7. Ghul

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Ich versuchte die ständig hochkommende Wut zu unterdrücken und vergrub meine Fußspitzen tief in die pudrige Erde. Die Bank unter mir, fühlte sich kühl und feucht an. Das Tattoo zog und stach wie verrückt und ich hatte das Gefühl, als würde es jeden Moment zerspringen. Meine zittrigen Hände waren geballt und mein Atem ging rasselnd und so schnell, dass mir schwindelig wurde.

„Arya, du musst dich beruhigen."
Blake stand vor mir.

Ich konnte von Glück reden, dass der Spielplatz um diese Zeit vollkommen leer war, da alle Kinder entweder Schule oder Kindergarten hatten. Ich würde einen albernen Anblick darbieten.

Ich drückte meine Fäuste gegen meine Knie, um den Drang, gegen etwas zu schlagen, zu mildern und bohrte meine Nägel in meine Handinnenfläche. Es tat weh, doch es hielt mich davon ab den Faden zu verlieren. Meine Knöchel traten weiß zum Vorschein. Der Schmerz war wie ein Anker.

Ich hatte dieses Wut-Problem schon seit einigen Jahren. Nach einem gewissen Punkt hatte ich einfach keine Kontrolle mehr. Und nachdem ich die Kontrolle verlor, kam der Blackout.

Blake hatte mir noch nie erzählt, was während einem meiner Blackouts geschah, doch wenn ich wieder zu mir kam, lag ich meistens in meinem Bett. Das Lästige war, ich war sehr temperamentvoll, weshalb ich manchmal selbst wegen den harmlosesten Situationen gegen Anfälle kämpfen musste. Doch dieses Mal, war etwas anders. Das hier ging zu schnell. Normalerweise hätte ich nicht so heftig reagiert, aber alles was mit diesem verfluchten Joel zutun hatte, machte mich zehnmal wütender.

Ich glaubte, das von eben war einfach der Auslöser von allem, was sich in mir im Laufe der Woche angestaut hatte.

Zorn war ein seltsames Gefühl. Es verströmte eine enorme Kraft, von der man nie gewagt hätte, auch nur daran zu denken, sie zu besitzen. Und das war es wie ich mich in Moment fühlte. Wie ein unbändiges Kraftbündel.

„Arya", behutsam sprach er meinen Namen aus, „Atmen."

„Es", ich keuchte, „geht nicht." Das letzte Wort war mehr ein Zischen durch die Zähne.

„Hol tief Luft", wiederholte er, diesmal fordernder.

Ich tat mehr oder weniger was er sagte, doch es zeigte keine Wirkung.

„Nochmal."

Mit einem Mal störte mich seine ganze Anwesenheit. Ein plötzlicher Wille, dass er verschwinden sollte, schob sich in mein Bewusstsein. Ich wollte einfach nicht, dass er hier war. Ich wollte allein sein. Ich wusste nicht einmal warum. Es kam einfach so aus dem Nichts und bedrängte mich. Sonst wollte ich Blake während meiner Blackouts immer bei mir haben. Seine ganze Aura schien mich zu erdrücken.

„Geh weg", zwängte ich hervor und verstand nicht, wie mir die Wörter über die Lippen kamen. Sie sprudelten einfach aus mir, ohne dass ich es stoppen konnte. Sein Blick blieb unverändert, obwohl selbst mich dieser Satz zutiefst überrascht hatte. Doch diese entsetzte Stimme in mir, die nicht wusste woher dieser Wille kam, wurde von einer schweren Schicht Aggression und Adrenalin gedämpft. Ich spürte regelrecht, wie ich mir selber langsam entglitt und kam mir vor wie Jemand, der das ganze Geschehen von der Ferne betrachtete.

Und dann verlor etwas in mir den Halt und ich fühlte mich federleicht, als würde ich schweben.

Das Stechen im Nacken hörte abrupt auf.

Als würde meine Seele meinen Körper verlassen.

***

Ich riss meine Augen auf und schnappte nach Luft. Meine Lungen zogen sich krampfhaft zusammen.

Wo zum Teufel bin ich?!

Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt