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Mike POV

Zusammen mit dem SWAT Commander saß ich in einem ausgebauten Truck, der abseits des Geschehens stand. Auf mehreren Bildschirmen konnten wir die Bodycams der Agents und SWATs mitverfolgen, während wir auf anderen Bildschirmen Umrisse der Gegend und Informationen über die zwei betroffenen Gangs und ihre Mitglieder hatten.

Der Einsatz verlief zunächst sehr gut und wir konnten direkt 6 Verdächtige verhaften, jedoch schossen sich 4 weitere Verdächtige ihren Weg nach draußen frei, wobei ein SWAT verletzt wurde. Zwei meiner Teams machten sich auf die Verfolgung, wobei diese nicht ganz wie gewünscht ausging.

Ich sah über Alex Bodycam, wie er den 1. Verdächtigen erschoss und dem 2. Verdächtigen, einem jugendlichen, Beistand, während er im Sterben lag. Wir versuchten immer den Menschen zu helfen, aber auch sowas gehörte leider zu unserem Beruf dazu.

Alex und Jayden machten sich auf den Weg zu dem 3. Team, dass gerade den anderen 2 Verdächtigen in eine verlasse Fabrikhalle gefolgt ist, während das 1. Team, unweit von dem Haus in dem der Deal stattfand, die Gangbosse von der kleineren Gang ausfindig machen konnte und sie verhaftete.

Ich koordinierte und überwachte alles, als es zu einem Zwischenfall bei Alex Team in der Fabrikhalle kam. Für einen kurzen Moment sah ich etwas angespannt auf die Bildschirme, war jedoch schnell erleichtert, als ich sah, dass keiner der Agents und vor allem Alex nicht schwerer verletzt wurde.

Natürlich trug ich für alle meine Mitarbeiter die Verantwortung, aber das Verhältnis mit Alex war deutlich persönlicher. Er war mein Bruder und auch wenn ich ihn gleich wie alle anderen behandelte, war ich in solchen Situationen mehr um ihn besorgt, als es bei den anderen Agents der Fall war. Das war allerdings eine normale Reaktion und solange mich das nicht beeinflusste, was es nicht tat, stellte dies auch kein Problem dar.

Ich sah durch die Bodycam der SWATs, dass sie Blickkontakt zu dem 4. Verdächtigen hatten und diesen ohne Schusswaffengebrauch überwältigen konnten. Die Agents und SWATs hatten sehr gute Arbeit geleistet. Wir hatten alle Verdächtigen ausgeschaltet.

Es gab eine Gang und mehrere Waffen weniger in Los Angeles und wir hatten ein paar Verdächtige einer größeren Gang, die uns mögliche Informationen über den Rest der Gang liefern konnten, verhaftet.

Ich ließ meinen Blick über die anderen Bodycams streifen, als ich sah, dass bei Alex, Jayden und Stephen etwas nicht stimmte. Etwa zeitgleich dazu kam die Info, dass es bei Ihnen einen toten Zivilisten gab. Das war immer eine blöde Situation und ein sehr sensibles Thema, vor allem wenn es sich um einen schwarzen Jugendlichen handelt, wie es auf den Kameraaufnahmen aussieht.

Ich machte mich sofort auf den Weg in die Lagerhalle. Nach den Aussagen von Jayden und Alex hatte Stephen gerechtfertigt geschossen, trotzdem musste ich ihn freistellen, bis alles auch offiziell geklärt war.

Es gab bei uns eine extra Untersuchungskommission, die sich nur mit solchen internen Vorfällen auseinandersetzt. Dabei geht es darum festzustellen, ob die Handlung gerechtfertigt oder mutwillig war. Es gibt leider immer wieder, auch wenn das bei uns sehr selten war, Vorfälle, bei denen Menschen zu Unrecht erschossen werden. In solchen Fällen muss der Agent dann natürlich die Verantwortung dafür tragen.

Die Untersuchungskommission wird das alles neutral und von außen untersuchen, aber ich bin davon überzeugt, dass es nur eine Formalität ist und Stephen in 2-3 Tagen wieder arbeiten darf.

Nach so einem Vorfall muss er sich allerdings auch einem psychologischen Gutachten unterziehen, welches ebenfalls positiv ausfallen muss und ohne welches er nicht wieder in den Dienst zurückkehren darf. Es war das eine Menschen zu erschießen, wenn sie selber eine Waffe hatten und dich oder andere erschießen oder verletzen würden, aber es war psychisch gesehen etwas anderes, wenn Unschuldige getötet wurden, vor allem wenn es Kinder und Jugendliche betrifft und sowas muss erst einmal verarbeitet werden.

Während Alex und Jayden einen normalen Eindruck auf mich machten, war Stephen doch etwas durch den Wind und er verabschiedete sich freiwillig nach draußen. Ich unterhielt mich noch kurz mit Alex und Jayden, bevor ich zusammen mit meinem Bruder ebenfalls nach draußen lief.

Auch wenn er auf mich wie immer wirkte, hakte ich trotzdem nach, ob alles in Ordnung ist. Das war zum einen berufliches Interesse, aber zum anderen natürlich auch privates. Aber Alex versicherte mir, dass es ihm gut ging. Er hat sehr viel beim FBI, aber auch bei den Marines gelernt und kam mit solchen Situationen besser klar, als die meisten aus dem Team.

Es war oft schwer, das alles neutral und ohne zu viele Emotionen zu beurteilen, aber Alex konnte das alles gut abgrenzen. Nichtsdestotrotz schickte ich ihn zur Einzeleinsatznachbesprechung mit einem speziell dafür ausgebildeten Psychologen. Ich ließ meine Agents lieber einmal zu viel als einmal zu wenig dort auflaufen, auch wenn sie selber oft der Meinung waren, dass sie es nicht brauchten.

Ich trug die Verantwortung für alle meine Mitarbeiter und bei der Anzahl, die mit unterstellt waren, war es mir unmöglich über die psychologische Verfassung der einzelnen Agents auf dem Laufenden zu sein. Es gab diesbezüglich so gut wie nie Zwischenfälle, aber falls das Einsatzgeschehen einen doch mehr belastete als angenommen, wird das bei solchen Gesprächen auffallen.

Während Alex sich auf den Weg ins Krankenhaus machte, forderte ich die Untersuchungskommission an, bevor ich Cole anrief und ihm von dem Zwischenfall erzählte. Ein unschuldig getöteter schwarzer Junge konnte ganz schnell auch zu einem PR-Skandal werden und Cole musste als FBI Direktor natürlich darüber informiert werden.

Wie erwartet wird er vorbeikommen, um sich selbst ein Bild zu machen. Es war einfacher, das alles einzuschätzen wenn er es selbst vor Ort gesehen hat.

Auch wenn Stephen alles richtig gemacht hatte und schießen musste, zählte das oft für die Gesellschaft nicht. Für sie sind schwarze Menschen, die von einer Strafvollzugsbehörde erschossen wurden, meist sofort ein Fall von Polizeigewalt, auch wenn das hier nicht der Fall war.

Zum einen gab es bedauerlicherweise viele solcher Fälle, aber zum anderen fehlten den Menschen oft auch die nötigen Informationen, die sie brauchten, um das alles richtig beurteilen zu können. Natürlich werden wir keine internen sensiblen Daten nach außen geben, auch wenn sich die Öffentlichkeit dann ein falsches Bild einprägen wird.

Durch den Vorfall hier hatten wir aktuell viel Aufmerksamkeit bekommen und die Schaulustigen begannen sich zu versammeln. Hier geht aufgrund der Kriminalität eigentlich niemand vor die Türe, wenn er es nicht unbedingt musste, aber mit dem Aufgebot an FBI, SWAT und inzwischen auch der Polizei veränderte sich das.

Die Gangs zogen sich zurück, da sie nicht auffallen wollten und alle anderen trauten sich aus ihren Häusern. Dieser sonst gefährliche Ort wird sich für ein paar Stunden zu einem anderen Ort verwandeln.

Ich ließ die Polizei alles großflächig absperren, um zum einen die Schaulustigen, aber zum anderen auch die Presse, die bestimmt hier bald aufschlagen wird, fernzuhalten. Der Einsatz war gelaufen, aber die Arbeit ging jetzt für uns erst richtig los...

Big Brothers 7Where stories live. Discover now