#64 friendship never lasts

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Nach dem Essen und Spülen verkrümmelten sich die Beiden im Wohnzimmer, um noch einen Film zu gucken. Dass die Auswahl dabei auf The Nun fiel, würden die meisten Romantiker eher hinterfragen. Aber was war schon genialer, als kuschelnd auf dem Sofa über eine Horrorfilm Figur zu diskutieren. Claire war nämlich begeistert davon, wie kreativ es ist, eine Nonne als Schreckensfigur zu nehmen, während Blake eher an Blasphemie dachte. Es ginge um die Atmosphäre, meinte Claire dazu nur und musste amüsierend feststellen, wie schreckhaft Blake sein kann. Wie auch immer, er war froh, als es endlich vorbei war, im Gegenzug zu Claire, die direkt mit Conjuring 2 weiter machen wollte, wo die Nonne Valak ebenfalls eine Rolle spielte. Der Ältere konnte allerdings die enthusiastische Schülerin stoppen, indem er das Fernsehen ausmachte und das schmollende Mädchen zum Schlafzimmer schob.

"Das war echt unfair", beschwerte sie sich und stand mitten im Raum. Unweigerlich musste sie an Blake vorbei zur Wand sehen, an der sie letztes Mal... wie auch immer. An dem Punkt fiel ihr auf, dass sie den ganzen Tag schon Blakes Hemd trug und er noch keinen Kommentar dazu abgegeben hat. "Nur weil ich die Fernbedienung hatte... wenn's nach dir ginge hättest du wahrscheinlich noch heute Nacht ein Drehbuch für Conjuring 4 geschrieben". Blake zog sich sein Shirt über den Kopf. Schon während er es in seinen Händen wieder richtig herum zog, überlegte er, ob es Claire nicht vielleicht unangenehm war. Sie hatten schon vorher die ganze Zeit so ein lockeres, vertrautes Verhältnis, dass er erneut vergaß, seit wann sie eigentlich zusammen waren. Schnell striff er sich ein Top über und warf das Shirt achtlos vor den Schrank. Er sah zu Claire. Diese stand mit den Armen vor der Brust verschränkt dort und beobachtete seine Bewegungen. "Was wäre, wenn ich das Hemd zurück verlangen würde", er lehnte sich gegen die Schranktür und sah sie an. "Tss, gib mir ein Neues zum Schlafen, dann kannst du es wieder bekommen", erwiderte sie überlegt. Blake schmunzelte und zog eins aus dem Stapel. "Ne alles gut, behalt es ruhig. Es steht dir sowieso viel besser", meinte er, "Aber nicht, dass du mir meinen Kleiderschrank beschlagnahmst". Claire lächelte.

Der Ältere bot ihr an, sich im Badezimmer umzuziehen, er würde wieder zum Zähneputzen nachkommen. Das fanden beide sehr passend, immerhin wollten sie es ja langsam angehen. Aus Unsicherheit ließ Claire über Nacht ihren BH an, was zwar etwas unangenehmer war, aber dafür ein besseres Wohlbefinden gewährleistete. Ohne noch viel ihre Zweisamkeit auszudehnen, schliefen sie ein. Sie hatten schließlich noch lange lange Zeit für das ganze Beziehungszeug.

Sie schliefen bis halb elf, sodass ihr Frühstück beinahe zur Mittagszeit stattfand. Es gab faulerweise einfach Aufbackbrötchen, Aufschnitt und Kakao. Claire war nicht sonderlich gesprächig diesen Morgen, aber sie genoss diese Vertrautheit und generell Blakes Nähe.

Gegen 15 Uhr hatte sich Claire bei Linda angekündigt. "Und du willst wirklich auf mich warten?", fragte die Jüngere zum wiederholten Male, als Blake an beschriebener Adresse hielt. "Ja wirklich. Dann kann ich dich nach Hause bringen und du hast jemanden zum Reden", versicherte Blake erneut, denn er befürchtete bereits, dass dieses Gespräch kein schönes Ende haben wird. "Na gut", sie öffnete die Tür zum Aussteigen, lehnte sich aber nochmal kurz zu Blake, um ihm einen schnellen Kuss zu geben. Wenn schon, denn schon.

Linda öffnete, noch lächelnd. Sie bat Claire hinein, aber man merkte erneut die Anspannung zwischen den beiden. "Ich will gar nicht lange stören", ergriff Claire sofort das Wort, als sie die Zimmertür hinter sich schloss. Linda setzte sich auf ihr Bett und sah sie nicht wirklich interessiert an. Claire registrierte das sofort, ließ sich aber nicht beirren und fuhr fort: "Ich habe den Brief aus Büro holen können". Linda schluckte. "Hat der Schulleiter etwas bemerkt?", wollte sie wissen. "Nein, zum Glück nicht. Aber Blake leider", Claire verzichtete auf Details. Das war nicht wirklich das, was Linda hören wollte. Sie gab sich aber auch keine Mühe, ihre Enttäuschung zu verstecken. Ihr aufgesetztes Lächeln ist schon längst verschwunden. "Ist alles gut bei dir?", erkundigte sich die Jüngere deshalb und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. "Klar", die Ältere winkte ab, "Erzähl weiter. Gab's Stress?". Verwundert über diese Frage schüttelte Claire mit leicht gerunzelter Stirn den Kopf, "Eher im Gegenteil". Linda drehte sich etwas zu ihr. "Seid ihr jetzt etwa zusammen?", fast schon spöttisch klang ihre Stimme, weshalb Claire zögerte. "Nein", log sie, denn das Auftreten der Anderen kam ihr suspekt vor. "Worauf ich eigentlich hinaus wollte... das mit dem Brief... warst du das?", so direkt tat es Claire dann doch leid. Sofort bereute sie die ganze Theorie. Linda und sie waren so lange schon unzertrennliche Freundinnen gewesen und vielleicht hatte sie nur einfach einen schlechten Tag. Deshalb begann sie schnell, sich zu rechtfertigen: "Also ich meine nur... vielleicht hast du ausversehen...". "Ja", Linda unterbrach sie. "W-was", Claire verstand nicht recht. "Ich war's. Das mit dem Brief, den Theorien, den Gerüchten. Ich bin dafür verantwortlich". Die Jüngere starrte sie geschockt an. Dieses ehrliche Geständnis haute sie glatt um und sie konnte nicht verarbeiten, was da gerade passierte. "Aber... warum?". "Warum? Warum? Das fragst du ernsthaft?", Linda lachte trocken, "Du hast mein Leben ruiniert Claire. So viele Jahre sind vergangen und immer noch ist da dieser tiefe Schmerz. Ganz ehrlich... ich mag dich. Aber ich ertrage es nicht, dass ich jedes Mal meine Mutter vor Augen habe, wenn ich dich ansehe. Ich habe gehofft, es würde mit der Zeit besser werden, aber ihr Tod war nicht gerecht. Sie hat sich geopfert. Für dich. Weißt du eigentlich wie schlimm das für mich war und immer noch ist? Und jetzt kommt dieser möchtegern Lehrer um die Ecke und du bekommst dein perfektes Leben? Sorry Claire, aber das verdienst du einfach nicht". Die Jüngere kämpfte mit den Tränen. Lindas Worte waren hart und ehrlich, obwohl nicht alles davon gerechtfertigt ist. "Aber ich kann da doch gar nichts für", erwiderte Claire zunächst unsicher leise, "Ich kann nichts dafür, dass diese scheiß Fahrt so geendet hat. Ich kann nichts dafür, dass du immer noch so zu kämpfen hast. Aber denkst du etwa, ich hätte keine Probleme damit? Ich habe mich vor der ganzen Klasse beim Schwimmen blamiert. Durch diese scheiß Erinnerungen konnte ich nie mehr ins Wasser, also findest du es nicht unfair, so mit mir zu reden?". Sie hatte sich dann doch in rage geredet und war aufgestanden. "Wer reißt sich denn jeden Abend vor Schuldgefühlen den Arsch auf, um Geld zu verdienen. Ich opfere nicht zum Spaß meinen Schlaf. Jeden verdammten Monat überweise ich dir Geld, weil mich diese Erinnerungen quälen. Aber ich kann doch auch nichts dafür, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist". "Materielle Dinge können keinen Verlust dieser Art ausgleichen", auch Linda erhob sich vom Bett, "Du kannst dir dein Geld sonst wo hinstecken, ich hab dich nicht darum gebeten". Sie lief zur Zimmertür und riss sie auf, bedeutete Claire zu gehen. Dieses Geste brachte Claire wieder etwas zur Vernunft. "Du willst mich rausschmeißen?", fragte sie fassungslos, aber ruhig. "Sieht so aus", erwiderte die Andere, bewusst, was sie da gerade zerstört. "Linda, ich-", Claire versuchte das Gespräch zu retten. "Verschwinde", Linda sah sie nicht an. Die Jüngere wollte etwas erwidern, doch sie wusste, es wäre sinnlos. Langsam ging sie an ihrer eigentlich besten Freundin vorbei und weiter zur Haustür. Das war der heftigste Streit, den sie jemals hatten, was bei dem Thema klar ist. Dieser Knackpunkt belastete Linda schon sehr lange und Claire war tief verletzt von ihren Worten. Sie rannte raus zum Auto und brach in Tränen aus. Schon von weitem sah Blake sie, stieg sofort aus dem Auto und nahm sie in den Arm. Genau, wie er befürchtet hatte...

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Tada, der Grund für Claires Job und eine Freundschaftskrise, die sich gewaschen hat...

Danke fürs Lesen ❤️

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