2. Belphegor

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„Wie lange hab' ich noch?", fragte ich Blake gähnend und setzte mich dabei auf den Stuhl. Die morgendliche Sonne schien durch das Fenster auf mein Gesicht blendete mich etwas, was mich jedoch nicht sonderlich störte.

„15 Minuten."

„Hm", machte ich und aß seelenruhig meine Cornflakes.

Der Weg zur Schule dauerte 20 Minuten, doch ich lebte nach dem Motto Zu spät ist zu spät, da machten die ein oder anderen 5 Minuten keinen Unterschied.

Ich nahm den letzten Löffel und schnappte mir meine Tasche aus der Ecke. Die Tür schlug ich absichtlich laut hinter mir zu, um meinen Vater, der momentan wahrscheinlich vollkommen verkatert in seinem abgedunkelten Schlafzimmer lag, aufzuregen.

Jahrelang hatte ich keinen Sitzpartner, weil ich wollte, dass Blake neben mir saß. Meine Lehrerin in der Grundschule, hatte sich oft darüber beschwert, dass ich mich schwer tue, soziale Kontakte zu knüpfen und mich selber von den anderen ausschliesse. Natürlich interessierte dieses Geschwafel meinen Vater keinen Millimeter. Er kratzte sich weiter vor der Glotze den Hintern und trank seinen billigen Whiskey.

In fast allen Kursen war ich alleine (mit Blake), ausser in Erdkunde. Mike, ein ziemlich beliebter Junge aus der Stufe, saß neben mir. Er hatte zu viel mit seiner alten Sitznachbarin geflirtet, bis ihn Mr. Bennet, zu mir setzte.

„Mr. Nelson, das ist jetzt ihre dritte Ermahnung. Gesellen Sie sich bitte zu Ms. Parker."

Ich hatte zwar protestiert, aber es hatte nichts genützt. Mike hatte zu mir herabgeschaut, mich gemustert und gesagt: „Was soll's, die ist auch gut."

Am nächste Morgen wachte er mit 2 mysteriösen Schnittwunden im Gesicht auf.

In der ersten Stunde hatte ich Geschichte. Blake strich neben mir immer wieder mit den Fingern über die Klinge seines Messers und hörte aufmerksam zu. Er fand die „junge, menschliche Vergangenheit"- wie er zu sagen pflegte- sehr interessant. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.

Wie kann etwas, was hunderte von Jahren hinter uns liegt, spannend sein, dachte ich und legte den Kopf auf den Tisch. Sofort zupfte die Benommenheit an meinem Bewusstsein und ich gab mich ihr nur zu gern hin.

***

MS. PARKER!"

Verwirrt schreckte ich auf und blickte blinzelnd in das rot angelaufene Gesicht von Mrs. Clarice.

„Wenn Sie schlafen wollen, dann können Sie das auch draußen tun!" Sie fuchtelte mit den Armen Richtung Tür.

Ich hörte Tess und eine ihrer Gefolginnen kichern.

Tess. Ich hatte vollkommen vergessen, dass sie auch noch im Kurs war. Sie führte eine On/Off-Beziehung mit Mike, gehörte- genau wie er- zu der oberen, beliebten Schicht der Schule, der Elite wie sie sich nannten, war arrogant und nutzte jede Gelegenheit ihre Mitschüler, die ihrer nicht würdig waren, auf irgendeine Art und Weise zu schickanieren.
Kurz gesagt, sie erfüllte alle Bedingungen, um von mir gehasst zu werden, was aber nicht allzu schwer war.

Ich seufzte, zog mich schwer auf die Beine und warf Blake noch einen Blick zu, der besagte, dass er ruhig hierbleiben konnte. Ich wusste, wie gern er Mrs. Clarice weiter zuhören wollte, auch wenn man es ihm nicht ansah. Seine Lippen umspielte ein leichtes Lächeln und mir wurde warm ums Herz. Das tat er nicht oft.

Der Flur war viel kälter als der Klassenraum und kaum war ich vor der Tür, verließ mich die wohlige Wärme, die mich vorhin noch umgab. Ich rieb mir über die Arme und schlenderte dabei durch die ausgestorbenen Gänge. Zu meiner linken und rechten erstreckten sich Reihen von Spinden, die alle ziemlich heruntergekommen aussahen. Sie waren beschmiert und hier und da stand immer wieder „B+C=4eva" oder „Jennifer is a bitch".

Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt