Chapter 19

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„Dein Hintern sieht toll aus in der Jeans.“

Ich öffnete den Mund, wusste aber nicht, was darauf zu erwidern, und schloss ihn wieder. Röte schoss mir ins Gesicht und ich zog meine Jacke etwas enger zu.

„Wohin gehen wir?“, fragte ich stattdessen und starrte geradeaus.

„Warum so neugierig?“ Louis lachte heiser.

„Man wird ja wohl fragen dürfen.“

Louis antwortete nicht, sondern presste die Lippen zusammen.

„Komm“, sagte er und griff nach meiner Hand, um mich mit sich mitzuziehen. Eine Gänsehaut kroch meinen Arm hoch, als seine raue Handfläche meine berührte.

Nach etwa zehn Minuten standen wir vor einem heruntergekommenen Lokal. Laute Musik wummerte uns entgegen als wir die Tür aufstiessen. Der Laden war voll, Rauch lag in der Luft und es war sehr, sehr laut.

Louis sah meinen verwirrten Gesichtsausdruck und grinste. „Was?“

„Naja... ich hab... etwas anderes erwartet um ehrlich zu sein“, gab ich zu und liess meinen Blick über die vollen Tische schweifen.

„Ich bin anders.“ Er zwinkerte mir zu und bahnte sich dann seinen Weg durch das Lokal.

Ich blieb stehen und beobachtete, wie er auf den Barkeeper einredete, der sogleich auf einen leeren Vierertisch deutete.

Louis grinste, kam wieder zu mir und führte mich zu dem eben genannten Tisch.

Der Stuhl knarrte, als ich ihn hervorzog, und ich setzte mich vorsichtig. Louis platzierte sich mir gegenüber, mit der Tür im Rücken.

Es dauerte nicht lange, bis ein Kellner in einem abgewetzten Hemd an unserem Tisch erschien und einen Notizblock zückte.

„Was kann ich euch zu trinken bringen?“

Ich sah Louis an, und er blickte ruhig zurück.

„2 Bier“, sagte er mit weicher Stimme und lachte leise.

Ich runzelte die Stirn während der Kellner die Bestellung aufschrieb, uns die Menukarten hinlegte und von dannen zog.

Ein Bier? Zum Abendessen? Ja, er war anders.

„Ich mag eigentlich keinen Alkohol“, sagte ich.

„Ich aber. Und du scheinst mir heute etwas verspannt zu sein, der Alkohol wird dich etwas lockerer machen.“

Ich presste die Lippen zusammen und starrte ihn grimmig an.

Louis blickte herausfordernd zurück, stützte mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und faltete die Hände unter dem Kinn.

Nach etwa einer Minute gab ich auf.

„Kommst du öfters hierher?“, fragte ich.

Louis lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

„Hin und wieder.“

Ich nickte und blickte auf die Tischplatte. Sie war abgenutzt, Striemen zogen sich über die Oberfläche und hier und da waren Namen, Buchstaben, Zahlen oder Herzen eingeritzt. Sorgfältig fuhr ich mit dem Zeigefinger über die Tischoberfläche und sog zischend Luft ein, als sich ein Holzsplitter unter meine Haut bohrte.

Ich fluchte leise und zog den Splitter vorsichtig wieder heraus und schmiss ihn weg.

Louis beobachtete mich amüsiert und sein Blick liess mein Herz schneller schlagen. Seine blaugrünen Augen funkelten und scannten mich von oben bis unten. Unser Blickkontakt wurde jäh unterbrochen, als der Kellner das Bier mit einem Knall vor uns abstellte und uns ansah.

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