4. Danglathas

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Ein Rascheln. Knarren. Schritte.

Ich öffnete verschlafen meine Augen.

„Blake?"

Es blieb kurz still und augenblicklich überkam mich Angst, dass mein Vater und seine Freunde noch nicht genug Spaß diesen Abend hatten.

„Arya."

Die Verkrampfung verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war. Bei seiner Stimme fühlte ich mich sicher und alle Befürchtungen waren wie weggeblasen. Müde blinzelnd blickte ich zu ihm hinauf. Seine Augen leuchteten zu mir runter.

„Wo warst du?", fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.

Schweigen.

Ich wusste nie, wo er sich herumtrieb, während er weg war. Er erwiderte bloß wortlos meinen Blick. Dann beugte er sich zu mir runter und zog die heruntergerutschte Decke über meine Schulter.

„Ich bin froh, dass du wieder da bist", nuschelte ich in meinen Arm.

Meine Augen fielen langsam erneut zu und mein Bewusstsein wurde zurück in den Schlaf gezogen, bevor ich ein weit entferntes „Ich auch" vernahm.

***

Genervt sah ich in den Spiegel und blies mir eine Sträne, die mir ins Auge fiel, weg. Ich hatte dunkle Augenringe und war von einer unerklärlichen Missmut geplagt. Ich wusste nicht mal warum oder worauf.

Besser kann der Tag nicht beginnen, dachte ich schnaubend.

Nachdem ich mir kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, lief ich in die Küche und frühstückte Cornflakes.

Blake saß vor mir und las ein Buch über die Enzyklopädie des Menschen, während er geistesabwesend einen Bonbon in seinen Mund schob. Er liebte Süßigkeiten jeglicher Art, doch sonst aß er nichts. Ich hatte zumindest noch nie gesehen, dass er je etwas zu sich genommen hatte, was keinen Zucker beinhaltete.

„Warum liest du den Scheiss eigentlich?", platzte es plötzlich aus mir heraus, bezüglich auf das Ding in seiner Hand und bereute es sofort. Der Unterton war etwas zu bissig geraten, obwohl ich es nicht beabsichtigt hatte. Ich durfte meine miese Laune nicht an ihm auslassen. Ich fand es ja nicht einmal schlimm, dass er sich dafür interessierte. Blake warf mir nur kurz einen Blick zu, bevor er das Buch zuklappte, aufstand und zur Tür ging. Man hätte die Reaktion als beleidigt abstempeln können, wenn ich es nicht besser wüsste. Er war nicht so leicht verletzbar.

Auf dem Weg überlegte ich, wie ich mich am besten entschuldigen könnte- ich war echt schlecht in sowas- als er abrupt den Kopf hob. Ich bemerkte sofort den Blick und wurde nervös.

„Was ist?"

„Irgendwas stimmt nicht", er sah aufmerksam durch die Gegend.

„Was denn?"

Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Wenn sich Blakes Augenfarbe tagsüber veränderte, dann war die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

„Etwas ist anders", antwortete er nur schließlich und es schien ihn zu stören nicht zu wissen was es war.

***

Ich ließ mich auf meinen Stuhl plumpsen und packte meine Sachen aus. Bis jetzt kam mir alles normal vor. Jeder war wie immer. Die anderen gingen an mir vorbei und beachteten mich nicht weiter. Sie waren meine distanzierte und impulsive Art gewohnt und trauten sich deswegen auch nicht, mit mir zu sprechen. Ich war mehr als zufrieden mit dieser Situation.

Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt