Kapitel 18

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Die gesamten ersten Stunden schaute June immer wieder auf die Uhr. Sie konnte es gar nicht erwarten ihr weiteres Vorgehen zu planen. Auch Deans Blick war immer wieder zur Uhr gewandert. Er dachte an die Pause und daran, dass Cole bei der Besprechung dabei sein würde. Vielleicht würde Dean ihn dann ja besser kennenlernen.

Endlich ertönte das erlösende Geräusch der Pausenklingel. Die Freunde packten ihre Sachen zusammen und verließen den Klassenraum.

„Bist du nervös?", fragte Robin leise und stupste Dean frech an. Dieser lief wieder leicht rot an. „Warum sollte ich nervös sein?", fragte er und schaute auf seine Füße. Robin griff nach Deans Hand und zog ihn zur Seite. Sie sah wie Aiden, Jack und June in den Massen von Schülern verschwanden.

„Ich sage es nochmal Dean. Dass du auf ihn stehst, sieht ein Blinder mit nem' Krückstock und es ist gar nichts Schlimmes dabei." Dean zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass das nichts Falsches ist. Ich stehe zu meiner Sexualität, aber das tut nicht jeder. Es ist wahr, dass ich Cole mag, aber ich weiß noch nicht einmal, ob er auch auf Jungs steht." Robins Blick wurde sanft. „Dann musst du es wohl herausfinden, Dean."

Jack schloss zu seiner Schwester auf, die ihn keines Blickes würdigte. „June, es tut mir leid." June verdrehte die Augen. „Jetzt auf einmal?", fragte sie und beschleunigte ihren Schritt. Jack legte ebenfalls einen Zahn zu, um mit ihr mithalten zu können. „Ja, ich habe darüber nachgedacht. Es ist vielleicht wirklich besser, wenn noch jemand aus unserer Familie eingeweiht ist.", sagte Jack. June blieb mitten auf dem Gang stehen und verschränkte die Arme. Die anderen Schüler stoben um sie herum. „Was meinst du damit? Glaubst du nicht, dass Papa auch eingeweiht ist?" Jack schüttelte den Kopf. „Nein, sonst hätte er bestimmt mit uns geredet und Mum hätte ihm das Buch gegeben."

June seufzte und schaute sich dann verwirrt um. „Wo sind eigentlich die Anderen?", fragte sie. Jack zuckte mit den Schultern. „Die kommen bestimmt gleich nach. Wir sollten jetzt zu Cole." June schaute sich noch einmal um, konnte ihre Freunde jedoch zwischen den vielen Köpfen nicht entdecken. Sie drehte sich wieder zu Jack und nickte. „Ok."

Aiden riss die Tür zu der Jungentoilette auf, stürzte in eine der Kabinen und schaffte es gerade noch die Tür hinter sich zu zuschlagen, als er sich auch schon übergab. Langsam ebbte das Gefühl sich übergeben zu müssen ab. Kreidebleich lehnte er sich an die Kabinenwand und versuchte wieder normal zu atmen. Aiden strich sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht und atmete tief durch. Nach und nach beruhigte sich sein Atem wieder und Aiden versuchte sich langsam an der Kabinenwand hochzuziehen. Seine Beine waren weich und er musste sich an der Wand abstützen, damit er nicht zusammensank. Angeekelt drückte er die Klospülung und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. „Muss wohl an der Suppe von gestern gelegen haben.", murmelte er und trat aus der Kabine.

Aiden ging zum Waschbecken, drehte den Hahn auf und ließ kaltes Wasser in seine Hände laufen, welches er sich wenig später ins Gesicht klatschte. Das Wasser erfrischte. Er trocknete sich sein Gesicht mit seinem T- Shirt ab, was einen nassen Fleck hinterließ. Dann schaute er in den Spiegel, aus dem ihm sein Gesicht mit verwuschelten Haaren entgegensah. Aiden verzog das Gesicht und machte sich daran seine Haare zu ordnen, als sich ein Stechen in seinem Kopf breitmachte. Er zog die Luft scharf durch die Zähne ein und massierte seine Stirn mit zwei Fingern. Als der Schmerz nachließ, schaute Aiden nochmal in den Spiegel, um sich zu vergewissern, dass keinem auffallen würde, dass er sich gerade übergeben hatte und verließ dann den Waschraum. Er ging den jetzt fast menschenleeren Flur entlang. Die meisten Schüler waren jetzt draußen auf dem Schulhof. Aiden beeilte sich das Gebäude zu verlassen und steuerte auf die Mauer am hinteren Ende des Schulhofes zu.

Von weitem sah er bereits seine Freunde und Cole. Sie alle saßen nebeneinander auf der Mauer und unterhielten sich. Aiden straffte die Schultern und ging weiter auf sie zu.

„Da bist du ja endlich Aiden.", sagte Jack und klopfte neben sich auf die Mauer, „Komm hoch."

„Habt ihr schon etwas besprochen, während ich noch nicht da war?", fragte Aiden und schwang sich auf die Mauer. June beugte sich etwas vor und nickte. „Wir haben beschlossen, dass wir uns aufteilen sollten, um so schnell es geht so viele Informationen wie möglich zu finden."

„Informationen über was genau?", hakte Aiden nach.
„Über alles Mögliche.", antwortete Dean, „Über den Todestag von Jack und Junes Mutter, die Sekte und die Geisterwelt allgemein."

„Ich würde mich um die Geisterwelt kümmern.", sagte Robin, „Ich kenne da einen Laden, der alte Bücher und so Hexenzeugs verkauft. Vielleicht finde ich da ja was." Cole schaute sie verwirrt an. „Du interessierst dich für alte Bücher?"

Robin zuckte mit den Schultern. "Ja, die sind manchmal sehr viel interessanter als die neueren Bücher."

„Ich komme mit.", meldete sich Jack zu Wort, „Du meintest, dass der Laden tausende von Büchern hat, da kannst du wohl Hilfe gebrauchen."

June nickte. „Das klingt doch gut. Aiden und ich werden versuchen etwas über die Sekte herauszufinden."

Über Robins Gesicht breitete sich ein riesiges Lächeln aus. „Dann bleiben ja nur noch Cole und Dean.", stellte sie fest. Dean wurde schlagartig rot und Cole schaute zu Boden, beobachtete Dean jedoch aus dem Augenwinkel. Um die peinliche Stille zu brechen, rieb sich Cole die Hände und sagte: „Dann übernehmen wir wohl die Recherche über den Todestag.", und sprang von der Mauer. Dann schaute er Dean unsicher an. „Soll ich dich abholen?", fragte er.

Dass Robin June mit dem Ellenbogen in die Seite stieß und Jack und Aiden sich vielsagend ansahen, ignorierte er. Dean nickte langsam. „Ja, ich schreibe dir meine Adresse auf.", sagte er und zog einen Stift aus der Hosentasche. Fragend sah er Cole an und deutete auf seinen Arm. „Darf ich?"

Cole nickte und Dean griff sanft nach seinem Arm. Vorsichtig schrieb er Cole seine Adresse darauf. Seine dunkle Hand bildete einen, wie June fand, schönen Kontrast zu Coles heller Haut. Als Dean fertig war, sah er auf und streifte Coles Augen mit seinem Blick, bevor dieser sich abwandte. „Ich muss jetzt wieder zur Arbeit. Bis später dann.", sagte er schnell und entfernte sich von der Schulmauer. Je weiter er sich von Dean entfernte, desto größer wurde die Sehnsucht bei ihm zu bleiben. Cole versuchte dieses Gefühl zu vertreiben, doch es blieb.

Dean schaute ihm nach, bis Robin ihm auf die Schulter tippte und ihm vielsagend zuzwinkerte. Auch die Anderen grinsten, versuchten jedoch sich nichts anmerken zu lassen. „Was?" Dean hob fragend eine Augenbraue. „Och nichts.", sagte Jack schnell. Dean verdrehte die Augen.

„Ich hoffe, die Recherche bringt etwas.", sagte June und faltete ihre Hände im Schoß. Aiden legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wird sie schon. Wir werden herausfinden was damals passiert ist, versprochen." June legte ihre Hand auf Seine. „Danke.", flüsterte sie.

Jack ergriff wieder das Wort. „Ich würde sagen, dass wir gleich, wenn die Schule vorbei ist, mit der Recherche beginnen." Robin nickte und sprang leichtfüßig von der Mauer. „Am besten gehen wir gleich nach der Schule zum Laden. Jetzt muss ich nochmal kurz hoch ins Lehrerzimmer.", meinte sie und winkte den anderen zu, „Wir sehen uns in Bio. "June lehnte ihren Kopf an Aidens Schulter. „Kommst du nachher mit zu mir?", fragte sie, „Ich glaube es macht Sinn, wenn wir mit der Suche nach Informationen über die Sekte in dem Tagebuch von Mama anfangen.", fragte sie. Aiden nickte. „Klingt gut."

Clairvoyance- Zwillinge Der Hellsicht| #Wattys2020Where stories live. Discover now