Dreizehn

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-IVANA-

Es dauerte keine zehn Sekunden nachdem ich die Tür geschlossen hatte, da wurde sie auch schon wieder aufgerissen. Ohne ein freundliches Klopfen, natürlich.

Ich rechnete mit Bené, der sich vielleicht als einzige Person in diesem Haus Sorgen um seine zukünftige Verlobte machte.

Stattdessen sahen mir dunkle Augen direkt ins Gewissen.

Izàn schloss die Tür und kam auf mich zu. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten könnte. Wie immer bei diesem Mann.

„Was soll das?", wollte er harsch wissen. „Mir geht es nicht gut" Das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen demütigte meine Stärke so sehr.

„Lüg' mich nicht an" Izàn sah mich an, als ob er mich am liebsten die Treppen runterwerfen wollte. „Ich habe keinen Grund dich anzulügen, Izàn. Lass mich jetzt—"

Er unterbrach mich und stand nun mittlerweile direkt vor mir. Seine Größe könnte mich einschüchtern, doch ich war zu sehr auf den unbändigen Sturm in seinen Augen konzentriert.

„Bené ist ein dummer, dummer Junge. Mit dem kannst du spielen. Aber nicht mit mir, Ivana. Du wirst da jetzt runter gehen, wie die brave Verlobte, die du bist"

Die verruchte Art wie er meinen eigentlich sanften Namen aussprach, sollte verboten gehören, für die sündige Wirkung, die sie in mir ausbreitete.

Heiser lachte ich auf in der Hoffnung ihn verstehen zu lassen, dass ich keinen seiner Befehle ernst nehmen würde.

„Mit dir spiele ich auch noch, keine Sorge. Du kommst auch noch dran" Izàn spannte sich am ganzen Körper an. „Ivana", raunte er mahnend. Ich wand mich an Gott und bat um Vergebung für meine Gedanken.

„Was? Ich werde nicht runter gehen und am Tisch mit den brutalsten Mördern dieses Landes zu Abend essen. Und Bené seine idiotische Braut werde ich auch nicht sein"

Izàn legte den Kopf leicht schief. „Wie oft muss ich dich noch warnen? Du wartest darauf, dass sie dir deinen frechen Mund mit Kugeln stopfen, bis du ihn schließt"

Diese ständigen Morddrohungen spielten mit meinen Nerven, als seien diese nicht bereits so strapaziert wie noch nie.

„Was passiert eigentlich, wenn ich ihnen einfach sage, dass ich Kommissarin bin und zu zumindest zwei von ihnen eine ausführliche Akte auf meinem Schreibtisch habe?"

Izàns Augen ruhten auf mir, wie ein Löwe seine Beute beobachtete.

„Sie werden dir ohne zu Zögern durch den Kopf schießen. Genau zwischen diese schönen Augen"

Izàn stand so dicht vor mir, dass ich seinen maskulinen Duft unbewusst inhalierte. Vor mir hatten sich schon einige Männer aufgebaut, um mir ihre Dominanz zu beweisen, weil sie davon ausgingen, dass eine Frau, wie ich genau sowas brauchte. Nie hatte auch nur eine einzige ihrer hundert Shows und armseligen Versuche gewirkt, nie bekamen sie was sie wollten.

Aber Izàn war doch auf eine absurde und beängstigende Art und Weise ein ganz anderer Fall. Einer, vor dem ich mich fern halten und fürchten sollte, wenn ich mit einem gesunden Menschenverstand auf die Welt gekommen bin.

IZANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt