Claire klar, dass ihre Mutter sie weder einsperren könnte noch würde, aber änderte das etwas an ihrer Situation? Es wäre dumm, die Wahrheit zu sagen, aber ist es nicht dümmer, weiter zu lügen? Claire zog ihr Beine an ihren Körper und spielte nervös mit ihren Fingern. "Es-", auf einmal ist es ihr fast schon peinlich. Ungeduldig hörte sie ihre Mutter tief ein und aus atmen. "Ich hab mich nicht mit Linda getroffen. Kein einziges Mal". "So weit war ich auch schon". Claire nickte. "Ich habe jemanden kennengelernt. Unfreiwillig. Wie auch immer. Glaub mir, ich wollte nicht, dass das passiert und er auch nicht. Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Aber er macht mich so verdammt glücklich. Wir sind beide so glücklich", sie sah auf, "Ich habe jemanden gefunden, der mich glücklich macht". Die Gesichtszüge der älteren Frau wurden weich. "Claire mein Schatz, warum hast du das nicht eher gesagt", sie lächelte, "Das ist fantastisch, ich freue mich so für dich. Junge Liebe...". Doch Claire lächelte nicht. Sie wusste was kommt. "Warum lädst du ihn nicht mal zu uns ein?". "Weil du wahrscheinlich nicht so begeistert von ihm bist", die 15-Jährige wünschte sich, sie könnte die Zeit vorspulen. "Wieso? Kenne ich ihn etwa? Also ich denke nicht, dass es so ernst ist", auffordernd sah sie ihre Tochter an. Stille. "Jetzt sag schon". Stille. Es war schwer für Claire, diese Szenerie auszuhalten und am liebsten wäre sie auf der Stelle im Erdboden versunken. "Liebes, bitte-". "Es ist Connor Blake", ihre Stimme war leise, aber doch hörbar genug. Schlimmer als bei Linda fühlte es sich an und sie konnte nicht anders, als sich krampfhaft ins Sofa zu krallen. Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter gefror. "Wie war das?", ihr Lächeln war erloschen, das Verständnis verflogen. "Con-". "Nein, sprich seinen Namen nicht aus, ich hab's verstanden". Sie atmete tief ein und aus. "Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht? ER IST DEIN LEHRER, MERKST DU NOCH WAS?". Claire zog den Kopf ein. "DU BIST MINDERJÄHRIG UND ER ERWACHSEN. WAS ERHOFFST DU DIR? HEIRATEN, KINDER? VERDAMMT CLAIRE WIE KOMMST DU ÜBERHAUPT AUF SOWAS". Die Jüngere würde am liebsten einfach aufstehen und rausrennen. Ihre Mutter so von 0 auf 100 zu erleben war selten und es trieb ihr die Tränen in die Augen. "Wie lange läuft das schon huuh?", ihre Mutter nutzte die kurze Pause zum durchatmen, nur um sich gleich darauf über die Antwort aufzuregen. "Einen Monat", murmelte Claire leise. "Einen Monat? EINEN MONAT CLAIRE? DEIN SCHEIß ERNST?", sie war aufgestanden, "Geh mir aus den Augen". Immer noch total eingeschüchtert sagte Claire: "Aber bitte mach nichts falsches. Es ist nicht seine Schuld". Sie hatte tatsächlich Angst vor dem was passiert. Ihre Mutter antwortete nicht darauf, sonder schrie stattdessen: "Geh in dein VERDAMMTES ZIMMER".

Mit gesenktem Kopf lief Claire zügig davon, schloss hinter sich ihre Tür und ließ sich vorne rüber aufs Bett fallen. Sie weinte nicht, sie lachte nicht, sie lag einfach da. Was ihre Mutter jetzt wohl tut? Ruft sie bei der Schule an? Würde sie sie zwingen, diese Beziehung zu beenden? Claire traute ihr alles zu.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann rappelte sie sich auf und angelte nach ihrem Handy, welches zum Glück bei ihr im Zimmer war. Knapp schrieb sie Blake, dass sie nicht kommen würde und es dauerte nicht eine Minute, bis er online kam. Sofort rief er sie an. "Babe was ist los?", fragte er direkt, als sie annahm. "Meine Mum", Claire legte sich wieder aufs Bett, "Sie hat Linda getroffen und weiß jetzt alles". Blake war geschockt. Natürlich war er besorgt, ob ihn bereits jetzt Konsequenzen nahten, aber in erster Linie sorgte er sich um Claire. "Sie war so kalt zu mir mit einem Mal. So wütend und sie hat mich total angeschrien". Blake war sich nicht sicher, ob sie gerade weinte. "Es wird alles gut. Bitte mach dir keine Sorgen", versuchte er sie also zu beruhigen. "Das sagst du so einfach", Claire drehte sich um und starrte an ihre Zimmerwand, "Was ist, wenn sie uns auseinander bringt. Dabei ist es doch erst ein Monat...". "Das wird nicht passieren okay", Blake wurde unwissend unterbrochen, da Claires Mutter erneut nach ihrer Tochter rief. Er redete deshalb also weiter: "Wir finden eine Lösung, so wie immer. Ich gebe dich nicht so einfach her". "Will ich auch hoffen", Claire schniefte, "Meine Mum hat mich gerufen, ich muss auflegen". "Soll ich vorbeikommen?", bot Blake an. Unter normalen Umständen hätte sie sofort ja gesagt. Es wäre gerade definitiv hilfreich, in seine Arme fliehen zu können, kurz zu entspannen. Aber stattdessen erwiderte sie: "Nein, lass uns nicht noch Öl ins Feuer gießen". Blake gab ihr recht, aber Claire musste versprechen, sich danach wieder bei ihm zu melden. Sie verabschiedeten sich, dann verließ Claire erneut ihr Zimmer.

Ihre Mutter saß mit einer Tasse Kaffee im Sessel. Dass sie so spät noch welchen trank sagte nichts Gutes aus, aber insgesamt wirkte sie entspannter als vorhin. Claire setzte sich an die gleiche Stelle wie zuvor. Stille. "Macht er dich wirklich glücklich?". Claire nickte. Stille. "Aber wie stellt ihr euch das vor? Ich meine, ihm ist doch bewusst, was das für ein Risiko ist", sie sah ihre Tochter nicht an. "Er wollte mich an einer anderen Schule anmelden", erklärte sie immer noch eingeschüchtert. Ihre Mutter lachte trocken auf und trank einen großen Schluck Kaffee. "Und wann hattest du vor, mir das zu erzählen?", fragte sie anschließend. Claire zuckte mit den Schultern. Genau den Moment hat sie gefürchtet, aber trotzdem gab es vorher einfach keine gute Gelegenheit. "Und warum solltest du das so kurzfristig dürfen?". Claire holte einmal tief Luft. Jetzt war es eh egal. Und deshalb begann sie zu erzählen. Sie erzählte von Linda, wie sie mit ihr geredet hat, vom Schwimmen, wie ihre ganze Schule über sie lacht und von Blake, wie er sie immer wieder auffing und liebte. Sie erwähnte die Arbeit, die sie nun gekündigt hatte und das Schwimmen gehen, was letztendlich dann doch eigentlich ganz okay war. Ihre Mutter merkte natürlich, wie nah ihrer Tochter das Alles ging und sie war geschockt, wie viel sie nicht wusste. "Aber warum hast du das denn nicht viel früher erzählt?". Die Frau stand auf und nahm die 15-Jährige einmal fest in den Arm. "Ich hatte Angst vor deiner Reaktion", gestand Claire ehrlich und noch vor ein paar Minuten war es ja auch ziemlich heftig. "Tut mir leid. Aber ich war einfach so geschockt, wütend und verdammt besorgt", entschuldigte sie sich. Claire konnte ihr nicht übel nehmen, so ausgeflippt zu sein. Andersherum hätte sie bestimmt genauso reagiert, deshalb war sie umso mehr dankbar, dass es sich so schnell gelegt hatte. "Du wirst trotzdem heute nicht mehr das Haus verlassen und nächstes Mal kommt er hier hin". Claire nickte und letztendlich war sie glücklich, dass sie das alles endlich von der Seele geredet hatte. Über den Unglückstag vor 10 Jahren würde sie nochmal genauer reden, aber dafür lässt sich definitiv ein besserer Zeitpunkt finden. Fürs erste war Claire froh, endgültig in ihrem Zimmer verschwinden zu dürfen.

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Danke fürs Lesen ❤️

I love you | SchülerxLehrerWhere stories live. Discover now