Chapter 25

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„Machst du immer, was du willst?“, fauchte ich und stolperte Louis hinterher, der mit schlendernden Schritten die verdunkelte Gasse entlangging.

„So ziemlich.“ Er klopfte die Asche der Zigarette, die er gerade rauchte, ab und nahm einen erneuten Zug. Die Kippe glimmte auf in der Dunkelheit und der Rauch schwebte ins Dunkel davon, als er ihn wieder ausstiess.

„Das merke ich.“

Louis hielt an, damit ich aufholen konnte, und als ich direkt neben ihm war, blieb ich stehen und er sah mich an. „Deine Mutter sah mir gar nicht so verstört aus.“

„Tja, ich hätte es auch nicht erwartet dass sie mich praktisch dazu überredet mit dir wegzugehen.“

„Das liegt wohl einfach an meinem unwiderstehlichem Charme“, hauchte Louis und das Piercing an seiner Lippe reflektierte das Glimmen seiner Zigarette, als er sie erneut an die Lippen hob.

„Charme? Vielleicht hast du ihr auch einfach Angst eingejagt.“

Louis’ Augen verengten sich. „Du riskierst eine ganz schön dicke Lippe.“

Seine Pupillen waren jetzt beinahe unsichtbar, so dunkel wurde das blau um seine Iris, als er mich ansah. Ich sagte nichts, sondern wartete, bis er seinen glimmenden Stummel Zigarette weggeschnippt hatte und weiterging.

„Wohin gehen wir überhaupt?“, grummelte ich und sah an meinem Körper herunter. Der dunkelrote Tüll meines schulterlosen Kleides umspielte sanft meine Beine, und die Swarovski-Steine, die am Dekoltee glitzerten, kamen mir übertrieben kitschig vor.

„Es ist Freitagabend.“ Es war keine Feststellung, sondern eher eine Erklärung, wie es mir vorkam, und ich seufzte. „Louis, normalerweise sitze ich Freitagabends zu Hause und gucke mir die ganze Nacht Teen Wolf an. Also kannst du unser Vorhaben vielleicht ein bisschen spezifisieren?“

Louis Augen glitzerten belustigt. „Du guckst tatsächlich Teen Wolf?“

Ich errötete. „Was ist so schlimm daran?“

Louis legte den Kopf in den Nacken und lachte laut. „Ich stehe nicht auf Werwölfe.“

Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich wusste nicht was erwidern.

„Nun gut. Also, wohin gehen wir?“

„Hierher“, sagte er, packte mich bei der Hand und zog mich auf ein dunkles Haus zu.

Plötzlich spürte ich, wie die Angst wieder in mir hochkam, als mir sein fester Griff an meinem Handgelenk das Blut abschnürte. Was, wenn er in Wirklichkeit ein psychotischer Killer war?

Okay, das bezweifelte ich dann doch ein bisschen, aber als wir dann die mit Moos überwucherte Steintreppe zum Untereingang des Hauses hinuntergingen, beschleunigte sich mein Puls etwa um das Doppelte. Wurden in Killerfilmen nicht immer junge, unschuldige Mädchen in eine einsame Gegend entführt und dort dann umgebracht?  Okay, vielleicht sollte ich die Sache mit dem Killer mal abhaken, denn das war definitiv eine bescheuerte Idee.

Als der Boden unter meinen Füssen dann leicht bebte, merkte ich, was das da war.

„Du nimmst mich auf eine Party mit?!“

Louis zwinkerte mir zu, liess mein Handgelenk los und ging lässig auf die verrostete Tür zu. Die Ketten an seinen Hosen klimperten, als er sich nach mir umdrehte. „Kommst du?“

„Ich hasse Partys.“

„Weißt du eigentlich, wie egal mir das ist?“, sagte er zähneknirschend

Wie freundlich. Dennoch ging ich auf ihn zu und er drückte die Klinke herunter.

Der Geruch von Marihuana schwebte mir entgegen und alle Zellen in meinem Körper schrien danach, dass ich mich umdrehte und nach Hause ging, mich auf die Couch schmiss und mir meine übliche Freitagabends-Unterhaltung reinzog.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt