Chapter 1

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Ein kalter Luftstoss ließ mich erzittern, als ich an diesem kalten Herbstabend den Park betrat. Der Wind fegte mir durch die Haare und ließ sie mir ins Gesicht peitschen. Mit einer energischen Handbewegung steckte ich mir eine Strähne hinters Ohr, zog die dicke, flauschige Kapuze meiner dunkelblauen College-Jacke hoch und zog die Ärmel etwas nach vorne, damit meine Hände wenigstens das letzte bisschen Restwärme in sich behielten. Meine Zähne klapperten vor Kälte und ich ging, ohne nach links oder nach rechts zu schauen, so schnell wie möglich den Kiesweg entlang. Es war unangenehm, nachts durch den dunklen Park zu gehen, weshalb ich mich voll auf die Musik konzentrierte, die aus meinen Kopfhörern dröhnte, als ein plötzliches Knacken in den Büschen zu meiner Linken mich zusammenfahren ließ.

 „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Ein Schatten löste sich von der Laterne neben den Büschen, die den dunklen Weg von mir etwas erhellte. Ein zwielichtig aussehender Junge trat etwas näher auf mich zu. Bei jedem seiner Schritte schienen die Ketten an seiner schwarzen Hose zu klimpern und sein Lippenpiercing blitzte auf, als er mich anlächelte.

Ich spürte, wie mir das Adrenalin in meine Adern schoss und meinen Körper bis in den letzten Winkel verteidigungsbereit machte, als der Fremde den Kopf schräg legte und mir direkt in die Augen sah. Die Zigarette, die zwischen seinen Fingern klemmte, glimmte auf, als er einen Zug nahm. Ich nahm meine Kopfhörer ab und legte sie um meinen Hals.

„Kein Problem“, murmelte ich und wollte weitergehen, wurde jedoch zurückgehalten.

„Kannst du mir einen Gefallen tun?“ Ich hielt inne. Der Blick, den er mir aus seinen blauen Augen zuwarf, nagelte mich fest, als ich den Jungen ansah.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. „Warum sollte ich dir einen Gefallen tun, obwohl ich dich gar nicht kenne?“

Er schmunzelte, nahm einen erneuten Zug und kniff dann die Augen zusammen. Der Gestank des Rauches drang in meine Nase, als der Junge ihn durch leicht geöffnete Lippen ausatmete und sich dann seine Mundwinkel hoben.

„Du hast einen Bruder, stimmt’s?“

Mein Herzschlag beschleunigte sich. Woher wusste er das?

„Ja.“

„Mike Taylor?“

Mir wurde etwas schlecht, als ich bejahte. Mein Magen überschlug sich und mein Herz klopfte wie wild, als ich meinen ganzen Mut zusammenkratzte. „Wer bist du? Und woher kennst du ihn?“

Der Junge winkte ab. „Lange Geschichte. Mein Name ist Louis. Und du bist...?“

Meine Antwort war nur ein leises Flüstern. „Sky.“

Louis lächelte, schnippte seine Zigarette zu Boden und drückte sie aus.

„Schöner Name.“

Mein Herz klopfte mittlerweile so fest, dass es drohte, mir aus der Brust zu springen. „M-hm.“

„Bist du nervös?“ Ein düsteres Lächeln huschte über sein Gesicht und ich merkte, wie ich auf meiner Unterlippe herumkaute, etwas, das ich immer tat, wenn ich mich in einer Situation unwohl fühlte. Schnell hörte ich damit auf.

„Nein“, sagte ich so ruhig wie möglich und sah in seine mit Eyeliner umrahmten Augen.

Louis kam etwas näher und sah auf mich herunter, ich spürte meinen Puls immer schneller pochen. Ich konnte Louis riechen. Seine dunkle Lederjacke roch nach Rauch und Aftershave, und seine Arme waren über und über mit Tattoos bedeckt; es waren so viele, dass ich mit einem flüchtigen Blick nicht erkennen konnte, was sie darstellten.

„Schön... könntest du mir jetzt einen Gefallen tun?“ Seine Stimme war nicht so tief wie man es vielleicht von seinem Aussehen her erwartet hätte, doch der heisere Unterton verschaffte mir einen gewissen Respekt vor ihm.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt