67

2.1K 145 12
                                    

Cole POV

Es waren zwei sehr junge Polizisten und ich war mir nicht sicher, ob dies eine gute Konstellation ist.

Mit den Menschen hier musste man vorsichtig sein und durfte nichts überstürzen. Jungen Polizisten fehlte oft die nötige Ruhe um zu deeskalieren und es passiere gerne das genaue Gegenteil.

Etwas abseits der Gruppe, tauchte plötzlich ein weiterer Mann auf, der, was ich selbst von dieser Entfernung sehnen konnte, eine Waffe im Hosenbund trug. Zielgerichtet ging er auf die Schaulustigen, beziehungsweise die Polizisten zu.

"Der sieht nicht gerade friedlich aus", sagte Alex, der ebenfalls den Mann im Blick hatte. Die Polizisten waren total überfordert und ihnen fehlte die nötige Umsicht, um zu bemerken, dass sich ihnen ein Mann mit einer Waffe in der Hose nähert.

"Die Polizisten sollten alleine überhaupt nicht dort sein", kam von Mike kopfschüttelnd, während Alex seine Pistole in die Hand nahm und es leise klickte, als er sie entsicherte.

Nun schien auch Mila zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Ihr Blick fiel auf Alex Hand, in der er seine Dienstwaffe trug, was sie sofort sehr verunsicherte und meine kleine Schwester begann, nervös an ihren Fingern herum zu spielen.

Nachdem die Polizisten den Mann nach ein paar weiteren Sekunden noch immer nicht bemerkt hatten, lief Alex in die Richtung des Mannes, um ihn abzupassen. Mila sah ihm hinterher, während sie unruhig wurde.

"Es ist alles gut, mein Schatz", beruhigte ich sie, während ich sie zu mir herzog und ihren Kopf sanft gegen meine Brust drückte, damit sie nicht mehr zu Alex und dem Mann schauen konnte.

Alex passte seine Zielperson nur wenige Meter von den Polizisten entfernt ab, welche eine sehr aggressive Körpersprache zeigte. Bevor er etwas machen konnte, nahm Alex ihm die Waffe ab.

Nun schienen auch den Polizisten der Mann aufzufallen, denn sie wendeten sich den Schaulustigen ab und liefen auf Alex und den Mann zu. Einer der beiden schien ihn zu kennen und sie begannen sich sofort zu unterhalten, allerdings nicht gerade auf die nette Art.

Während Alex inzwischen seine Waffe wieder weggesteckt hatte, umklammerten die Polizisten noch immer mit beiden Händen ihre Waffen, während sie immerhin auf den Boden zeigten. Den Polizisten war ihre Unsicherheit anzusehen.

Auch harmlose Situationen konnten so schnell eskalieren. Noch während ich das dachte, wollten sie gerade seine Waffen auf den Mann richten, wurden jedoch von Alex daran gehindert.

Gleichzeitig wurde der Mann immer aggressiver und wollte auf einen der Polizisten losgehen, was Alex geschickt verhinderte, denn Mann bei den Armen packte und ihm Handschellen anlegte. Das alles hätte bestimmt vermieden werden können, hätten die Polizisten deeskalierend gehandelt.

Sie haben sich provozieren lassen und dadurch den Mann provoziert, bis Alex ihn nun festnehmen musste, nachdem er auf den Polizisten losgehen wollte. In dieser Situation blieb ihm nichts anderes übrig.

Sanft strich ich Mila über den Rücken, die noch immer unruhig war. Sie konnte die Situation nicht einschätzen und nachdem was Alex passiert ist, war sie einfach sehr unsicher.

Während Alex den Mann an weitere Polizisten übergab, die hinzugekommen waren, strich ich meiner kleinen Schwester weiter über den Rücken und versuchte so, sie etwas zu beruhigen und ihr Sicherheit zu geben.

Sie sagte nichts, aber es ihr anzumerken, dass sie sich nicht wohlfühlte.

"Manchmal wären keine Polizisten hilfreicher als solche Polizisten", wand sich Mike leicht kopfschüttelnd wieder dem Geschehen hab.

Ich konnte ihn verstehen. Es gab zu viele junge und unerfahrene Polizisten. Anstatt diese mit einem erfahrenen Polizisten ist ein Team zu stecken, wurden sie immer wieder zusammen geschmissen, sodass die Ergebnisse des Öfteren unter der Unerfahrenheit litten.

Nachdem Alex sich noch kurz mit den Polizisten und einem weiteren Officer unterhalten hat, kam er wieder zu uns zurück.

"Was war los?", hakte ich nach, was Alex mit einem unverständlichen Kopfschütteln beantwortete, "sie dachten, dass jemand von den Schaulustigen ein Gangmitglied ist und wollten sich mit den Waffen schützen, obwohl nichts passiert ist.

Der Mann, der auf die zwei zu gelaufen ist, kannte einen der beiden, er hat wohl letzte Woche seinen Sohn verhaftet. Die zwei Polizisten haben nicht gerade gut reagiert und die Situation nur schlimmer gemacht, bis sie unverständlicherweise ihre Waffen zückten, was wiederum den Mann wütend machte. Es war einfach alles unnötig und vermeidbar".

Alex war anzuhören, dass er von all dem nichts hielt.

"Die zwei sollten keine Waffen tragen, wenn sie diesem Beruf nicht gewachsen sind", sprach ich meine Gedanken laut aus. So leicht wie die Polizisten aus der Ruhe zu bringen waren, war es nicht sehr verantwortungsbewusst ihnen Waffen zu überlassen.

"Wie sind denn ihre Namen und Dienstnummern? Kannst du mir diese schicken?", fragte ich an Alex gerichtet, was dieser mit einem Nicken beantwortete, während er sein Handy zückte. Die zwei sollten nicht nur keine Waffen tragen, sie dürfen keine Waffen tragen. Wenn sie morgen einen unschuldigen erschießen, weil sie eine Situation falsch einschätzen, hätten wir das heute verhindern können.

Ich werde die Namen an meine Sekretärin weiterleiten, damit diese sich a den Vorgesetzten der zwei wenden konnte. Sie sollten lieber nochmal die Police Academy besuchen, bevor sie auf die Menschen losgelassen werden.

"Wollen wir gehen?", fragte Alex nun an Mila gerichtet, die sich noch immer leicht an mich klammerte.

Langsam löste sie sich von mir, "ja". Sie sah sich etwas unsicher um, aber die Situation hatte sich bereits aufgelöst.

"Bis später Prinzessin", verabschiedete ich sie, bevor sie zusammen mit Alex zu seinem Auto lief und ich noch ein paar letzte Dinge mit Mike klärte und anschließend in mein Büro fuhr...

Mila POV

Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Die Gegend hier war total heruntergekommen und geprägt von Gewalt. Selbst Casey und die anderen aus meiner Zeit in Compton haben die Gegend hier gemieden.

Als wir losgefahren sind, standen noch total viele Schaulustige und Presse hinter dem Absperrband. Ich habe Alex gefragt, was dort eigentlich passiert ist, aber er konnte mir nichts zu dem Einsatz sagen.

Dafür hat er mir erzählt, dass ein schwarzer, unbeteiligter Junge ausversehen erschossen wurde. Das war krass. Alex wurde angeschossen, ein Junge wurde getötet. Das war alles so surreal.

Ich lebte inzwischen wieder in meiner kleinen heilen Welt, in der so etwas wie damals in Compton oder mit Lindsay nicht passierte, aber plötzlich wurde ich aus meiner Welt herausgerissen und in die reale Welt geworfen.

"Alles okay, Prinzessin?", holte Alex Stimme mich wieder aus meinen Gedanken. Etwas erschrocken sah ich zu ihm, bevor ich nickte.

"Denk nicht so viel über all das nach. Das tangiert dich und dein Leben nicht und das ist auch gut so", sagte mein großer Bruder.

Das war leichter gesagt als getan. Ich war ja eh so gut darin, meine Gedanken auszuschalten.

"Wie kommst du mit all dem klar? Ihr seht sowas doch bestimmt ständig?", fragte ich vorsichtig nach. "Na ja, ständig auch nicht, aber bei uns gehört es zum Berufsalltag, dass Menschen auf uns schießen und wir auf sie. Dabei kommt es immer wieder zu Todesfällen. Das ist traurig, aber gehört hart gesagt dazu. Wir beurteilen das so gut es geht ohne Emotionen und nur nach Faktenlage. Das alles darf uns nicht mehr tangieren als nötig und wenn du das hinbekommst, kannst du auch gut mit all dem, was wir sehen klarkommen", erklärte mir mein Bruder.

Auf der einen Seite bewunderte ich, dass er das so gut konnte, aber auf der anderen würde ich trotzdem nicht mit ihm tauschen wollen.

Nachdenklich sah ich wieder aus dem Fenster, bis wir zu Hause ankamen. Ich aß noch mit Alex zu Abend und unterhielt mich mit ihm über das alles, bevor ich mich müde in mein Bett verkroch.

Das alles war immer noch echt krass, aber ich versuchte es wie Alex etwas neutraler zu sehen. Es bringt keinem etwas, wenn ich das alles wieder zerdenke und macht mich selber nur fertig...

Big Brothers 7Where stories live. Discover now