6. Fenris

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„Sie haben was?!", ich beugte mich entgeistert vor.

Er schloss die Augen und fuhr unbeirrt fort: „Zwei Mal die Woche, nach der Schule, Chemie und Mathematik, weil auch von Mrs. Anderson Beschwerden gekommen sind."

„Das können Sie doch nicht machen!"

Zusätzliche Schule? Ich hielt den normalen Alltag an Joels Seite kaum aus und jetzt sollte ich ihn auch noch am späten Nachmittag ertragen müssen?
Er blieb überraschend ruhig und Mr. Harris' Gesicht wurde rot.

„Arya, Sie haben das nötig, unzwar dringend!"

„Hab ich nicht! Ich komme auch alleine klar. Ich kann genauso gut zuhause lernen!"

„Ich werde bei dir sein", sagte Blake, der die ganze Zeit hinter uns gestanden war und still das Geschehen beobachtet hatte. Ich seufzte und wollte ihm etwas widersprechen, was aber schlecht ging.

„Tut mir Leid, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Verbesserung ihrerseits auftreten wird, ohne jegliche Hilfe."

Joel unterdrückte hörbar ein Lachen und ich warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Ich mach da nicht mit!", ich warf meine Arme entrüstet in die Luft.

Mr. Harris sah verständnislos zwischen uns beiden hin und her, doch Joel lächelte ihn nur freundlich an und fragte: „An welchen Tagen wird es stattfinden?"

Der Chemielehrer, der sichtlich erfreut über seine vorbildliche Interesse an seiner Weiterbildung war, sagte, jetzt mit aufgehellter Miene: „Montags und mittwochs, bis zur 11. Stunde."

Mir entfuhr ein ungläubiges Schnauben. Joel nickte und rauschte mit einem „Schönen Tag noch" an mir vorbei. Im nächsten Augenblick hörte ich, wie er die Tür hinter sich schloss und spürte wie mir Feuer ins Blut gepumpt wurde. Ich konnte förmlich die Schleimspur, die er hinterlassen hatte und zur Tür führte, sehen.

„Sie sollten jetzt auch gehen", sagte Mr. Harris, der sich wieder seinen Unterlagen widmete und scheinbar nicht vorhatte, eine weitere Diskussion mit mir einzugehen.

"Aber-"

„RAUS!"

Trotzig schlenderte ich zur Tür und schloss sie kräftig hinter mir. Blake konnte gerade noch so hindurchschlüpfen.

Ich wollte wütend davonmarschieren, als ich Joel bemerkte der gegen die Wand lehnte und mich amüsiert beobachtete. Ich unterdrückte den ersten Impuls ihn anzumotzen, was sein Problem sei, aber beschloss dann, ihn einfach zu ignorieren und stapfte in die entgegengesetzte Richtung.

„Hey, warte!", rief er.

Ich ging weiter, ohne ihn zu beachten. Er holte mich ein und lief neben mir her. Ich stöhnte genervt auf und wurde schneller. Er auch. Die endlosen Reihen voller Spinde wollten nicht aufhören. Der Flur war erfüllt von unseren hastigen Schritten und meinem schwerfälligem Atem. Dann kamen wir am Sekretariat an. Das Plakat von Tess' Gesicht wurde von Mrs. Reed entfernt, wie ich letzte Woche schon am nächsten Tag enttäuscht feststellen musste. Auch Blake blieb der Anblick ungewährt.

„Bleib mal stehen."

Ich bog um die Ecke und letztendlich erschien vor uns der Ausgang. Alle waren bereits draußen, obwohl die Sonne sich heute hinter den dicken grauen Wolken verbarg, doch regnen tat es nicht. Der Eingangsflur wirkte etwas düster und weit und breit war niemand zu sehen. Selbst durch die Glastüren konnte ich keinen ausmachen. Alles wirkte wie ausgestorben.

Gruselig, dachte ich und schüttelte den Kopf.

„Arya."

Ich ging schnurstracks auf den Eingang zu. Wenn das so weiterging mit ihm, würde ich für nichts garantieren. Im schlimmsten Fall könnte ich sogar-

Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt